Der spannende Briefwechsel zweier Dämonen. Seit 2012 versuchen sie alles, um den Auftrag eines göttlichen Agenten auf den Philippinen scheitern zu lassen und das Hochlandvolk der Tawbuid vor der Adventbotschaft zu bewahren. Doch Gott ist größer! Von John Holbrook
Dämonenstreitmacht 5. Februar 2012
Tawbuid-Stützpunkt
Westmindoro
Sehr geehrter Herr Major,
hiermit möchte ich die Zentrale in Kenntnis zu setzen über eine neue Entwicklung in unserem Kampf gegen den Feind. Der junge feindliche Agent namens John Holbrook, der in den letzten Monaten versucht ins Hoheitsgebiet der Tawbuid einzudringen, ist gestern wieder aufgetaucht. Wir konnten seine früheren Bemühungen erfolgreich vereiteln. Denn wir haben Fausto, einen der leitenden Tawbuid-Ältesten, überzeugt, ihm keinen Zutritt zum Hoheitsgebiet der Tawbuid zu gewähren, es sei denn, ein Dorf lädt ihn persönlich dazu ein. Der junge Mann war so entmutigt, dass ich sicher war, wir würden ihn nie wiedersehen. Doch gerade gestern tauchte er im Dorf Balangabong auf und noch vor Tagesende hatte das Dorf ihn eingeladen, dort einzuziehen.
Unsere Stellung ist in Gefahr. Bitte sagen Sie uns, wie wir vorgehen sollen!
Hauptmann Ridley
stellvertretender Leiter der
Tawbuid-Operation
Dämonenstreitmacht 8. Februar 2012
Westmindoro-Zentrale
Hauptmann Ridley,
Hiermit informiere ich Sie, dass wir Ihnen zurzeit nicht helfen können. Als die Nachricht, sie hätten Fausto überzeugt, den jungen Mann aus dem Gebiet der Tawbuid auszuweisen, an seine Unterstützer aus der ganzen Welt verbreitet wurde, begannen viele für ihn zu beten und unser Feind hat eingegriffen. Wir sitzen in der Klemme und können in der nächsten Zukunft keine Verstärkung schicken. Tun Sie ihr Bestes, um diesen Agenten am Einzug in Balangabong zu hindern.
Major Scarp
Truppenbewegungen
Westmindoro
Dämonenstreitmacht 2. April 2012
Tawbuid Stützpunkt
Westmindoro
Sehr geehrter Major,
leider muss ich sie darüber in Kenntnis setzen, dass unser Problem zunimmt. Der junge Holbrook wurde in Balangabong herzlich willkommen geheißen. Er konnte die Gläubigen des Alangan-Stammes mit den wenigen letzten Anhängern in Verbindung bringen, die in Balangabong übrig waren. Delpin, einer dieser Alangan-Gläubigen, ist dem feindlichen Agenten wie ein Bruder und hat sich ihm als Partner angeschlossen. Gemeinsam haben sie Beziehungen zu den Dorfältesten, zu der Vereinigung und zum Bezirkspastor aufgebaut. Sie haben eine Hütte gebaut und sind gestern eingezogen. Die Situation ist zum Verzweifeln. Bis jetzt wurden alle unsere Bemühungen vereitelt, ihm Steine in den Weg zu legen.
Hauptmann Ridley
stellvertretender Leiter der
Tawbuid-Operation
Dämonenstreitmacht 19. April 2012
Westmindoro-Zentrale
Hauptmann Ridley,
Sie müssen ihre Taktik sofort ändern. Der Betroffene hat sich als zu zäh erwiesen. Er lässt sich auch von Drohungen und Lebensgefahr nicht einschüchtern. Wie wir es schon beim Urchristentum gemacht haben, sollten wir auch jetzt keine offene Verfolgung mehr anwenden, sondern unterschwellig von innen arbeiten. Bringen Sie zuerst einmal die anderen Christen im Dorf gegen ihn auf! Denn schließlich ist er als Adventist ein Sektierer. Bringen Sie seine eigene Gemeinde dazu, ihn der Irrlehre zu verdächtigen, weil er einiges nicht genau so macht, wie sie es schon immer getan haben! Nehmen Sie ihm die Hoffnung, je ins Hochland zu gelangen, indem Sie die Hochländer daran hindern, mit ihm zu reden! Bringen Sie die Hochlandältesten dazu, ihren Leuten den Kontakt mit ihm zu verbieten! Lassen Sie nicht zu, dass einer der Ältesten ihn in ihre Traditionen einführt! Arbeiten Sie unterschwellig, aber entmutigen Sie ihn, so gut es nur geht, und lassen Sie ihn glauben, dass alle ihn hassen!
