Hintergründe zum Aufkommen des Islam (Teil 1): Das siebte Jahrhundert aus biblischer Perspektive

Hintergründe zum Aufkommen des Islam (Teil 1): Das siebte Jahrhundert aus biblischer Perspektive
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Wer sich über das Phänomen Islam den Kopf zerbricht, für den lohnt es sich, einen Blick auf die prophetischen und historischen Ereignisse dieser Zeit zu werfen. Von Doug Hardt

Bevor wir in einem zweiten Artikel den historischen Kontext untersuchen, in dem Mohammed lebte und predigte, betrachten wir das Leben im sechsten Jahrhundert aus biblisch-prophetischer Perspektive. Dabei legen wir die traditionelle adventistische Bibelauslegung zugrunde. Danach wenden wir uns der Geschichte der arabischen Halbinsel und Mohammeds Auftreten zu.

Was an Mohammed, des Religionsstifters des Islam, erst einmal auffällt, ist die Zeit, in die er geboren wurde – das späte sechste Jahrhundert – um genauer zu sein 570 n. Chr. Laut traditionell adventistischer Prophetieauslegung liegt das zu Beginn der unerhörtesten Zeitepoche, die in der Bibel unglaubliche siebenmal prophezeit wurde – den 1260 prophetischen Tagen (Jahren). An sieben verschiedenen Stellen beschreibt die Bibel die Zustände in der Kirche 500 Jahre nach Jesu Himmelfahrt. Das traditionelle adventistische Verständnis dieser Prophezeiungen wird hier nicht weiter erläutert. Dazu findet sich in Büchern wie Mervyn Maxwells zweibändigem God Cares und in vielen anderen eine ausführliche Behandlung des Themas.

Adventisten haben diese Prophezeiungen von Anfang an so verstanden, dass die Bibel die abenteuerliche Voraussage trifft, Gottes eigene Kirche würde sich in ein antichristliches System verwandeln. Dieses System würde

  • sich daran machen, Gottes »Zeiten und Gesetze« zu verändern (Daniel 7,25),
  • Reden gegen den Höchsten führen (Daniel 7,25),
  • die »Heiligen« unterdrücken (Daniel 7,25),
  • so verdorben sein, dass die Prophezeiungen von Daniel bis zur Endzeit versiegelt werden müssten (Daniel 12,7),
  • den heiligen »Vorhof« zertreten (Offenbarung 11,2),
  • so verdorben sein, dass Gottes zwei Zeugen bekleidet mit Sacktuch weissagen würden (Offenbarung 11,3),
  • die »Frau« (die wahre Gemeinde) dazu bringen, in die »Wüste« zu fliehen, wo sie versorgt werden würde (Offenbarung 12,6.14),
  • stolze und lästerliche Worte gegen Gott äußern (Offenbarung 13,5).

Eine Vision, die zweimal wiederholt wird, so erklärte Josef dem Pharao, weist darauf hin, wie dringend sie in Gottes Augen ist (1. Mose 41,32). Demnach musste die 1260-Tage-Prophezeiung nicht nur dringlichen, sondern überdringlichen Charakter haben! Keine andere Prophezeiung in der Bibel wird mehr als zweimal erwähnt, geschweige denn siebenmal wie diese. Es handelte sich also um eine äußerst wichtige Weissagung. Sonst hätte Gott sie nicht zu so vielen verschiedenen Gelegenheiten Daniel und Johannes offenbart. Bei längerem Nachdenken wird auch deutlich, warum.

Nachdem Jesus die Jünger verlassen hatte, befolgten sie seine Aufforderung und blieben in Jerusalem, um auf den Heiligen Geist zu warten. Zu Pfingsten dann begann die Kirche unter besten Vorzeichen. Das Buch der Apostelgeschichte berichtet von den Missionsreisen der ersten Evangelisten, die den neuen Glauben an den im Alten Testament prophezeiten Messias überall einführten. Gott hatte jetzt eine Gemeinde, die siegreich die Botschaft des gekreuzigten und auferstandenen Retters der ganzen Welt brachte. Die Apostel glaubten, dass Gott seine neue Gemeinde gegründet hatte und sie das Werk beenden würden.

Doch die Geschichte zeigt, dass alles anders kam, als die Apostel sich das gedacht hatten. Adventisten glauben, dass in der ersten Hälfte der Offenbarung eine prophetische Beschreibung von sieben Epochen zu finden ist, durch die Gottes messianische Gemeinde gehen würde. Diese Beschreibung – die Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Kleinasien – beginnt in Offenbarung 2. Als erste und beste Epoche beschreibt Jesus die Zeit der Apostel in dem Bild der »Gemeinde von Ephesus«. Er schildert die Gemeinde dieser Zeitperiode als arbeitsam, ausdauernd, rein und leidensbereit (Offenbarung 2,1-3). Gewöhnlich wird diese Gemeinde der Zeit von 31 bis 100 n. Chr. zugeordnet.

Mit der Zeit ließ jedoch der Eifer der Gemeinde nach, die nachfolgende Gemeinde Smyrna war leidgeprüft und arm (Offenbarung 2,8-10). Anders als die Gemeinde Ephesus wird sie nicht gelobt. Der Rat an Smyrna lautete: »Bleib treu!« Denn sie stand kurz vor der Verfolgung. Die Epoche von Smyrna sehen die Ausleger in der Zeit von 100 bis 300 n. Chr. Am Ende dieser Epoche wurde das Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches. Kaiser Konstantin war Christ geworden.

