Gottes Befreiungsplan im Überblick: Moses Vision (Teil 1)

Gottes Befreiungsplan im Überblick: Moses Vision (Teil 1)
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Und der Horizont wird weit … Von Ellen White

Nachdem Mose den Israeliten letzte Anweisungen gegeben und sie ausgiebig unterwiesen hatte, bestieg er den Berg Nebo. Vom Gipfel Pisga sah er das Panorama des Landes, das er nicht betreten durfte. Während es vor seinen Augen ausgebreitet wurde, gingen Gottes Engel auf jeden Teil des Landes ein. Sie erzählten ihm von der Fruchtbarkeit des reichlich bewässerten Bodens. Er sah die Getreidefelder und die mit Früchten beladenen Bäume genau so, wie sie im gelobten Land erschienen. Das ganze Land lag in all seinem Reichtum und seiner Schönheit vor ihm ausgebreitet. Es war ein wunderschönes Land! Die himmlischen Engel versicherten ihm: »Gott wacht das ganze Jahr hindurch fürsorglich über dieses Land.«

Sie machten Mose auf die verschiedenen Teile des Landes aufmerksam, in denen sich die Stämme Israels ansiedeln würden. Das Volk, das er durch Gottes Vorsehung an die Grenzen ihres verheißenen Erbes geführt hatte, sah er in dieser Schau schon inmitten dieses großartigen Landes wohnen.

Deine Schuld und dein Leid sind geringer, als du meinst

Die Engel sagten Mose auch: »Du trauerst zwar über deine Sünde und dass du das gelobte Land nicht betreten kannst. Auch fühlst du dich schuldig an der Sünde der Kinder Israel. Doch es war ihre Sünde. Ihr murrender und klagender Geist ließ dich vom Recht abweichen und eine Sünde begehen, die dir den Einzug ins gelobte Land verwehrt. Nicht du leidest am meisten, empfindest die Sünde in deinem Herzen am tiefsten, sondern der Gesalbte, euer unsichtbarer Führer. Gegen ihn haben sie sich versündigt. Der Gesalbte trägt ihre Sünden. Ihn haben sie verletzt, nicht dich. Er leidet am stärksten.«

Die himmlischen Boten erwähnten auch die Opfer, die auf die Kreuzigung des Gesalbten hinwiesen, und enthüllten Moses Augen zukünftige Ereignisse: die Ankunft des Erlösers, sein Geburtsort und die Art und Weise seines Kommens; Schimpf, Spott und Schande, welche die jüdische Nation, Gottes Lieblingsvolk, auf den Erlöser, Lebensspender und Befreier häufen würde; ja sie enthüllten ihm auch den Mord an dem, der Israel doch nur Leben schenken wollte.

Der Messias ist anders als erwartet

Obwohl andere Nationen sie unterdrückten, betonten die Juden der alten Zeit, dass ihr Messias als mächtiger König kommen und sie befreien würde. Den umliegenden Nationen erklärten sie, dass der Gesalbte in Herrlichkeit kommen, ihr Joch der Knechtschaft brechen, seine Verheißungen einhalten und sie auf Throne setzen würde, auf denen sie als Könige und Priester gemeinsam mit ihm über die ganze Welt herrschen würden. So wichtig fühlten sie sich! Ihr Fehler lag darin, dass sie auf sein erstes Kommen die Prophezeiungen anwandten, die sich auf sein zweites Kommen beziehen und auf die erneuerte und von den Erlösten bewohnte Erde.

Als der Gesalbte nicht so prunkvoll und prächtig kam, wie man es von einem mächtigen irdischen König erwartete, sondern als ärmlicher, »ganz normaler« Mensch, war ihr Unmut und ihre Enttäuschung groß! Dies war bestimmt nicht der Mann, der sie erlösen würde. Ihn würden sie nicht als König anerkennen. Er umgab sich nicht mit der High Society seiner Zeit und ließ sich nicht huldigen wie irdische Könige. Unter den Armen und Bedürftigen trat er auf. Bei den Unterdrückten war er zu finden. Den Hilflosen half er aus ihrer Not, dem einfachsten Menschen stand er zur Seite. Dass dieser Mann der erwartete Messias sein könne, ging ihnen nicht in den Kopf. Daher wollten sie ihn nicht anerkennen.

