Vorwort der Autorin: In letzter Zeit wird viel über die Initiative Total Member Involvement (Alle Glieder involvieren!) in der Adventgemeinde gesprochen. Das klingt spannend! Aber was bedeutet es für hunderttausende junger Erwachsener, die dem Pfadfinderalter entwachsen sind und sich noch entscheiden müssen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollen? Wie können wir auch sie davon begeistern, Jesus wirklich an erste Stelle zu setzen und sich in der Evangeliumsverkündigung einzubringen? Ich glaube, ich habe die Antwort auf diese Fragen gefunden: nicht in einem Gemeindeausschuss oder dem Planungskomitee eines Ministrys, sondern auf den Knien mit einer Gruppe suchender Jugendlicher auf den Philippinen. Die Antwort, die ich gefunden habe, gilt nicht nur für junge Leute, sondern auch für dich und mich.
Als unser mit Passagieren und Gepäck überfüllter Jeep sich seinem Zielort näherte, war ich voller Spannung und Erwartung.
»Wird der ›Philippines Youth for Christ‹-Kongress tatsächlich seinem Ruf alle Ehre machen?«, fragte ich mich.
Als wir ankamen, überspannte ein beeindruckendes Transparent die Einfahrt des adventistischen »1000 Missionary Movement«-Campus in Silang. Dort stand in wenigen Lettern: »Jesus kommt bald.« Lächelnde Gesichter hießen uns herzlich willkommen, als sich das Tor öffnete und unser Wagen passieren durfte.
Als ich eine Stunde später zur ersten Gebetsversammlung dazustieß, wusste ich, dass dieser Kongress tatsächlich etwas Besonderes war. Noch konnte ich es nicht genau benennen. Normalerweise braucht es immer eine Weile, bevor man den Heiligen Geist spüren kann auf solchen Versammlungen. Doch diesmal war es anders. Intensive Hingabe kennzeichnete schon diese ersten Gebete. Herzen demütigten sich vor Gottes Thron voller Erwartung auf das, was er in den kommenden Tagen tun wolle.
Später am Abend erfuhr ich in der Eröffnungsansprache, warum der Heilige Geist schon zu spüren war, als wir in den Campus einbogen. Man hatte den Kongress buchstäblich schon monatelang in Gebet getaucht. Die Organisatoren des Kongresses, lauter dynamische junge Leute und engagierte Pastoren, hatten im Vorfeld sogar »100 Gebetstage« veranstaltet.
Als eine der Beitragenden, die gerade erst von der anderen Seite des Globus eingetroffen war, hätte ich eine gute Ausrede gehabt am nächsten Morgen um 5:00 Uhr das Gebetstreffen zu verschlafen. Doch ich war entschlossen, mir keinen Segen entgehen zu lassen, vor allem, weil ich Erstaunliches von Teilnehmern des letzten »Philippines Youth for Christ«-Kongresses gehört hatte.
Kurz vor fünf am nächsten Morgen, machte ich mich also auf den Weg in den Gemeindesaal zum Beten. Ich war nicht allein. Etwa 400 junge Leute strömten ebenfalls herbei. Sie sahen übrigens nicht so verschlafen aus wie ich, sondern strahlten voller Erwartung und Freude übers ganze Gesicht.
Ich hörte still und mit geschlossenen Augen zu, als die Jugendlichen Gott ihre Herzen in Dankbarkeit und Lob ausschütteten, ihre Herzen in Reue um ihren Laodizea-Zustand demütigten und sich dann mutig auf die Verheißungen in Gottes Wort beriefen. Als sie zwischen den Gebeten Lieder der Anbetung sangen, schien es mir, als könnte ich die Engel im Himmel mitsingen hören. Es war ein Vorgeschmack des Himmels und ich wünschte, es würde nie enden.
Doch es wurde nicht nur gebetet. In den nächsten Tagen, studierten die fast 700 jungen Teilnehmer intensiv die Schriften und kopierten Abschnitt für Abschnitt, den die Redner präsentierten. Das begeisterte Interesse der jungen Leute erstaunte mich. Immerhin waren die gebrachten Botschaften keine leichte und unterhaltsame Kost, sondern tief und überzeugend. Aber die Versammelten schienen immer noch Hunger auf mehr zu haben.