Nun schließt sich die Gemeinde von Pergamon an, die Adventisten in die Zeit von 313 bis 538 datieren. Dieser Gemeinde wurde gesagt, sie wohne, »wo der Thron Satans ist« (Vers 13). An ihr wird gepriesen, dass sie ihren Glauben nicht verloren hat, sondern treu geblieben ist. Doch sie wird dafür getadelt, dass in ihr Lehren vertreten wurden, die Freizügigkeit und gewisse Formen von Götzendienst duldeten. Die traditionelle Prophetieauslegung sagt, die Einführung heidnischer Praktiken in die Kirche in jener Zeit des sogenannten »Wohlstands« sei der Grund dafür gewesen, dass diese Gemeinde ihre biblische Grundlage verlor.

Damit kommen wir in die Nähe der Zeit Mohammeds. Laut Prophetie hatte die Christenheit um 538 n. Chr. bereits ihren Kontakt mit der Bibel verloren und heidnische Bräuche übernommen. Was ist also über Thyatira zu sagen, der Zeitepoche aus Offenbarung 2, in der Mohammed auftrat?

Von Thyatira wird gesagt, es gebe in ihr »Werke der Liebe und des Glaubens«, auch sei Dienst und standhaftes Ausharren in ihr anzutreffen. Dennoch wird sie sehr dafür getadelt, dass sie »Isebel, die sich eine Prophetin nennt«, toleriert (Vers 20). Diese verleite Gottes Diener zu Unzucht und Götzendienst – in anderen Worten: Sie baute auf den Irrtümern auf, die schon in der Zeit der Gemeinde Pergamon aufgekommen waren. Jesus warnt, dass jene, die ihr folgen, schrecklich leiden müssen, »wenn sie nicht Buße tun über ihre Werke« und dass er »ihre Kinder … mit dem Tod schlagen« muss (Vers 22.23). Er sagt dann, »alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der die Nieren und Herzen erforscht. Und ich werde jedem Einzelnen von euch geben nach seinen Werken« (Vers 23). In dieser Zeitepoche waren die Zustände so schlimm geworden, dass Jesus in Vers 24 und 25 sagt: »Ich will keine weitere Last auf euch legen.« Er bittet sie inständig, an dem festzuhalten, was sie haben, bis er kommt. In anderen Worten: »Haltet noch ein wenig aus, bis ihr diese Epoche überstanden habt!«

Offenbarung 2 enthält noch ein weiteres interessantes Detail: Während alle Botschaften an die Gemeinden vom Menschensohn überbracht werden, der in Kapitel 1 beschrieben wird, ist nur bei der Botschaft an Thyatira erwähnt, dass es der »Sohn Gottes« ist (Vers 18), der sie überbringt. Ein Detail, das auf die Zeit Mohammeds ganz besonderes Licht wirft. Denn die Frage um Jesu Gottessohnschaft war zu dieser Zeit in der Christenheit ein Riesenthema …

Aus biblischer Perspektive trat Mohammed auf der arabischen Halbinsel zu einer Zeit auf, als es dem Christentum nicht nur sehr schlecht ging, sondern es sich sogar in einem fortgeschrittenen Stadium des Abfalls befand … Die Bibel sagt eindeutig, dass die Kirchengeschichte keine perfekte Reise von Sieg zu Sieg sein würde, auf der die Nachricht vom auferstandenen und bald wiederkommenden Heiland überall gehört würde. Im Gegenteil: Die Bibel prophezeite, dass ein »Gesetzloser« aufkommen würde, bevor der Retter wiederkommt. Dieser würde nicht aufgrund der Wirkung Gottes, sondern Satans an die Macht kommen (2. Thessalonicher 2,8-10). Eine unglaubliche Vorstellung: Satan würde die Gemeinde geschickt infiltrieren und soweit ihre Führung übernehmen, dass die Bibel sagen kann, diese gefallene Kirche müsse durch »den Hauch seines Mundes« verzehrt werden und durch den Glanz seiner Wiederkunft (2. Thessalonicher 2,8). Mohammed trat kurz nach dem Beginn dieser unheilvollen Epoche auf …

Schlussfolgerung

Obwohl wir die historische Kulisse, vor der Mohammed geboren wurde und zu predigen begann, noch nicht untersucht haben, genügt schon dieser kurze Überblick über einige biblische Prophezeiungen, um folgenden Zustand für das Ende des sechsten Jahrhunderts der Christenheit voraussagen zu können:

  • Die christliche Gemeinde war zu dieser Zeit die große antichristliche Macht in der Welt.
  • Die christliche Gemeinde war überheblich, führte Reden gegen den Allerhöchsten und versuchte, sein Gesetz zu ändern.
  • Die christliche Kirche verfolgte die »Heiligen«, die treuen Nachfolger Jesu.
  • Die Wahrheit der Bibel und die Prophezeiungen wurden vernachlässigt.
  • Das geistliche Leben in der Christenheit schwand …
  • Götzendienst sowie sexuelle und geistliche Freizügigkeit waren Kennzeichen der Christen.
  • Jesu Gottessohnschaft wurde zum großen Thema.
  • Die »Frau« (die wahren Gläubigen) war gezwungen in die »Wüste« zu fliehen.

Mit diesem Bild vor Augen wenden wir uns nun den historischen Quellen zu. Werden sie das bestätigen, was die Bibel vorhergesagt hat?

Fortsetzungsartikel: Das siebte Jahrhundert aus historischer Perspektive

Mit freundlicher Genehmigung des Autors gekürzt aus: Doug Hardt, Who Was Muhammad?, TEACH Services (2016), Kapitel 3, »The Biblical Perspective on the Seventh Century«

Das Original ist als Paperback, Kindle, und E-Book hier erhältlich:
www.teachservices.com/who-was-muhammad-hardt-doug-paperback-lsi


 

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