Das Markenzeichen wahrer Religion: Streckst du dich nach Gott aus?

Das Markenzeichen wahrer Religion: Streckst du dich nach Gott aus?
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Was bedeutet es, Gott von Herzen zu suchen? Dieser Artikel erkundet die Bedeutung des wahren Glaubens, die Rolle der Suche nach Gott und wie Intensität und Herzlichkeit den Unterschied machen. Von Stephan Kobes

Lesezeit: 10 Minuten

Als Jesus dem Hauptmann von Kapernaum begegnete, äußerte er Worte, die sicher in allen Häusern Israels widerhallten: »Wahrlich, ich sage euch: Einen so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden!« (Matthäus 8,10)
Ein römischer Hauptmann, der mit der Einschränkung der Freiheit Israels beauftragt war, hatte einen größeren Glauben als die, die jeden Sabbat in die Synagoge gingen, und schon von Kindesbeinen an in der Wahrheit gelehrt waren?
Ja!
Und damit war der Hauptmann keineswegs ein einsamer Ausreißer:
»Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen.« (Matthäus 8,11)

Jesus, der Rebell?

Diese Aussage brachte die Juden aus der Fassung: Jesus nahm also nicht nur Zöllner und Huren in den Kreis der Gläubigen auf (Matthäus 21,32), sondern schenkte auch Andersgläubigen seine Anerkennung:
Einer Samariterin verrät er am Jakobsbrunnen, dass er der Messias ist (Johannes 4).
Dann wählte Jesus auch noch einen verhassten Samariter als Anschauungsbeispiel für wahre Nächstenliebe (Lukas 10,33).
Später reinigt er einen Samariter vom Aussatz. Als dieser dann zu Jesus kommt, um ihm dafür zu danken, lobt Jesus dessen Handlungsweise (Lukas 17,15-19).
Aber die waren doch noch nicht einmal beschnitten oder getauft? Was sah er denn in ihnen?

Das Herz am richtigen Fleck

Jesus achtete nicht auf Äußerlichkeiten und scheinbar fromme Bekenntnisse. Er interessierte sich hauptsächlich für eins: ist dieser Mensch an Gott interessiert? Will er Gott wirklich kennenlernen? Wie stark ist sein Verlangen, mit Gott in Einklang zu kommen? Daran maß Jesus den geistlichen Puls eines Menschen.
Was wäre schließlich eine Religion, die nicht das Interesse anregt, den wahren Gott kennenzulernen; mit ihm zu leben; seinen Anweisungen zu vertrauen oder seine Zusagen auszuprobieren?
Auch wenn das Volk Gottes alle Wahrheiten in kompakter, leicht verdaulicher Weise präsentiert bekommen hatte, gab es etliche, denen wahre Reue fremd war. Andersgläubige – so sagte Jesus – reagierten oft viel sensibler, und beantworteten Gottes Ruf mit Herzenshingabe (Matthäus 11,21; Lukas 11,32).
War es das, was Jesus klarstellen wollte? Dass Gott keine Freude an einem rein mechanischen Glauben hat, an einem Glauben, der alles durch Routine, Tradition und leblose Lehrpunkte regeln lässt? Dass wahrer Glaube uns dazu anregen wird, ihn zu suchen, und auch immer wieder Neues von ihm zu erwarten?

Wahrer Glaube – falscher Glaube

Paulus schrieb über den wahren Glauben wie folgt:
»Denn wer in die Nähe Gottes kommen will, der muss darauf vertrauen, dass Gott wirklich existiert, und dass er denen, die ernsthaft nach ihm fragen, auch eine gerechte Belohnung schenken wird.« (Hebräer 11,6 Das Buch)
Jakobus stellte darüber hinaus fest, dass auch Dämonen glauben (Jakobus 2,19). Allerdings wäre dies kein rettender Glaube. Sie wissen zwar, dass Gott existiert (und zittern angesichts von Gottes Majestät und Heiligkeit), aber sie lassen sich nicht mehr von ihm führen, schauen nicht mehr auf seine Anweisung oder bitten ihn demütig um Segnungen. Damit haben sie den Wesenskern wahrer Religion aus ihrem Leben verbannt. Da sie seine Nähe nicht mehr suchen, können sie ihm auch nicht mehr nachfolgen.

Was ist mit meinen Glaubenspunkten?

