Das Heil für die Juden: Vergessene Brüder

Das Heil für die Juden: Vergessene Brüder
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Gerne bezeichnen sich Adventisten als modernes Israel und Gottesvolk. Dadurch wird den heutigen Juden oft völlig ein Platz in unseren Herzen verwehrt. Von Gerhard Bodem

Die Evangeliumsverkündigung am Ende dieser Weltzeit richtet sich an »alle« Nationen, Geschlechter, Sprachen und Völker (Offenbarung 14,7; 18,1-4). Kein Land oder Volk darf vergessen werden.

»Durch die Gemeinde Gottes in dieser letzten Zeit soll das aufgehaltene Reformationswerk des 16. Jahrhunderts vollendet werden, wodurch wahrer apostolischer Glaube und Gehorsam wiederhergestellt wird. Und eines der drei besonderen Kennzeichen dieser letzten Gemeinde ist das Vorhandensein der verheißenen Geistesgaben in ihrer Mitte.« (Arthur Daniells, Die beständige Gabe der Prophezeiung, S. 9) Zu den Geistesgaben, um die wir ernstlich beten wollen, gehört vor allem die Gabe der Weissagung. »Strebet nach der Liebe! Befleißiget euch der geistlichen Gaben, am meisten aber, dass ihr weissagen möget!«(1. Korinther 14,1)

»Nur durch solche Personen, die Gott nach seinem erhabenen Willen erwählte, hat er seinen Ratschluss enthüllt und die Zukunft offenbart. Die Erteilung der prophetischen Gabe an eine Person machte diese betreffende Person zum Propheten … Diese von Gott erteilte prophetische Gabe sollte in der Gemeinde sein von Adams Zeit bis auf die Wiederkunft unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, wenn er erscheint, sein erlöstes Volk in das Paradies zu führen.« (Arthur Daniells, Die beständige Gabe der Prophezeiung, S. 5.6)

Gott beruft Propheten

Nachdem zwei Männer, William Foy und Hazen Foss, versagt hatten, berief Gott eine junge Frau, Ellen Harmon, zu einer großen Aufgabe für eine Zeitdauer von siebzig Jahren (1844 bis 1915; vgl. John Loughborough, Entstehung und Fortschritt der Siebenten-Tags-Adventisten, S. 67-70; Frühe Schriften, XVII)

Sie bemerkte dazu: »Am Anfang, als mir dieses Werk übertragen wurde, bat ich den HERRN, jemand anders damit zu beauftragen. Die Aufgabe war so groß, umfassend und eindringlich, dass ich befürchtete, ich würde dies nicht schaffen. Aber durch seinen Heiligen Geist hat mich der HERR befähigt, das Werk zu verrichten, das er mir übertragen hatte.« (Ausgewählte Botschaften I,  31)

Ellen White, geb. Harmon, war auf vielfältige Weise für die Gemeinde tätig. Als schwaches Werkzeug, oft von Krankheit und Seelenschmerz niedergebeugt, leistete sie eine Arbeit, die ohne die besondere Hilfe Gottes nicht möglich gewesen wäre. Der HERR der Gemeinde hätte seine Kinder gern früher in die ewige Heimat geholt, aber er sah die Verzögerung voraus. Einer der Gründe ist die unvollendete missionarische Aufgabe. In weiser Voraussicht ließ er viele Ratschläge und Aufrufe zur Weltmission niederschreiben. Wird unsere Generation schließlich diese Anweisungen befolgen?

Schritte zur Weltmission

Die frühen Adventisten lebten in der Naherwartung. Sie konzentrierten sich auf die Vorbereitung auf die Verwandlung bei Jesu Wiederkunft. Entsprechend glaubte auch Ellen White, dass die Versiegelung bald beendet sei. In einer Vision im Jahre 1849 sah sie Jesus und berichtete, dass er gnadenvoll auf die »Übrigen« blickte, »die noch nicht versiegelt waren.« (Frühe Schriften, 29)

Dieser Tatbestand sollte beim Lesen ihres ersten Buches Frühe Schriften (1851 erstmals erschienen) unbedingt beachtet werden. Das Werk Gottes unter der dritten Engelsbotschaft sollte in Amerika rasch durchgeführt werden. Man sprach von der Sammelzeit und der Heilige Geist warnte durch Ellen White gewisse Leute davor, »nach dem alten Jerusalem« zu reisen (ebd., 67), um dort unter den Juden zu arbeiten.

Erst um 1870 herum wurden »breitere Pläne« gelegt. Der himmlische Bote gab folgende Weisung: »Ihr habt zu beschränkte Ansichten von dem Werk für diese Zeit. Ihr versucht, das Werk so zu planen, dass ihr es mit euren Armen umfangen könnt. Ihr müsst eure Blicke erweitern.« (Leben und Wirken, 239, alte Ausgabe)

Fortan wurden Schulen gegründet und Missionare ausgebildet für die Weltmission. Ab 1888 folgte ein Buch nach dem andern für die Missionsarbeit durch Buchevangelisten. Diese Bücher wurden in alle wichtigen Sprachen übersetzt und weltweit verbreitet. Entsprechend dem zunehmenden Licht wurden Wahrheiten niedergeschrieben, die erst in unserer Zeit an Bedeutung gewinnen. Das betrifft besonders die Bücher Der große Kampf, Das Wirken der Apostel und Propheten und Könige.

