Heilung für Geist und Seele (Teil 7): Ein Plädoyer für Gewohnheiten

Heilung für Geist und Seele (Teil 7): Ein Plädoyer für Gewohnheiten
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Stressbewältigung durch gezieltes Programmieren. Von Elden Chalmers

Haben Sie manchmal einfach keine Lust mehr an alles zu denken, was noch zu tun ist? Sehnen Sie sich zuweilen danach, nicht immer für andere mitdenken zu müssen? Wo sind die verlegten Sachen? Wann ist die Verabredung? Was ist noch zu tun? Es ist doch schon schwierig genug, sich an die eigenen Dinge zu erinnern!

Vielleicht ist es dann ja an der Zeit für Sie, sich eine ganze Anzahl guter Gewohnheiten anzueignen. Gewohnheiten können das Denken unglaublich entlasten. Feste Gewohnheiten laufen nahezu völlig automatisch ab und erfordern fast keine Denkleistung!

Praktische Anregungen

Beinahe jede Routineaufgabe kann aus Gewohnheit erledigt werden. Setzen Sie sich doch einmal hin und überlegen Sie sich, wie viele Dinge Sie regelmäßig tun oder tun sollten. Machen Sie sich eine Liste und schieben Sie die einzelnen Punkte solange hin und her, bis Sie die sinnvollste Reihenfolge gefunden haben. Kombinieren Sie Aufgaben, die von Natur aus zusammengehören. Verbinden Sie Aufgaben, die leicht in Vergessenheit geraten mit solchen, die Sie nie vergessen.

Familienandachten und geselliges Zusammensein lassen sich gut mit den festen Mahlzeiten verbinden, genauso das Zähneputzen. Kleidungsstücke liegen nicht herum, wenn man sie nie irgendwo ablegt, sondern aus Gewohnheit schon beim Umziehen sofort auf den Bügel hängt.

Machen Sie eine Gewohnheit aus allen regelmäßigen Aufgaben: den täglichen, wöchentlichen, monatlichen und jährlichen. Kombinieren Sie jede Gewohnheit mit einer Tätigkeit, die Sie nie vergessen. Malen Sie sich die Reihenfolge bildlich vor Augen, stellen Sie sich vor, wie Sie diese Gewohnheit zu einer festgesetzten Zeit ausüben. Ihre innere Uhr wird sich darauf einstellen und Sie werden eine ganze Menge Kraft und Energie sparen.

Der günstigste Zeitpunkt

Gewohnheiten können in jedem Alter erlernt werden. Kindern, vor allem Kleinkindern, fällt dies natürlich am leichtesten. Gehirnzellen, die bei einer gewissen Aufgabe zusammenarbeiten müssen, arbeiten auch in der Zukunft leichter zusammen.

Netzwerke, die bestimmte Gehirnzellen durch solch eine Zusammenarbeit bilden, werden sehr schnell stabil und lassen sich nur schwer für andere Aufgaben umstrukturieren. Deshalb sind auch die Gewohnheiten, die in frühester Kindheit erworben wurden, am dauerhaftesten. Die Wiederholung spielt dabei natürlich eine noch größere Rolle.

Einige Gewohnheiten erlernen wir schneller als andere, weil wir unterschiedliche Gewohnheitsneigungen geerbt haben. Schlechte Gewohnheiten sind schon seit Jahrhunderten so verbreitet, dass sie leichter erworben werden als gute. Haben sie sich erst einmal festgesetzt, kann man mit ihnen nur sehr schwer brechen.

Wenn Kinder sich selbst überlassen bleiben, nehmen sie das Schlechte schneller auf als das Gute. Die Bibel sagt ja schon: »Wir waren von Natur Kinder des Zorns« (Epheser 2,3).

Die innere Uhr

Gewohnheiten arbeiten wie andere Nervenaktivitäten auch nach einem rhythmischen Muster. Man wird gewöhnlich zur gleichen Zeit wach und müde, wird zu den Mahlzeiten hungrig und vermisst ab einer bestimmten Uhrzeit ein verspätetes Familienglied. So wie man mit den Fingern auf den Tisch trommelt, betrinkt sich auch der Alkoholiker nach einem bestimmten Rhythmus.

Ich hatte einmal eine Patientin, die jeden April unter schrecklichen Erstickungsanfällen litt. Sie war einige Jahre zuvor im Monat April vergewaltigt worden, jetzt wiederholte ihr vegetatives Nervensystem1 jedes Jahr diese Aprilerfahrung. Sie durfte geheilt werden, als wir den rhythmischen Kreislauf durchbrachen, indem wir das vegetative Nervensystem im Monat April mit besonders schönen Erlebnissen programmierten.

Wie kann man seine Gewohnheiten innerhalb von Wochen verändern?

Zuerst einmal ist ein entschlossenes Handeln notwendig. Sagen Sie mit Nachdruck »Nein!« oder entschieden: »Ja, das mache ich!« Dann bilden sich die Boutons schneller aus. Das elektrische Potenzial pflanzt sich in den Nerven bei einem starken Impuls schneller fort!2

Wie lange braucht wohl eine Nervenzelle, um eines der komplexen Proteinmoleküle zu bilden, aus denen die Boutons bestehen? – Nur eine Sekunde! Wenn eine Nervenzelle stark genug stimuliert wird, sendet der Zellkern zu winzigen fadenartigen Substanzen im Zellplasma den Auftrag, aus gewissen Aminosäuren Eiweißmoleküle herzustellen. Das alles geschieht in nicht mehr als einer Sekunde!3

Natürlich besteht ein Bouton aus mehreren tausend Molekülen. Je stärker aber die Entschlossenheit, je mehr Energie aufgebracht wird, desto schneller pflanzt sich das elektrische Potenzial in den Bahnen fort: Neue Gewohnheiten entstehen und alte werden blockiert. Kein Wunder, dass der weise Salomo gesagt hat: »Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft.« (Prediger 9,10)

Als nächstes muss der alte Impuls möglichst im Keim erstickt werden, also während er Gestalt annehmen will! Denn wenn die Gedanken um eine Sache kreisen und sich das Bild voll entwickelt, dringt es schließlich bis in die motorischen Bahnen in Gehirn und Körper vor und festigt so die alte Gewohnheit …

Fortsetzung       Teil 1 der Serie

1 Es arbeitet ohne unsere bewusste Entscheidung (Herzschlag, Atmung, etc.)
2 J.C. Eccles, The Understanding of the Brain, N.Y.: McGraw-Hill, 1973, page 77
3 Ibid. chapter 3

Elden M. Chalmers, Healing the Broken Brain, Science and the Bible Reveal How the Brain Heals, Remnant Publications, Coldwater, Michigan, 1998, S. 35-42

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