MMS (Miracle Mineral Supplement): Gift oder Wundermittel?

MMS (Miracle Mineral Supplement): Gift oder Wundermittel?
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Wie steht die adventistische Gesundheitsbotschaft dazu? Von Kai Mester

US-Amerikaner Jim Humble, bis 1981 Scientology-Mitglied und 2010 Gründer der Sekte Genesis II, Church of Health & Healing wird als Erfinder des Wundermittels MMS angesehen.

Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Natriumchlorit und einer Säure, wobei Chlordioxid entsteht, also schlicht Chlorbleiche, die nicht nur zum Bleichen, sondern ebenso zum Desinfizieren gebraucht werden kann. In sehr geringen Dosen wird es zum Beispiel zur Trinkwasserdesinfektion eingesetzt.

Dieses Mittel findet auch unter deutschen Adventisten immer mehr Anhänger. Einerseits ist es verständlich, weil die adventistische Gesundheitsphilosophie eine gesunde Skepsis gegenüber Schulmedizin und Pharmazie nahelegt und sich dafür ausspricht, soweit wie möglich natürliche Heilmittel in Anspruch zu nehmen. Dadurch haben sich viele Adventisten für das Gedankengut der alternativen Medizin geöffnet. Da diese allerdings weitaus mehr umfasst als nur natürliche Heilmethoden, zum Beispiel okkulte, fernöstliche und quacksalbrige Heilungsansätze, ist besondere Vorsicht geboten.

Was ist nun von dem Wundermittel MMS zu halten, das angeblich gegen eine beeindruckende Liste von Krankheiten wirkt?

Befürworter von MMS behaupten, die Substanz würde gegen alle möglichen Krankheiten helfen und dabei zwar Viren und Bakterien angreifen, jedoch kein menschliches Gewebe. Tatsächlich ist es aber so, dass Chlordioxid in keiner Weise selektiv ist. MMS ist vielmehr ein Oxidationsmittel, eine äußerst reaktive Substanz, die sobald sie auf etwas trifft, mit dem sie reagieren kann, auch reagiert. Auf diese Weise schadet sie biologischem Gewebe und zerstört es je nach Konzentration auch. Oxidationsmittel schaden biologischen Zellen, egal ob diese von Bakterien oder von Menschen stammen. Die heftigen Reaktionen wie Übelkeit und Erbrechen, die von Anwendern beschrieben werden, sind eine Reaktion des Körpers auf die hohen Konzentrationen dieses Desinfektions- und Bleichmittels, die zur »Behandlung« empfohlen werden.

Die adventistische Ernährungsphilosophie empfiehlt für optimale Gesundheit eine pflanzliche Kost. Diese enthält sehr viele Antioxidantien, um den Organismus vor Oxidation durch freie Radikale zu schützen. Es erscheint daher widersprüchlich, ein Mittel wie Chlordioxid zu empfehlen oder einzunehmen, das genau gegenteilig als Oxidans wirkt.

Zudem ist es erstaunlich, dass mit MMS gerade ein Mittel aus dem breiten Spektrum alternativer »Heilkunst« Akzeptanz findet, das weitere Kriterien erfüllt, vor denen Ellen Gould White als die Person warnte, welche die adventistische Gesundheitsphilosophie maßgeblich prägte.

1. Gifte schaden auch in geringen Mengen.

»Wenn dies (Strychnin/Brechnuss) in kleinsten Mengen eingenommen wird, hat es einen sehr starken Einfluss. Wird davon aber zu viel genommen, führt es oft zu Krämpfen, Lähmung, Wahn und Tod. Viele nutzen dieses tödliche Übel in kleinen Mengen. Würde ihnen aber seine Wirkung klar, würden sie nicht ein Körnchen davon ihrem Organismus zumuten.« (Spiritual Gifts 4a, 138)

»Opium ist ein langsam wirkendes Gift, wenn man es in kleinen Mengen zu sich nimmt.« (ebd.)

2. Giftige Substanzen sind eine Belastung für den Organismus.

»Die Natur bringt Einsatz, um den Organismus von toxischen Unreinheiten zu befreien. Sie erzeugt Fieber und das, was man ›Krankheit‹ nennt. Doch auch dann noch könnte viel Leid vermieden werden, wenn die Betroffenen die Natur bei ihren Bemühungen durch reines, weiches Wasser unterstützen würden. Aber viele versuchen stattdessen, die Gifte aus dem Körper zu bekommen, indem sie ein noch tödlicheres Gift einnehmen, damit das Gift, das schon im Körper ist, verschwindet.« (Review and Herald, 12. Dezember 1899)

»Die Natur möchte gar nicht die Hilfe, die viele meinen ihr geben zu müssen. Befreit man sie von der Last, die ihr von den Bräuchen und Moden dieser Zeit auferlegt wurde, dann erlebt man oft, wie sie sich selbst regeneriert. Die Verwendung von Drogen ist nicht in Harmonie mit den Lebens- und Gesundheitsgesetzen und entspricht nicht ihrer Natur. Die Medikation mit Drogen ist für den Körper eine Doppelbelastung. Sie stellt eine zusätzliche Belastung zu der bereits bestehenden dar.« (Manuscript Releases 15, 278)

»Durch giftige Drogen machen sich viele lebenslänglich krank. Viele sterben, die man durch natürliche Heilmittel hätte retten können.« (Ministry of Healing, 126)

3. Heildrogen bringen Scheinerfolge.

»Ärzte brauchen Weisheit und Erfahrung, um umfassende Gesundheitsreformer zu sein. Dann werden sie ihren Patienten durch ihre Beratung und ihr Vorbild konstant von Heildrogen abraten. Denn sie wissen nur zu gut, dass der Drogenkonsum zwar vorerst zu positiven Ergebnissen führen kann. Durch ihn wird aber dem Organismus das zugeführt, was später große Schwierigkeiten verursacht, von denen man sich möglicherweise sein ganzes Leben nicht mehr erholt.« (Manuscript Releases 15, 280)

Anders als zu Ellen Whites Zeiten müssen Heildrogen heute einen aufwändigen Zulassungsprozess durchlaufen, wenn sie für den Markt freigegeben werden sollen. Manche Medikamente unterliegen sogar einer Verschreibungspflicht. Das macht sie nicht automatisch immun gegen die angeführte Kritik, denn auch Studien und Menschen können irren. Wird aber eine Heildroge erst gar nicht zugelassen, sondern auch noch davor gewarnt, weil im schlimmsten Fall sogar schon Todesfälle zu verzeichnen sind, ist es ratsam, die Finger davon zu lassen und sich als Adventist auf die adventistische »Gesundheitsbotschaft« zu besinnen.

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