Wenn der Glaube die Liebe tötet und der Stolz die Wahrheit

Die jüdische Nation war zu Jesu Zeiten immer stolzer geworden. Viele der damaligen Juden bildeten sich auf ihre Rechtschaffenheit viel ein, machten sich besonders große Gebetsriemen, sprachen lange Gebete auf den Marktplätzen und gaben ihre Almosen öffentlich. Ihr Glaube bestand aus vielen Formen, heiligen Handlungen, Reinheitsgeboten, Riten und Zeremonien. Er kam nicht von Herzen. Obwohl sie ihrem religiösen Bekenntnis einen so hohen Stellenwert einräumten, scheuten sie sich nicht, die Armen zu unterdrücken und sie auf jede erdenkliche Weise auszunutzen.

Bei solchem Stolz war es undenkbar, den niedrigen Nazarener als Messias anzuerkennen. Ihnen war klar: Wenn wir uns auf die Seite dieses bescheidenen Mannes stellen, ist uns der Spott und Hohn aller umliegenden Nationen gewiss. Nachdem sie so laut den rasanten Aufstieg verkündet hatten, den sie durch die Ankunft des Messias erleben würden, war nicht daran zu denken, den Zimmermannssohn als Messias anzunehmen. Satan hatte ihre Augen geblendet. Sie wussten einfach nicht, was zu ihrem Besten war.

Jesu unübertroffenes Opfer

Nun wurde Mose der Zustand der jüdischen Nation bei der ersten Ankunft des Gesalbten gezeigt. Ihm war bewusst, dass es äußerst schwer gewesen war, Israel durch die Wüste zu führen. Doch seine eigenen Leiden verblassten, als er einen Blick auf Jesu Leben erhaschte und sah, welches Leiden er ertragen und welch großes Opfer er für die Rettung seines Volkes bringen würde.

Mose hatte Opfer gebracht. Er war bereit gewesen, sein eigenes Leben für die Rettung anderer zu geben. Er hatte sogar zum HERRN gebetet, seinen Namen aus dem Buch des Lebens zu löschen, damit Israel überleben könnte – das Volk, das Gott auf so wunderbare und wundersame Weise befreit hatte. Doch der HERR wollte den Namen seines Dieners nicht aus seinem Buch tilgen. »Ich will [nur] den aus meinem Buch tilgen«, sagte er, »der an mir gesündigt hat.« (2. Mose 32,33) Immer wieder hatte der HERR sein halsstarriges Volk auf Moses Fürsprache hin verschont.

Mose wurde die Blindheit der jüdischen Nation offenbart. Ihr ständiger Vorwand war: »Das Gesetz, das Gesetz; der Vater, der Vater!« Unter Berufung auf das Gesetz und den Vater lehnten sie ihren Erlöser ab. »Was diesen Messias betrifft«, sagten sie, »so haben wir nichts mit ihm zu tun. Hinfort mit ihm!« Sie brachten denjenigen um, der gekommen war, ihnen das Leben zu schenken.

Mose und Jesus weinten

Als Mose die Kreuzigung gezeigt wurde, was muss sich da auf dem Pisga-Gipfel ereignet haben! Ich habe oft gedacht: Wenn ich Maler wäre, würde ich diese Szene in Moses Leben porträtieren, als die Bilder an ihm vorüberzogen, in denen der Engel des Bundes Todesqualen litt, der die Israeliten durch die Wüste geführt und sie auf ihrer Wanderung von Ägypten nach Kanaan geleitet hatte …

Als der Gesalbte auf dem Berg stand und über die heilige Stadt blickte, hatte er weinend ausgerufen: »Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden.« (Matthäus 23,37.38)