Beim Outreach füllte sich ein Bus nach dem anderen mit den Teilnehmern, die dann in die Straßen ausschwärmten, um Jesus zu bezeugen. An jenem Abend hörten wir viele Zeugnisse. Gott wurde für die erstaunlichen Dinge gelobt, die er getan hatte.
Umgekrempelt
Ich werde die zierliche, leise sprechende Arieona nicht vergessen, die aus Malaysia zum Kongress eingeflogen war. Trotz ihrer kleinen Statur brannte in ihren Augen ein Riesenfeuer, als sie mir erzählte, wie Gott ihre Leidenschaft zum Dienst anfachte und ihr große Träume für ihr zukünftiges Wirken schenkte.
»Vor dem Kongress hab ich mich nicht einmal getraut, denen von meinem Glauben etwas zu erzählen, die mit mir in einem Haus wohnen«, gestand sie mir. »Doch seit dem Kongress letztes Jahr, gebe ich mutig Zeugnis. Ich möchte mein Leben und meine Jugend nicht mehr mit Oberflächlichkeiten vergeuden.
Arieona, die sich bereits in der Jugendarbeit engagiert, betet nun dafür und arbeitet schon daran, einen ähnlichen Kongress in Malaysia zu veranstalten.
Eine junge Frau namens Kym erzählte, sie sei kurz vor dem Kongress durch ihre Zulassungsprüfung zur Anwältin gefallen. Dann habe sie sich in allerletzter Minute zum Kongress angemeldet in der Hoffnung, dort zu erkennen, wie es weitergehen sollte. Als der Kongress zu Ende war, schrieb sie mir, sie sei aus einer »großen Enttäuschung zu einer Verabredung mit Gott« gekommen.
»Meine Anwaltskarriere liegt scheinbar erst einmal auf Eis, aber das ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Ich werde mein Lebenswerk fortführen und das ewige Evangelium verkündigen. Jetzt erkenne ich, dass dies das eigentlich Wichtige ist!«
Ein junger Mann namens Randy erzählte mir, er habe mehr als sieben Jahre lang einen homosexuellen Lebensstil geführt. Während des Kongresses habe er das Ergebnis seines AIDS-Tests erfahren. Es war HIV-negativ, obwohl er dem Virus ausgesetzt gewesen war.
Mit Tränen in den Augen habe er sich auf dem Kongress mit entfremdeten Angehörigen versöhnt und sich entschlossen, sein Leben wieder ins Lot zu bringen. Nun wolle er mit neuen Freunden ein Ministry gründen, das anderen Filipinos hilft, die mit Homosexualität kämpfen.
»Der Kongress ist nicht mein Retter«, sagte mir Randy per E-Mail vor ein paar Tagen. »Aber er hat mich auf meinen Retter hingewiesen und war ein mächtiges Werkzeug in Gottes Hand, das mich geläutert, mir meine Not gezeigt und mich aus meiner dunkelsten Stunde herausgeholt hat. Mein Leben ist völlig umgekrempelt worden.«
Der Höhepunkt auf dem Kongress war für Jae, eine andere Teilnehmerin, der Moment, als sie denselben Taxifahrer traf, mit dem sie letztes Jahr auf dem Kongress beim Outreach gebetet hatte. Die Frau des Mannes war krank gewesen und Jae hatte angeboten, für sie zu beten, nachdem sie dem Mann Literatur gegeben hatte.
Während Jae sich anfangs gar nicht an den Mann erinnern konnte, erkannte er sie sofort, als er sie beim diesjährigen Outreach auf der Straße wiedersah. Er dankte ihr voller Freude für ihre Gebete.
Jae kamen die Tränen, als sie später davon erzählte.
»Ich möchte Gott einfach dafür danken, dass er mich gebrauchen kann«, sagte sie.
Bereit zum Dienst
Ich muss zugeben, dass ich viel über diesen Kongress nachgedacht habe. Es gab keine Sporteinlagen, keine Lichtshows, keine bunten Anspiele, kein Junkfood und keine Partys bis mitten in die Nacht. Auf dem Programm standen nur einfache biblische Wahrheiten, ernstes Gebet und der Aufruf, Gott mit demütigem Herzen zu suchen.