Dabei betont die Bibel an keiner Stelle, dass das Einverständnis mit 28 festgesetzten Glaubenspunkten uns automatisch in das rechte Verhältnis zu Gott bringt. Ja, Wahrheit ist wichtig. Aber das ist es ja genau, was man sucht, wenn man sich nach Gott ausstreckt!
Das Spannende ist, dass sich die Intensität des Verlangens nach Gott nicht zwangsläufig an der konfessionellen Zugehörigkeit messen lässt. Das steht allen Menschen frei: Alle können sich in ihrem Herzen nach Gott ausstrecken: Christen, Hindus, Buddhisten, Juden, Muslime, Taoisten, Esoteriker …
Das Erste was wir im Umgang mit einem Andersgläubigen herausfinden sollten, ist: »Wie groß ist sein Verlangen nach dem wahren Gott?« Das sagt oft mehr über seinen Glauben aus, als die Frage: »Zu welcher Konfession gehörst du?«
Denn auch Angehörige einer anderen Religion können spüren, wie Gott an ihrem Herzen zupft. Auch sie können darauf reagieren, indem sie sich auf die Suche nach ihrem Schöpfer begeben.
Ein Atheist oder Esoteriker, der anfängt, sich wirklich für Gott zu interessieren, wird – solange er die Haltung aufrechterhält – mehr Erkenntnisse anreichern, als ein Christ, der alle Wahrheiten der Bibel kennt – aber kein wirkliches Interesse an Gottes Nähe hat.
Als Paulus sich auf die Suche nach der Wahrheit machte, empfing er in Arabien das Evangelium durch eine direkte Offenbarung Gottes (Galater 1,11.12). Kaum ein Apostel stand fester für die Wahrheit ein – oder war besser gelehrt – als er.
Dabei wollen wir natürlich nicht außer Acht lassen, dass Irrtum niemals harmlos ist!

Wie gehe ich mit Andersgläubigen um?

Natürlich stellt sich uns die Frage, wie wir mit Menschen umgehen, die andere Erkenntnisse haben; die an einer ganz anderen Stelle im Leben stehen. Ist es weise, sie immer sofort mit unserer Auffassung von Wahrheit zu bombardieren? Oder wäre es auch mal einen Versuch wert, den Aufruf: »Suche Gott!« in liebevoller Bestimmtheit zu wiederholen?
Vielleicht wie Elifas?
»Ich jedoch würde Gott suchen und Gott meine Sache darlegen, der große, unerforschliche Dinge tut, Wunder, die nicht zu zählen sind.« (Hiob 5,8.9)
Elifas kannte die Segnungen, die Gott den Anbetern schenken will, die seine Anwesenheit aufrichtig suchen.
»Du wirst erfahren, dass dein Zelt sicher ist, und betrachtest du deine Wohnung, so fehlt dir nichts. Du wirst erfahren, dass dein Same zahlreich wird und deine Sprösslinge wie das Gras auf Erden. Du wirst in gutem Alter begraben werden, wie man Garben einbringt zu ihrer Zeit. Siehe, das haben wir erforscht, so ist es!« (Hiob 5,24-27)
Auch Jeremia sparte nicht mit ermutigenden Segensankündigungen:
»Denn ich allein weiß, was ich mit euch vorhabe: Ich, der HERR, habe Frieden für euch im Sinn … Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung. Mein Wort gilt! Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch erhören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, will ich mich von euch finden lassen. Das verspreche ich, der HERR …« (Jeremia 29,11-14 Hfa)
Das Fazit: wahre Anbetung hat immer auch etwas damit zu tun, Gott zu suchen (2. Chronik 11,16). Daher rief David dem Volk Israel zu:
»So richtet nun euer Herz und eure Seele darauf, den HERRN, euren Gott, zu suchen!« (1. Chronik 22,19)
David war ein Mann nach dem Herzen Gottes. Immer wieder holte er sich in den Angelegenheiten des Lebens Rat bei Gott ein:
Als David erwog, in den Krieg zu ziehen, befragte er zunächst den HERRN. Dieser antwortete ihm deutlich (1. Samuel 23,1-4). Auch später antwortete Gott ihm unmissverständlich, ermutigte ihn auf seinen Einsätzen (1. Samuel 30,8), gab ihm explizite Anweisungen (2. Samuel 2,1) und taktischen Rat (2. Samuel 5,23.24).
Auch Paulus schien bei seiner Arbeit diesem Prinzip zu folgen. In seiner Ansprache auf dem Areopag sagte er:
»Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, … hat aus einem einzigen Menschen die ganze Menschheit hervorgehen lassen, … Und er hat gewollt, dass die Menschen ihn suchen, damit sie ihn vielleicht ertasten und finden könnten. Denn er ist ja jedem von uns ganz nahe.« (Apg. 17,24-28 SLT/GN)
Noch ehe er sie mit seinen Lehrpunkten vertraut machte, ermutigte er seine Zuhörer, sich in allererster Linie nach dem lebendigen Gott auszustrecken.
Sie alle – Paulus, Elifas, Jeremia, David – verstanden: Keine intellektuelle Zustimmung zu einem noch so geschickt formulierten Glaubensbekenntnis kann das Sich-Ausstrecken-nach-Gott je ersetzen!
Damit sagen sie uns, dass es nie weise ist, anderen Menschen zu sagen, dass sie so leben müssen wie wir, um wahre Anbeter Gottes zu sein. Daher werden in der Bibel alle Menschen freundlich aufgefordert, nach der Wahrheit zu suchen (und nicht, andere Menschen zu imitieren.)

