Enorm wirksam gegen viele Krankheiten und ein intensives Erlebnis, das richtig glücklich macht. Wer will sich das entgehen lassen? von Don Miller
Vor Jahren verspürte ich den Drang, mal richtig an der frischen Luft zu arbeiten. Da ergab sich die Gelegenheit im September auf der Oberen Halbinsel in Michigan Bäume zu pflanzen, und ich sagte zu. Ein rascher Blick auf die Landkarte sagte mir, dass diese Halbinsel sich in der kühlen Enge zwischen Oberem See und Michigansee an der Grenze zu Kanada befindet.
Bäume pflanzen ist eine hackeschwingende, schweißtreibende Knochen- und Drecksarbeit ersten Ranges. Jeden Abend kehrten wir müde, hungrig und extrem dreckig ins Camp zurück. Ich gehe zwar immer müde ins Bett, manchmal sogar hungrig, aber dreckig …?
Mein Zelt war ein normales Igluzelt, ohne Dusche oder Badewanne. Unser Camp befand sich in einer Ecke unseres Anbaugebiets, daher waren keine sanitären Anlagen vorhanden. Doch ich war schmutzig und konnte so nicht ins Bett gehen. Jemand erzählte mir von einem alten Steinbruch in der Nähe, in dem sich ein kleiner See gebildet hatte.
Er sollte zu einer großen Badewanne für mich werden. Der See war kalt, sehr kalt. Ich stocherte mit einem Stecken, um sicherzustellen, dass diese Badewanne auch einen Boden hatte, und fand eine geeignete Stelle mit ausreichender Wassertiefe. Jetzt brauchte ich nur noch genug Mut, um einzusteigen und lange genug darin zu bleiben, um sauber zu werden. Ich muss sagen, dass es nicht leicht war, jeden Abend in diese »Badewanne« zu steigen. Doch der Wunsch nach Sauberkeit siegte.
Ich warf meine Arbeitskleidung neben die zurechtgelegte, saubere, trockene Kleidung und sprang ins kalte Nass. Nie zuvor hatte ich mich so schnell gewaschen wie dort. Ich bin sicher, dass kein Bad länger dauerte als fünf Minuten. Doch nach jedem Bad schien sich ein Wunder zu ereignen. Ich kletterte heraus, trocknete mich schnell ab und zog meine sauberen Sachen an.
Und dann fing es an!
Und dann fing es an: dieses wonnige Glühen am ganzen Körper. Wie ein warmer Wind wehte ich durch den Wald zu meinem Zelt. In den Wochen meiner Kaltbäder hatte ich keinen Muskelkater, keine Schmerzen und keinen einzigen Schnupfen; außerdem war ich völlig ausgeglichen. Kälte wärmt das Herz!
Anwendungsgebiete
Es gibt verschiedene einfache und wirksame Kalt- und Warmwasseranwendungen, die bei der Behandlung verschiedener Krankheiten sehr hilfreich sind. Dazu gehört das kurze Kaltbad. Es ist einfach durchzuführen und wirkt z. B. bei: Erkältung (Vorbeugung und Behandlung), Grippe, Bronchitis, Fieber, Ausschlag, Verstopfung und Übergewicht; bei zu starker und zu häufiger Menstruation, sowie bei einigen chronischen Erkrankungen z. B. Lupus, Schuppenflechte, Muskelerkrankungen, schlechter Durchblutung, Verdauungsträgheit und Inkontinenz.
Wie geht man vor?
Die Anwendungstechnik beim kurzen Kaltbad ist äußerst einfach. Man lässt eine gewöhnliche Badewanne mit kaltem Wasser voll laufen. Die Temperatur variiert je nach Klima und Jahreszeit zwischen 4 und 21° C.
