Nervenkitzel in Sierra Leone: Engel unter den Rebellen

Nervenkitzel in Sierra Leone: Engel unter den Rebellen
Bild: © Helder Sousa - fotolia.com

Ist dir auch schon mal ein Engel begegnet? Manchmal fällt es einem erst im Nachhinein auf – vor allem, wenn man sich im entscheidenden Moment in Gefahr befand. von Herbert Kropf

Es war am 7. September 2001 in Sierra Leone (Afrika). Obwohl der Krieg offiziell bereits seit rund zwei Jahren beendet war, herrschte dort immer noch Kriegszustand und es war gefährlich dort zu sein.
Die Rebellenarmee RUF (Revolutionary United Front) herrschte in vielen Teilen des Landes, und besonders nach Einbruch der Dunkelheit war es außerhalb der bewohnten Gegenden lebensgefährlich, nicht nur für Ausländer. Aus diesem Grund gab es eine Ausgangssperre ab acht Uhr abends und es herrschte striktes Fahrverbot.
Wir waren mit drei Personen, Pastor Johannes, Erich und Herbert zu humanitären Zwecken in Afrika und managten den Transport von Containern mit Hilfsgütern und brachten finanzielle Unterstützung für das Waterloo Hospital, das wir auch an dem besagten Tag besuchten.

Reparatur im Dunkeln

Um im Krankenhaus eine stabile Stromquelle zu haben, installierten wir ein Stromaggregat – eine Spende einer Schweizer Firma. Obwohl das Aggregat einwandfrei funktionierte, hatten wir keinen Strom im Operationssaal und mussten mit Taschenlampen ausgerüstet den Fehler suchen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis wir den Fehler gefunden hatten. Daher konnten wir unseren Heimweg nicht so schnell wie gewöhnlich antreten. Als wir unsere Arbeit getan hatten, war es dunkel und so spät, dass bereits Ausgangssperre herrschte.

Unterwegs trotz Ausgangssperre

Dennoch hatten wir noch einen etwa 60 km langen Heimweg durch Busch und Urwald vor uns. Aufgrund der katastrophalen Straßenzustände dauert eine solche Fahrt im Schnitt bis zu zwei Stunden.
Als wir aufbrachen, war uns etwas mulmig zumute. Wir wussten nicht, was uns erwarten würde, weshalb wir unsere Heimfahrt in besonderer Weise Gott anbefahlen und ihn um seinen Schutz baten. Im Auto saßen der einheimische Fahrer Thomas Fortun, Pastor Johannes, ein Freund namens Erich und ich.

Umgeben von Gewehrläufen

Als wir bereits einige Zeit durch den Busch gefahren waren, wurde unser Auto plötzlich von einer Gruppe bewaffneter Rebellen angehalten. Wir befanden uns irgendwo auf einer unbefestigten Straße zwischen Waterloo und Freetown und hatten keine Ahnung, was als nächstes passieren würde.
Um unser Auto standen sechs bis acht bewaffnete Soldaten, die ihre Gewehrläufe in die offenen Fenster des Wagens hielten. Das Einzige, was wir sahen, waren die Gewehrläufe und die weißen Zähne. Niemand sprach ein Wort. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt, und wir alle beteten um Gottes Hilfe

Seid ihr Adventisten?

Es verging einige Zeit, die uns wie eine Ewigkeit vorkam. Ich kann bis heute nicht sagen, wie lange wir dort verharrt hatten, als plötzlich aus einem Seitengebüsch unerwartet ein Mann kam. Er schien etwas zu sagen zu haben, da er eine Uniform mit hohen Schulterklappen trug. Der Mann ging durch die Gruppe der Bewaffneten direkt zu einem Seitenfenster und fragte in gutem Englisch: »Seid ihr Adventisten?«
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, antwortete unser Begleiter Pastor Johannes Tonhäuser mit fester Stimme: »Ja!« Darauf durften wir ohne ein weiteres Wort oder eine andere Frage weiterfahren.
Auf der Heimfahrt mussten wir noch drei weitere Checkpoints der Rebellen passieren, wurden aber kein einziges Mal mehr angehalten und erreichten gesund und wohlbehalten unsere Unterkunft in Freetown.

Es war ein Engel!

Erst im Nachhinein – etwa 7 Jahre später – wurde mir klar, dass der Offizier unter den Rebellen ein Engel gewesen sein muss, der uns vor Schaden bewahrt und uns sicher nach Hause geleitet hat. Gelobt sei Gott!


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