Die Frage nach der Gewaltlosigkeit: Ist auch das sechste Gebot Ausdruck von Gottes Charakter?

Die Frage nach der Gewaltlosigkeit: Ist auch das sechste Gebot Ausdruck von Gottes Charakter?
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Mancher ist über diesen scheinbaren Widerspruch schon gestolpert. Von Kai Mester

Lesezeit: 3 Minuten

Einerseits gebietet Gott: »Du sollst nicht töten« (2. Mose 20,13), und Ellen White sagt: »Gottes Charakter kommt in den Zehn Geboten zum Ausdruck« (Special Testimonies B07, 7), »sein Gesetz ist eine Abschrift seines eigenen Charakters und der Maßstab für alle Charaktere« (Christ’s Object Lessons, 314).

Andererseits heißt es über Gott: »Ich kann töten und lebendig machen, ich kann schlagen und kann heilen, und niemand kann aus meiner Hand reißen.« (5. Mose 32,39) Auch an vielen anderen Stellen spricht die Bibel und der Geist der Weissagung von Gottes Gerichtshandeln und auch davon, dass er tötet.

Doch dieses »Töten« kann nicht mit menschlichem Töten verglichen werden und ist auch keine Gewaltanwendung. Gott ist das Leben und schenkt uns in seiner Liebe die Freiheit, uns für oder gegen ihn (das Leben) zu entscheiden. Denn ohne Freiheit keine Liebe.

Nach einer gewissen Gnadenzeit führt sein Respekt gegenüber unserer Entscheidung dazu, dass er uns das Leben (sich selbst) ganz schenkt oder eben ganz nimmt.

Der Mensch hingegen empfindet Gottes Gerichtshandeln und Töten meist als gewalttätig, grausam und böse; denn wäre Gott ein Geschöpf und nicht die Quelle allen Lebens, so ließe sich sein Handeln ja nicht anders verstehen.

Doch auch die Sonne wird von uns mal als grausam sengend, mal als liebevoll wärmend empfunden, obwohl sie immer dieselbe ist. Gott ist genauso wenig veränderlich, mal liebevoll und mal zornig. Der Sünder empfindet seine Liebe nur als Zorn, weil er sich von Gott, dem Leben, abwendet. Deshalb wird Gottes Gerichtshandeln in der Bibel auch »Zorn Gottes« genannt. Es ist sein »Dahingeben« des Sünders in die Sünde und in den Tod (Römer 1,18.24.26.28.32), sein »fremdartiges Werk« (Jesaja 28,21).

Denn er hat »kein Gefallen am Tod dessen, der sterben muss« (Hesekiel 18,32). Warum sonst sollte Jesus über Jerusalem geweint haben (Lukas 19,41; Johannes 11,35)? Also weint auch Gott, wenn die Sünder im Gericht umkommen. Denn er liebt sie.

Die Sintflut, die Strafgerichte über Sodom und Gomorra, über die Rotte Korach, über Ananias und Saphira und über die Gottlosen nach den tausend Jahren, um nur ein paar Beispiele zu nennen, sind allesamt Taten eines liebenden, trauernden Gottes, keines grausamen, im menschlichen Sinne zornigen Gottes.

Warum jedes Gericht gerade so ablief, wie es ablief, und gerade zu dem Zeitpunkt, an dem es stattfand, werden wir hier vielleicht nicht immer befriedigend erklären können. Doch eines Tages werden wir es verstehen. Eines Tages werden sogar diejenigen Menschen und Engel Gottes Gerichte als gerecht anerkennen, die sich gegen Gottes gerecht machenden Geist sperren und sich von Egoismus und Bosheit nicht abkehren wollen.

Sehr wichtig ist für uns zu erkennen, dass Gottes Liebe in jeder Hinsicht sanftmütig ist. Solche Liebe soll auch in unseren Herzen wohnen; denn Jesus hat uns diese Sanftmut vorgelebt. Diese Sanftmut ist auch Bestandteil der »Geduld der Heiligen« (Offenbarung 14,12), dem Kennzeichen von Gottes versiegelter Endzeitgemeinde.

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