Major Scarp
Truppenbewegungen
Westmindoro
Dämonenstreitmacht 11. Juni 2012
Tawbuid Stützpunkt
Westmindoro
Sehr geehrter Major,
Ihre Anordnung erwies sich zuerst als optimal. Es war leicht genug die anderen religiösen Gruppen glauben zu machen, Holbrook gehöre einer bizarren Sekte an. Seine eigenen Gemeindeglieder ließen sich auch dazu verführen, ihn der Ketzerei zu verdächtigen, weil er nicht immer die richtigen Lieder in der richtigen Reihenfolge sang und manchmal beim Predigen vom Podium herunterkam, statt hinter dem Pult zu bleiben. Auch konnte ich dafür Sorgen, dass ein Ältester der Adventisten durch einen Skandal ins Gefängnis kam. Natürlich sind die Hochländer in unserer Hand, sodass es nicht weiter schwierig war, ihre Aufmerksamkeit von ihm abzulenken. Zu Gesprächen kam es sowieso nicht.
Doch plötzlich änderte sich etwas. Ein Dorfbewohner wurde krank und man suchte bei Holbrook Hilfe. Der junge Mann konnte durch seine Bemühungen geheilt werden. Daraufhin kam das ganze Dorf zu Holbrook, wenn jemand Medikamente brauchte. Sogar seine Feinde erkannten, dass er sich wirklich um sie sorgte und ihnen helfen wollte, auch wenn sie nicht zu seiner Religion gehörten. Als sich auch ein Hochländer von ihm behandeln ließ, verbreitete sich die Nachricht von seinem medizinischen Geschick im ganzen Hochland – im Herzen unseres Hoheitsgebiets!
Holbrook lud den Bezirkspastor ein, bei einigen wichtigen Vorgängen in der Gemeinde zu helfen und der Pastor unterstützte ihn. Dies verschaffte ihm Glaubwürdigkeit und Respekt. Am schlimmsten ist jedoch, dass er immer wieder über die Liebe unseres Feindes und die Grundlagen der Erlösung predigte. Jedes Mal, wenn er dies tat, trafen mehr Feindesengel ein und die Herzen wurden langsam weich.
Bitte geben Sie uns weitere Anweisungen! Je mehr wir ihn verunglimpfen und verlästern, desto mehr Erfolg schenkt ihm der Feind.
Hauptmann Ridley
stellvertretender Leiter der
Tawbuid-Operation
Dämonenstreitmacht 12. Juni 2012
Westmindoro-Zentrale
Hauptmann Ridley,
Ihr Verhalten lässt zu wünschen übrig. Ich hatte den Eindruck, sie würden den Fall Holbrook langsam in den Griff bekommen. Erst hielten Sie ihn aus dem Gebiet fern und dann brachten Sie fast den ganzen Stamm gegen ihn auf. Ich hegte die Hoffnung, Sie bald zum hauptverantwortlichen Leiter der Tawbuid-Operation zu machen. Doch wenn Sie sich nicht ins Zeug legen, werden Sie bald für ein paar Jahre auf den Pluto verbannt werden, wo Sie niemanden versuchen oder belästigen können.
Major Scarp
Truppenbewegungen
Westmindoro
Dämonenstreitmacht 3. April 2013
Tawbuid Stützpunkt
Westmindoro
Sehr geehrter Major,
bitte verzeihen Sie, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Aber ich habe gute Nachricht! Seit ihrer berechtigten Rüge letzten Juni, ist es mir gelungen Holbrook zu belästigen, abzulenken, zu entmutigen und fast völlig an seiner Arbeit unter den Tawbuid zu hindern. Ich schlug ihn mit einer rätselhaften Krankheit, die merkwürdige Symptome hatte und auf keine Behandlung ansprach. Viermal machte ich ihn so krank, dass er einen ganzen Monat seine Matte nicht verlassen konnte. So weit konnte ich ihn verwirren, dass er das gesunde Maß zwischen Fleiß und Überarbeitung nicht fand. Alle Hochländer hielt ich davon ab, bei ihm Medikamente zu holen, und ich verschaffte ihm so viele tägliche Ablenkungen, dass er seine Andachtszeit vernachlässigte.
Und meine Glanznummer: Als er zum Ausländeramt ging, um sein Visum zu erneuern, wartete schon einer meiner Männer auf ihn und stellte ihm ein gefälschtes Visum für anderthalb Jahre aus. Kürzlich, hat er Holbrook wieder belästigt und seine Zeit gekostet. Vor nur zwei Wochen ließ ich den Pass des Agenten stehlen. Als der Agent mit seinem Ersatzpass zur Einwanderungsbehörde kam, erfuhr er, dass sein Visum gefälscht war. Die Regierung wird die Beteuerung seiner Unschuld nicht interessieren. Es ist fast sicher, dass er aus den Philippinen ausgewiesen und sein Name auf die schwarze Liste gesetzt wird, wenn sein Fall morgen vor den Kommissar kommt.