Die Errungenschaften aufrichtiger Suche

Denn was wird Gott einem Menschen zeigen, der ihn von ganzem Herzen sucht? Zuerst einmal, »dass Er ist, und dass Er die belohnen wird, die ihn suchen« (Hebr. 11,6). Dann aber natürlich auch die Quelle der Wahrheit, des Lichts, der Liebe, aller Gerechtigkeit, des Glücks:

  • die Heiligen Schriften
  • den Charakter Gottes
  • das Gesetz Gottes (alle 10 Gebote)

Natürlich wird er den Wahrheitssucher auch auf die Quelle aller Gefahr hinweisen:

  • die Existenz Satans
  • die Sündhaftigkeit des menschlichen Herzens

Damit verbunden lässt er den Anbeter den Aufruf spüren, sich zu reinigen. Hat er das verstanden, zeigt Gott ihm:

  • das Evangelium und die Gnade Gottes
  • die Erfahrung wahrer Erlösung (Neugeburt, etc.)
  • das Werk Jesu als Lamm, als Priester, als kommender König
  • das himmlische Heiligtum
  • die wahre Gemeinde und ihre Aufgabe

Natürlich lässt Gott seine Anbeter auch wissen, dass das Drama, in dem sie sich unfreiwillig befinden, bald zum Abschluss kommt. Dabei umreißt er die heilige Geschichte von Schöpfung bis Wiederkunft und offenbart ihnen:

  • die Absicht Gottes in der Schaffung des Menschen
  • die Wiederherstellung des Paradieses
  • die Stunde des Gerichts

Auf jedem Schritt wird der Wahrheitssucher angehalten, sich von erkannten Sünden zu reinigen. Dabei verweist Gott auch auf die Gefahren der Zeit, in der die wahren Anbeter leben.
Man tut jedoch gut daran, nicht außer Acht zu lassen, dass Erkenntnis Stückwerk ist. Wer kann schon sagen, dass er das volle Wissen über Gott erlangt hat? Gewiss kann Gott uns alle noch durch sein mächtiges, teilweise unbegreifliches Handeln überraschen. Alle Wahrheitssucher brauchen Zeit, um in die göttliche Wahrheit hineinzuwachsen, sie in sich aufzunehmen, und die Schönheit der Heiligkeit am eigenen Leib auszukosten.
Aber die Wahrheit braucht ihre Ansprüche nie mit Ketten, Folter und anderen Zwangsmaßnahmen durchzusetzen.

Glaubens- und Gewissensfreiheit

An dieser Stelle können es sich alle Anhänger der Wahrheit erlauben, großzügig zu sein. Sie brauchen keine Angst haben, dass die Menschen auf ihrer Suche nach Gott etwas entdecken würden, was die Machtstrukturen ihrer Glaubensgemeinschaft erschüttern würde. Also kann wahre Religion – die einzige Religion, die von Gott kommt und auch zu Gott führt! – auch auf Liebe zur Wahrheit bauen und mit dem Appell den geistlichen Puls beleben, auf Gottes tägliche Wesensoffenbarungen zu achten.
Solange ein Anbeter wirklich bei der Wahrheit ankommen will (und nur bei der Wahrheit – koste es was es wolle!), kann und wird er Gott ständig näherkommen. Das können wir allen sagen.
Gott hat Freude daran, wenn man Interesse an ihm zeigt – wenn man ihn sucht!
»Glücklich sind alle, die sich an seine Weisungen halten und von ganzem Herzen nach ihm fragen.« (Psalm 119,2 Hfa)

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