Ganz unterschiedliche Menschen haben sich als Messias bezeichnet. Ein Jude, ein Moslem und zwei Christen werden hier vorgestellt. Ein Einstieg ins Thema. Von Kai Mester
Rabbi Menachem Mendel Schneerson
Nikolajew, Ukraine, 1902. Ein Junge kommt auf die Welt. Ist er der Messias?
Rabbi Menachem Mendel Schneerson ist schon früh im jüdischen Glauben bewandert. 1933 flieht er vor Adolf Hitler nach Paris, 1941 nach New York. Hier übernimmt er als siebtes und letztes Oberhaupt die Führung der Lubawitscher Chassidim.
Gottes Nähe suchen durch Gebet, Gesang und Tanz; tiefe Gefühle, starker Glaube, hohe Moral; Freude und Ekstase im Erfüllen religiöser Riten. Das charakterisiert die Chassidim, die »Frommen« unter den orthodoxen Juden. Die Lubawitscher Chassidim ordnen all das noch der Weisheit, der Einsicht und dem Wissen unter und lenken es in gute Bahnen. So soll jeder Mensch als Gerechter frei von Sünden in Gedanke, Wort und Tat leben können.
Alle Chassidim folgen einem religiösen Führer, dem Rabbi. So ein Rabbi ist Menachem Schneerson. Seit 1951 verlässt er New York bis auf eine Ausnahme nicht mehr. Er empfängt Besuche, spendet Segen und Rat, schreibt Bücher über die Tora und stirbt schließlich im Jahr 1994. Ob seines Beitrags zu Bildung, Moral und Wohltätigkeit verleiht man ihm nach seinem Tod die Goldene Ehrenmedaille des Kongresses der USA. Ein Teil seiner Anhänger glaubte, er sei der Messias. Einige halten auch nach seinem Tod daran fest und senden ihre Bitten per Brief an den Verstorbenen.
Mirza Ghulam Ahmad
Punjab, Indien, 1835. Ein Knabe wird geboren. Sein Name: Mirza Ghulam Ahmad. Als junger Mann vergräbt er sich förmlich in religiösen Büchern. Später beginnt er selbst zu schreiben: über 80 Bücher. Sein Anliegen: den Islam reinigen, wiederbeleben, verteidigen und ausbreiten; zurück zur ursprünglichen Schönheit und Schlichtheit des Islam.
Er reist durch ganz Indien, hat Träume und Visionen. Er predigt die Gewaltlosigkeit und hat großen Zulauf. 1882 proklamiert er sich selbst als Erneuerer des Islam, 1890 als Messias und Mahdi, die spirituelle Verkörperung des zurückgekehrten Isa bin Maryam (Jesus von Nazareth). Nun regt sich massiver Widerstand unter den islamischen Gelehrten. Viele sprechen seinen Anhängern das Muslimsein ab.
Schon bald nach seinem Tod im Jahr 1908 teilt sich die von ihm 1889 gegründete Ahmadiyya-Bewegung 1914 in zwei Richtungen, die zusammen mehrere Millionen Gläubige zählen. Eines ihrer Ziele ist die gewaltlose Eroberung Europas für den Islam. War Mirza Ghulam Ahmad der Messias?
Vernon Wayne Howell
Houston, Texas, 1959. Ein Bub erblickt das Licht der Welt. Er heißt: Vernon Wayne Howell. 1981 tritt er einer endzeitlich ausgerichteten Abspaltung der christlichen Davidianer-Kirche bei, den Branch Davidians. Unter dem Namen David Koresh wird er später als charismatische, aber auch umstrittene Führungspersönlichkeit dieser Gruppierung bekannt. Er sagt, er sei der Messias, der Sohn Gottes, das Lamm, das die sieben Siegel öffnen kann.
1986 verkündet er, dass ihm 140 Frauen zustünden. Aufgrund mehrerer Anklagen (sexuellen Missbrauchs etc.) belagert 1993 das FBI das Hauptquartier in Waco. Ein Feuer bricht aus und David Koresh kommt mit weiteren 75 Anhängern ums Leben.
Rechtsradikale verdächtigen das FBI. Timothy McVeigh, einer von ihnen, rächt sich 1995 mit einem Bombenanschlag in Oklahoma City und wird 2001 hingerichtet.
Wayne Bent
Strong City, New Mexico. Wayne Bent alias Michael Travesser, ein ehemaliger Pastor der Siebenten-Tags-Adventisten, schart Anhänger um sich. Denn er erklärt sich im Jahr 2000 zum Messias, zur Verkörperung Gottes, zum Gottmensch. Für das Jahr 2007 sagt er Jesu Wiederkunft voraus, genau 490 Jahre nach Luthers Anschlag der 95 Thesen. Sieben Jungfrauen würde Gott ihm zuführen, so verkündete er. 2008 wird er wegen sexuellen Verbrechens zu 10 Jahren Haft verurteilt. Der Messias?
Wer ist der Messias?
Woher kommt die Vorstellung von einem Messias wirklich? Was ist ein Messias? Wer ist der Messias? Ist er schon gekommen? Oder kommt er noch? Woran wird man ihn erkennen? Die vier soeben vorgestellten »Messiasse« halten den Kriterien wohl nicht stand, an denen der Messias sich messen lassen muss.
Ist die Hoffnung auf die Rückkehr des Messias auch etwas für mich?, fragen sich vielleicht einige Leser, nachdem sie diesen Artikel gelesen haben. Wir hoffen, dass Sie durch den folgenden Link darauf leichter eine Antwort finden werden.
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