Viele hatten große Opfer gebracht, um dabei zu sein. Eine Gruppe hatte gesammelte Flaschen und Plastik verkauft, um genug Geld zu haben, dass sie sich das günstigste Verkehrsmittel zum Kongressort leisten konnten. Außerdem kamen sie im Glauben, ohne zu wissen, ob sie einen Schlafplatz erhalten oder Essen bekommen würden. Andere junge Leute konnten sich kaum die Grundgebühr für die Anmeldung leisten und kamen mit Zelten und notdürftigem Proviant, bereit, ohne jeden Komfort auszukommen; Hauptsache, sie durften dabeisein. Viele Teilnehmer erzählten, dass Gott ihr Kommen auf wundersame Weise durch Geld und Mittel ermöglicht habe.
»Warum sollten Hunderte junger Leute so große Opfer bringen, nur um dabeizusein?«, fragte ich mich.
Dann erinnerte ich mich daran, dass keine Aktivität so nahrhaft für eine Seele oder so lebensverändernd ist wie diese. Denn die Bibel sagt uns: »Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!« (Johannes 8,32) Erst einmal frei, kann man nicht mehr schweigen – man muss der Welt von dem einen erzählen, der einen frei gemacht hat!
Als ich den Campus um 4:00 Uhr am Sonntag verließ, um in die USA zurückzukehren, erlebte ich die große Freude von Fesanmie, die mit Hunderten anderen an der Krönung des Kongresses teilnahm, einer Gebetsnacht. Sie sagte, die Gebete hätten ihr Leben verändert.
»Während des Kongresses spürte ich, dass der Heilige Geist an den Herzen der jungen Leute wirkte, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte«, schrieb sie mir später. »Es war, als wäre jeder Tag Sabbat. Absolut erstaunlich! So lange schon habe ich auf eine Erweckung dieser Art unter meinen Altersgenossen gewartet. Jetzt bin ich begeistert, ein Teil des großen Werkes zur Evangeliumsverkündigung zu sein. Ich möchte ein Ministry gründen und für Jesus aktiv werden. Ich glaube, dass Gott schon damit anfängt, den Spätregen in unserer Mitte auszugießen.«
Die Erfahrung auf den Philippinen wiederholen
Ich kann nur von ganzem Herzen zustimmen!
Die Mitgründerin der Adventgemeinde Ellen White schrieb in Adventist Home: »Während der letzten Ereignisse dieser Weltgeschichte werden viele dieser Kinder und Jugendlichen durch ihr Zeugnis für die Wahrheit Erstaunen auslösen. Sie werden ihr Zeugnis schlicht, aber voller Geist und Kraft ablegen. Man hat sie die Furcht des HERRN gelehrt. Durch sorgfältiges Bibelstudium unter Gebet hat man ihre Herzen zum Schmelzen gebracht. In der nahen Zukunft werden viele Kinder mit Gottes Geist ausgestattet. Sie werden der Welt die Wahrheit verkündigen zu einer Zeit, wenn die älteren Gemeindeglieder dies nicht mehr gut tun können.« (S. 489)
Ich glaube, ich bin vielen dieser Kinder und Jugendlichen auf dem »Philippines Youth for Christ«-Kongress begegnet.
Wir werden in der Adventgemeinde nicht nur erleben, wie alle Glieder involviert werden, sondern alle Jugendlichen. Was ich auf den Philippinen erlebt habe, muss nicht auf die Philippinen begrenzt bleiben. Ich glaube, es kann überall geschehen, wo Herzen sich wahrhaft demütigen und man aufrichtig nach einer tieferen Erfahrung mit Jesus hungert. Ellen White schrieb in Desire of Ages: »Dem Herzen, das seine Not spürt, wird nichts vorenthalten. Es hat unbeschränkten Zugang zu dem, in welchem alle Fülle wohnt.« (S. 300)
Spüren wir unsere Not? Sind wir bereit unsere Herzen wahrhaft zu demütigen und uns von unserem Ich so zu entäußern, dass er uns erfüllen kann?
Mein Gebet ist, dass die Erfahrung der Philippinen schon bald jeden Winkel unseres Globus erreicht, damit das Werk beendet werden und wir heimgehen können.
Ja, komm Herr Jesus!
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin: »Young People in Philippines Offer lesson on How to Inspire Adventists Worldwide,« Review and Herald, 28. Juli 2016
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