Ein kurzer geschichtlicher Überblick offenbart einerseits deutlich unser menschliches Versagen, andererseits Gottes großes Erbarmen. »Denn Gott hat alle miteinander in den Unglauben verschlossen, damit er sich über alle erbarme.« (Römer 11,32)

Juden, die Jesus ablehnten und die ihn annahmen

»Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.« (12 Johannes 1,11-12) Während die Führerschaft Israels Jesus und seine Lehren ablehnte, folgte ihm eine kleine Gruppe willig nach (Das Leben Jesu, 189).

Mit der Berufung seiner Jünger begann die Gründung der christlichen Gemeinde. Vergessen wir aber nicht, dass sie und auch die Tausenden, die zur Zeit des Frühregens der Gemeinde hinzugefügt wurden, Juden waren. (Apostelgeschichte 2,41.47 11)

Auch Paulus, der Heidenapostel, verkündigte immer wieder »zuerst den Juden« das Evangelium von Jesus mit einer Liebe und Hingabe, die ihm von Gott ins Herz gegeben war (Römer 1,16; 9,1-5).

Antisemitismus

Leider verloren die Heidenchristen diese »erste Liebe« bald. An ihrer Stelle machte sich im Laufe der Zeit des Abfalls Intoleranz den Juden gegenüber breit. Sie wurden immer wieder als »Gottesmörder« bezeichnet, die für immer verdammt wären. Dieses dunkle Kapitel ist sehr beschämend für uns Heidenchristen, die wir doch auf des Paulus Warnung in Römer 11,17-20 hätten achten sollen!

Gott tröstet die Juden

»Angefeindet, gehasst und verfolgt, haben [die Juden] Jahrhunderte hindurch leiden müssen. Doch … Gott hat in der Trübsal ihre Herzen getröstet und mit Erbarmen auf ihre schreckliche Lage geschaut. Er hat das leidvolle Flehen derer gehört, die ihn von ganzem Herzen suchten, um zum rechten Verständnis seines Wortes zu gelangen.« (Das Wirken der Apostel, 376)

Liegen uns die Juden am Herzen?

»Würde das Evangelium in seiner Fülle den Juden gebracht werden, dann nähmen viele von ihnen Christus als den Messias an. Nur wenige christliche Prediger fühlen sich jedoch berufen, unter dem jüdischen Volk zu wirken. Aber auch ihnen, an denen so oft vorbeigegangen wurde, sollte wie allen andern Völkern die Botschaft der Gnade und Hoffnung in Christus gebracht werden.« (ebd., 377) Bereits 1903 schrieb die Botin des HERRN: »Es war befremdend für mich, dass es so wenige gab, die eine Last fühlten, für das jüdische Volk zu arbeiten …« (Evangelisation, 526)

Juden im Spätregen

Vier Jahre vor ihrem Tod, machte Ellen White einige erstaunliche prophetische Aussagen: »Wenn am Ende der Tage die Evangeliumsverkündigung zum Abschluss gebracht werden soll, erwartet Gott, dass in erster Linie für die Menschen gearbeitet wird, die bis dahin vernachlässigt worden sind, und dass sich seine Boten dann besonders der Juden auf allen Erdteilen annehmen. Wenn man ihnen zeigt, wie die Schriften des Alten und Neuen Testaments zusammen ein wunderbares Ganzes bilden und Gottes ewigen Ratschluss enthalten, wird das vielen Juden wie der Anbruch eines neuen Schöpfungstages, wie die Auferstehung der Seele sein … Unter den Juden gibt es heute noch manche, die, wie einst Saulus von Tarsus, in der Schrift sehr bewandert sind. Sie werden dann mit wunderbarer Kraft [unter dem Spätregen]die Unveränderlichkeit des Gesetzes Gottes verkündigen. Der Gott Israels wird dies in unseren Tagen zustande bringen.« (Das Wirken der Apostel, 377)

Holocaust und Sühnedienste

Die Vorbereitungen auf diesen »Abschluss der Evangeliumsverkündigung« sind längst im Gange. Nach der schrecklichen Zeit nationalsozialistischer Gewaltherrschaft mit dem Holocaust schenkte Gott einigen Heidenchristen Raum zur Buße. Auch und gerade junge Deutsche verrichteten Sühnedienste in und für Israel. Wir kennen auch eine größere Gruppe (hauptsächlich Deutsche), die seit Jahren für die Juden betet und wirkt gemäß Jesaja 62,6-7.

Philosemitismus

Natürlich versucht Satan stets mitzumischen, wenn Gott ein Werk für sein Volk tut. Die einen verführt er durch den Antisemitismus, die andern durch den Philosemitismus, bzw. Schwärmerei. Wir brauchen deshalb ein geistliches Unterscheidungsvermögen durch den Heiligen Geist. Gott hat seine erwählten Werkzeuge, auch in Israel. Das dürfen wir in Demut und Bescheidenheit, aber auch voller Freude und Dankbarkeit anerkennen und bezeugen.

Der HERR der Ernte wird dir und mir zeigen, wie und wo wir mithelfen können im Abschlusswerk, wenn wir ihn aufrichtig darum bitten.

Zuerst erschienen in Unser festes Fundament, 6-2000.

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