Durch seine medizinische Versorgung auf einer Erkundungsreise hat er bei den Tawbuid immer mehr Vertrauen und die Herzen vieler Tawbuid-Funktionäre gewonnen. Das stimmt. Auch die Gemeinde wird immer ausgewogener und gefestigter gegen den Feind. Doch das ist jetzt egal! In wenigen Tagen wird Holbrook weg sein vom Fenster. Nie mehr wird er unsere Herrschaft über die Tawbuid bedrohen! Nie mehr wird der Feind die Ketten brechen, mit denen wir die Hochländer gefangen halten! Nie mehr!
Ihr demütiger Diener
Hauptmann Ridley
stellvertretender Leiter der
Tawbuid-Operationen
Dämonenstreitmacht 8. Januar 2014
Westmindoro-Zentrale
Hauptmann Ridley,
ihr Bericht vom letzten April schien zu gut, um wahr zu sein. Daher erlaubte ich mir weitere Nachforschungen anzustellen. Mein zuverlässiger Vasall, Hauptmann Tragney, gab sich Ihnen als Gefreiter Tragney aus, wurde Ihr Helfer und beobachtete Sie auf Schritt und Tritt.
Ihre Leistungen waren tatsächlich beeindruckend. Sie schafften es fast, die Gesundheit des feindlichen Agenten zu ruinieren. Ständig lenkten Sie ihn ab und zwangen ihn moralisch in die Knie. Sie trieben ihn fast zum Wahnsinn, als er seinen Pass verlor. Als Sie mir darüber schrieben, waren Sie nur um Haaresbreite davon entfernt, ihn aus dem Land zu vertreiben und auf die schwarze Liste zu bringen. Doch Ihre Schadenfreude war verfrüht.
Hauptmann, Sie müssen vergessen haben, wer der Feind ist. Agent Holbrook ist ein Nichts. Er ist einfach nur ein Agent des großen Feindes. Sie haben sich zu sehr auf ihn konzentriert. Darüber ist Ihnen entgangen, dass der Geist des Feindes leise am Wirken war und den Herzen der Menschen gut zuredete, als Holbrook noch stöhnend auf seiner Matte lag. Sie merkten nicht, wie bedeutsam die Ereignisse waren, die der Feind klammheimlich einfädelte. Die Erkundungsreise, die Sie so beiläufig erwähnten, hat sich als einer der schlimmsten Schläge herausgestellt, die unserer Sache widerfahren konnte. Durch sie konnte Holbrook die Achtung und Unterstützung der Stammesfürsten gewinnen. Und was das moralische Zukurzkommen des Agenten betrifft, haben Sie denn nicht gehört, wie er die Worte des Feindes flüsterte »Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig«, als ihm Tränen der Reue über die Wangen liefen?
Es ist uns ein großes Rätsel, wie der Feind so eine elende Person wie diesen jungen Mann immer noch lieben kann, jemanden, der uns so ähnlich ist. Irgendwie ist es ihm gelungen, nicht nur trotz Holbrooks Fehler zu Ergebnissen zu kommen, sondern sogar genau durch diese Fehler unsere Herrschaft über das Tawbuid-Volk ernsthaft zu erschüttern.
Soeben erhielt ich die Nachricht, Holbrook habe ein Ausbildungszentrum eröffnet, wo er den Bewohnern von Balangabong praktische und geistliche Fertigkeiten vermittelt. Bald werden sie die abscheuliche Gute Nachricht den Hochländern bringen, die wir so viele Generationen lang erfolgreich knechten konnten!
Sie haben jämmerlich in ihrer Aufgabe versagt. Der Feind triumphiert trotz unserer Verfolgung. Unsere Stellung unter den Tawbuid ist bedroht. Sie haben die Lage nicht mehr im Griff. Ab sofort sind Sie Ihres Amtes enthoben und Hauptmann Tragney wird zum Leiter der Tawbuid-Operation ernannt.
Ich wünsche ihnen einen schlechten Tag,
Major Scarp,
Truppenbewegungen
Westmindoro
Quelle: Adventist Frontiers, »Memos from Mephistopheles’ Minions«, 1. März 2014
Adventist Frontiers ist eine Publikation von Adventist Frontier Missions (AFM). AFM hat es sich zum Ziel gesetzt, einheimische Bewegungen ins Leben zu rufen, die Adventgemeinden in unerreichten Volksgruppen gründen.
JOHN HOLBROOK möchte das eingeborene Bergvolk der Tawbuid auf der philippinischen Insel Mindoro erreichen.
www.afmonline.org
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