Die Tilgung der Sünden: Das Untersuchungsgericht und ich

Die Tilgung der Sünden: Das Untersuchungsgericht und ich
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Was macht Jesus gerade? Und wie kann ich mich dabei von ihm gebrauchen lassen? Von Ellen White

Zum festgesetzten Gerichtstermin – am Ende der 2300 Tage im Jahre 1844 – begann die Untersuchung und Tilgung der Sünden. Alle, die jemals Jesu Namen angenommen haben, werden einer genauen Überprüfung unterzogen. Sowohl die Lebenden als auch die Toten werden gerichtet »gemäß ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand« (Offenbarung 20,12).

Sünden, die nicht bereut und aufgegeben wurden, können nicht vergeben und aus den Berichtsbüchern getilgt werden, sondern werden am Tag Gottes gegen den Sünder zeugen. Mag er seine bösen Werke am helllichten Tag oder in stockfinsterer Nacht getan haben; vor dem, mit dem wir es zu tun haben, lag alles völlig offen. Gottes Engel waren Zeuge jeder Sünde und haben sie in untrüglichen Berichten festgehalten. Sünde kann man zwar gegenüber Vater, Mutter, Frau, Kindern und Freunden verbergen, leugnen oder vertuschen; außer dem schuldigen Täter mag niemand auch nur etwas von dem Unrecht ahnen; doch vor dem himmlischen Nachrichtendienst ist alles offenbar. Die finsterste Nacht, die geheimste Täuschungskunst reicht nicht aus, um auch nur einen Gedanken vor dem Ewigen zu verhüllen.

Gott verfügt über einen genauen Bericht über jedes gefälschte Konto und jede unfaire Behandlung. Frommer Schein kann ihn nicht blenden. Er macht keinen Fehler bei der Bewertung des Charakters. Menschen lassen sich von denen täuschen, die ein verdorbenes Herz haben, doch Gott blickt durch alle Masken hindurch und liest in unserem innersten Leben wie in einem offenen Buch. Was für ein gewaltiger Gedanke!

Ein Tag nach dem anderen verstreicht und seine Beweislast findet seinen Weg in die ewigen Berichtsbücher des Himmels. Einmal gesprochene Worte, einmal begangene Werke lassen sich nie mehr ungeschehen machen. Engel haben das Gute und Böse aufgezeichnet. Die mächtigsten Eroberer auf der Erde sind nicht imstande, auch nur einen einzigen Tag aus den Berichten zu streichen. Unsere Taten, Worte, ja unsere geheimsten Absichten entscheiden durch ihr Gewicht über unser Schicksal, über unser Wohl oder Wehe. Auch wenn wir sie schon vergessen haben, tragen sie ihr Zeugnis zu unserer Rechtfertigung oder Verdammung bei. So wie sich die Gesichtszüge im Spiegel mit untrüglicher Genauigkeit abbilden, wird der Charakter in den himmlischen Büchern getreu verzeichnet. Doch wie wenig kümmert man sich um diesen Bericht, in den himmlische Wesen Einblick erhalten.

Könnte der Vorhang zurückgezogen werden, der die sichtbare von der unsichtbaren Welt trennt, und könnten die Menschenkinder die Engel sehen, die jedes Wort und jede Tat aufzeichnen, mit denen sie im Gericht konfrontiert werden, wie viele Worte blieben ungesagt, wie viele Werke ungetan!

Im Gericht wird untersucht, inwieweit jedes Talent genutzt wurde. Wie haben wir das Kapital eingesetzt, das uns der Himmel geliehen hat? Wird der Herr bei seinem Kommen, sein Eigentum mit Zinsen zurückerhalten? Haben wir die uns vertrauten Fähigkeiten in Hand, Herz und Hirn veredelt und zu Gottes Ehre eingesetzt und der Welt zum Segen? Wie haben wir unsere Zeit genutzt, unsere Feder, unsere Stimme, unser Geld, unseren Einfluss? Was haben wir für Jesus getan, als er uns in Gestalt des Armen und des Leidenden, der Waise und der Witwe begegnet ist? Gott hat uns zu Hütern seines heiligen Wortes gemacht; was haben wir mit der Erkenntnis und Wahrheit gemacht, die uns geschenkt wurde, damit wir anderen den Rettungsweg zeigen?

Ein bloßes Bekenntnis zu Jesus ist wertlos; nur die Liebe, die sich durch Werke zeigt, zählt als echt. Dennoch macht in den Augen des Himmels allein die Liebe eine Tat wertvoll. Alles, was aus Liebe geschieht, sei es auch noch so klein in der Menschen Augen, wird Gott annehmen und belohnen. Sogar die verborgene Selbstsucht der Menschen wird durch die Bücher des Himmels offenbar. Dort sind auch alle Unterlassungssünden gegenüber unserem Nächsten berichtet und unsere Gleichgültigkeit gegenüber den Erwartungen des Retters. Dort ist zu sehen, wie oft Satan Zeit, Denken und Kraft gewidmet wurde, die eigentlich Jesus gehört hätten.

Traurig ist der Bericht, den Engel in den Himmel bringen. Intelligente Wesen, Jesu bekennende Anhänger, sind völlig vertieft in den Erwerb weltlicher Besitztümer und in den Genuss irdischer Freuden. Geld, Zeit und Kraft werden Äußerlichkeiten und Vergnügungen geopfert; nur wenige Momente widmet man Gebet, Bibelstudium, Selbsterniedrigung und Sündenbekenntnis. Satan erfindet zahllose Maschen, um unsere Gedanken zu beschäftigen, damit wir nicht über genau das Werk nachdenken, mit dem wir am besten vertraut sein sollten. Der Erzbetrüger hasst die großen Wahrheiten, die vom Versöhnungsopfer und dem allgewaltigen Mittler sprechen. Er weiß, dass alles von seiner Kunst abhängt, die Gedanken von Jesus und seiner Wahrheit abzulenken.

Wem die Vermittlung des Retters etwas bringen soll, der darf sich durch nichts ablenken lassen von seiner Aufgabe: der »Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht« (2. Korinther 7,1). Statt die kostbaren Stunden mit Vergnügen, Show oder Gewinnstreben zu vergeuden, widmet sie unter Gebet dem ernsten Studium des Wahrheitswortes. Es ist notwendig, dass Gottes Volk das Thema Heiligtum und Untersuchungsgericht eindeutig versteht, dass alle die Position und den Dienst ihres großen Hohen Priesters persönlich begreifen. Sonst werden sie nicht imstande sein, das Vertrauen aufzubringen, das zu dieser Zeit unerlässlich ist, oder die Stellung einzunehmen, die Gott ihnen zugedacht hat. Jeder persönlich hat eine Seele zu retten oder zu verlieren. Jeder Fall ist bei Gottes Gerichtshof anhängig. Jeder hat sich selbst vor dem großen Richter zu verantworten. Wie wichtig ist es da, dass wir uns häufig die feierliche Szene vor Augen führen, wenn das Gericht sich setzt und die Bücher geöffnet werden, wenn jeder, mit Daniel, an seinem Platz stehen muss am Ende der Tage.

Ellen White, Great Controversy, 486-488

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