Einige Personen empfinden es angenehmer, das Bad beim ersten Mal bei etwas höherer Temperatur zu nehmen, vielleicht zwischen 27 und 31° C. Jedes folgende Bad kann dann 1–2° kälter sein, bis eine Wassertemperatur von ca. 10° C erreicht ist. Manch einer findet es einfacher, jedes Bad mit 27° C zu beginnen und dann die Temperatur schnell zu senken, während er mit Naturschwamm, Bürste, rauem Waschlappen oder den Fingernägeln die Haut reibt. Denn die Reibung erhöht die Fähigkeit, Kälte zu ertragen.
Die Dauer des Bades hängt teilweise von der Wassertemperatur ab: Je kälter das Wasser, desto kürzer die Badedauer. Mindestens 30 Sekunden höchstens 3 Minuten sind empfohlen.
Die Behandlungsdauer ist bei dieser Behandlung wichtig, da eine Minute in kaltem Wasser einem sehr lang vorkommen kann. Küchenwecker oder Stoppuhr korrigieren das eigene Empfinden. Die Höchstdauer der Behandlung hängt hauptsächlich davon ab, wie lange man es aushält und weniger von anderen Faktoren. Die Kontrolle der Zeitdauer hilft auch, die Behandlungszeit von Mal zu Mal zu verlängern, damit eine Steigerung vorhanden ist. Sonst kann es passieren, dass jedes Bad kürzer dauert. Der Zeitmesser hilft also ehrlich zu bleiben.
Man beende die Behandlung, indem man sich mit einem rauen Handtuch trocken rubbelt, sich einen Bademantel anzieht und sich sofort ins Bett legt, um die Behandlung ca. 30 Minuten »wirken« zu lassen.
Was passiert dabei im Körper?
Nach der Wirkzeit kommt es zu erhöhter Durchblutung der Haut und schnellerer Durchblutung der inneren Organe. Bei Beginn des Bades war es zu einem momentanen Blutstau in den inneren Organen gekommen. Doch jetzt, wo das Bad beendet ist, erfolgt dort eine Durchblutungssteigerung.
Dies lässt sich mit einem Fluss vergleichen, den man aufstaut, um danach den Damm wieder einzureißen. Das Wasser bricht los und nimmt Trümmer usw. mit sich, die sich seit einiger Zeit stromaufwärts angesammelt hatten.
Noch ein Nutzen des kurzen Kaltbades besteht in der Stärkung des Immunsystems. Dadurch, dass der Körper nur kurz der kalten Temperatur ausgesetzt wird, steigert man nämlich die Aktivität des Immunsystems. Längeres Arbeiten oder Sitzen im Kalten bewirkt natürlich das Gegenteil. Durch das kurze Kaltbad werden Komplementfaktoren, Opsonine, Interferone und andere Blut-und Gewebe-Immunwaffen in höhere Bereitschaft versetzt, um Keime zu bekämpfen. Auch die Anzahl der weißen Blutkörperchen im Blut wird erhöht, sodass der Körper die Keime besser zerstören kann.
Auch der Stoffwechsel wird durch das kurze Kaltbad erhöht, so dass giftige Stoffwechselprodukte zusammen mit der Nahrung »verbrannt « werden. Die Verdauung wird zunächst verlangsamt, nach etwa einer Stunde jedoch beschleunigt. Aus diesem Grund soll das Bad nicht direkt vor oder nach einer Mahlzeit genommen werden.
Achtung: Das Kaltbad weder bei akut erhöhtem Blutdruck noch mit kaltem Körper oder bei Müdigkeit anwenden!
Schock oder Kollaps kann man sehr gut behandeln, indem man Arme und Beine in kaltem Wasser badet; den Rumpf jedoch nicht! Für viele Hautkrankheiten ist das kurze Kaltbad die beste Behandlung, weil die Durchblutung der Haut enorm gesteigert wird.
Bei Schilddrüsenüberfunktion ist Kälte jedoch zu meiden, weil die Schilddrüse durch Kälte angeregt werden könnte; bei Schilddrüsenunterfunktion jedoch ist das kalte Bad die Behandlung der Wahl.
Zuerst im Deutschen erschienen in: Unser festes Fundament, 3-2001
Aus: Our Firm Foundation, Oktober 1999
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