Nun sah Mose die Sünde der jüdischen Nation, für deren Rettung er bereit gewesen wäre, seinen eigenen Namen aus dem Lebensbuch tilgen zu lassen. Er sah, wie sich der Gottessohn von der Nation verabschiedete. Nun schien ihr Schicksal besiegelt; denn sie hatten den Messias verworfen. Natürlich würde ihr Haus ihnen wüst gelassen! Als ein Engel die Worte des Gesalbten zitierte, breitete sich ein Ausdruck der Bedrängnis und Angst über sein Antlitz aus. Bittere Tränen liefen über seine Wangen. Er teilte den Schmerz, den der Messias empfand.

Von der Kreuzigung zur Himmelfahrt mit Eskorte

Mose hörte diese Nation nach dem Blut des Gesalbten schreien, die doch Gott zu einer Königsnation, einem Sondervolk, einem heiligen Priestertum erklärt hatte. Er sah, wie sie seinen Erlöser kreuzigten. Jesu Kreuzesqualen wurden ihm gezeigt. Er sah den Erlöser in Josephs neuem Grab liegen und blickte weiter, wie er als majestätischer Eroberer auferstand und mit einer Vielzahl Gefangener in Begleitung von Engelscharen zum Himmel aufstieg.

Doch welch eine Veränderung geschah in seinem Gesicht, als er die Himmelfahrt des Erlösers erblickte und sah, dass er selbst einer von denen sein würde, die dem Erlöser aufwarten und ihm die ewigen Tore öffnen sollten! Die Freude, der Glanz, das Strahlen lässt sich nicht in Worte fassen, keine Feder vermag es aufzuschreiben. Mose würde einer von denen sein, die den Messias auf dem Berg der Verklärung trösten würden.

Dann wurde ihm die Menge der Gefangenen gezeigt, die auferstanden, als Jesus von den Toten auferweckt wurde. Sie gingen in die Stadt und gaben sich vielen zu erkennen. Man hatte der römischen Grabwache zwar eine Lüge in den Mund gelegt – die Jünger wären nachts gekommen und hätten Jesu Leichnam gestohlen. Doch die Auferweckung dieser Gefangenen machte klar, dass Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist. Er hatte damit unumstößlich seine Gottsohnschaft bewiesen. Satan konnte die Auferstehung des Gesalbten nicht verbergen. Seit dieser Zeit glauben Menschen an den Gekreuzigten als Gottes Sohn.

Satans Strategiewechsel

Von da an war Satan besonders bestrebt, den Vater und den Sohn zu trennen.

Er hatte die Juden zu dem Ruf inspiriert: »Das Gesetz, das Gesetz; der Vater, der Vater! Hinfort mit dem Sohn! Keine Achtung dem Sohn, wir wollen ihn nicht! Gott wirkt in seinen Wundern nicht; denn er tut sie durch Satan!«

Als aber die Menschenmassen plötzlich an den Sohn glaubten und die göttliche Wahrheit von den Lippen der Jünger Jesu annahmen, sah Satan, dass er seine Strategie ändern musste, um den Jüngern entgegenzuwirken. So beschloss er, die Menschen dazu zu bringen, den Vater und sein Gesetz abzulehnen, wie die Juden den Gesalbten abgelehnt hatten. So wie er die Augen der jüdischen Nation geblendet hatte, dass sie Jesus, den einzigen, der ihnen Leben schenkten konnte, nicht erkannten und anerkannten, so würde er die Augen der christlichen Welt blenden. Die Verbindlichkeit des Gesetzes würde nicht verstanden werden und bekennende Christen würden rufen: »Christus, Christus! Weg mit dem Gesetz!« Wegen dieser Täuschung würden die Menschen Gott nicht verherrlichen können: Sie würden sein Gesetz brechen, das Fundament seiner Regierung im Himmel und auf Erden.

Fortsetzung: Gottes Befreiungsplan im Überblick: Moses Vision (Teil 2)

Manuskript 69, 1912, S. 6-17 in: Manuscript Releases 10, 150-156

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