Leserfrage zu Daniel 7,25: Bedeutet Änderung von Festzeiten und Gesetz die Umwandlung von biblischen in »christliche« Feste?

Leserfrage zu Daniel 7,25: Bedeutet Änderung von Festzeiten und Gesetz die Umwandlung von biblischen in »christliche« Feste?

Wir glauben, dass es hier um die irreführende Verlegung eines wöchentlichen Termins geht. Warum, erklärt der Artikel. Von Kai Mester

Und das ist der Vers, um den es geht:

»Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.« (Daniel 7,25 LU)

Um die Frage zu beantworten, ein kurzer Ausflug ins Aramäische, in dem das Kapitel 7 in Daniel verfasst wurde:

Sprachliche Analyse: Termin, Einladung, Verabredung

Das Wort, das in der Lutherbibel mit „Festzeiten“ übersetzt wurde, heißt זמנין (simnīn) und ist die Mehrzahl von זמן (sman), was so viel bedeutet wie Zeit, Termin, Datum, und von daher kann es je nach Zusammenhang auch als Festzeiten übersetzt werden, muss es aber nicht. Das Verb dazu זמין (sammén) bedeutet einladen, festlegen, zusammenrufen, vorbereiten.

Das Wort unterscheidet sich deutlich von dem im selben Vers bei den dreieinhalb Zeiten verwendeten עדן (iddan = Zeit, Zeitraum), עדנין (iddanīn = Zeiten, Zeiträume).

Inhaltliche Analyse: heiliger, göttlicher Termin

Der Inhalt von Vers 25 zeigt eine Steigerung an Beleidigungen und Verbrechen gegen Gott:

Worte gegen den Höchsten
Aufreibung der Heiligen des Allerhöchsten
Änderung von Zeiten und Gesetz

Diese Steigerung legt nahe, dass es sich nicht um menschliche Zeiten und Gesetze handelt, sondern um göttliche. Denn es geht um den Gipfel der Unverfrorenheit. Worte gegen Gott zu reden ist eine schlimme Sache, sich an seinen Kindern (seinem Augapfel) zu vergreifen eine andere. Aber sein innerstes Wesen, seinen Charakter zu verdrehen, wie er in seinem Gesetz zum Ausdruck kommt, das ist das Allerschlimmste.

Vergleichende Analyse: der wöchentliche Siebenten-Tags-Sabbat

Nirgendwo in der Bibel finden wir die Heiligkeit von Zeit und Gesetz so deutlich ausgedrückt wie am Sinai. Das Volk musste sich zwei Tage heiligen (2. Mose 19,10.11), der Berg wurde abgezäunt (Vers 12) und am dritten Tag verkündete der HERR in Donner, Blitz und Finsternis und unter Posaunenschall und Erdbeben aus dem Feuer und der Wolke sein Gesetz (Vers 16-19 und Kapitel 20). Später schrieb er es mit eigenem Finger auf zwei steinerne Tafeln (24,12).

Wir haben hier also eine Zeit (einen Termin, eine Einladung zur Begegnung mit Gott) und eine Gesetzesverkündigung. Im Herzen der Zehn Gebote, von der Wortanzahl genau im Zentrum, findet sich das einzige Gebot, in dem erneut eine Einladung, ein Termin bekräftigt wird zur allwöchentlichen Begegnung mit Gott.

Bekräftigt, weil diese Einladung zuvor schon an das Volk erging, als Gott das erste Mal Manna vom Himmel fallen ließ (Kapitel 16). Bekräftigt auch, weil diese Einladung schon Adam und Eva erhielten. Ihr erster vollständiger Tag war ein Sabbat (1. Mose 2,2-3), und damit begründet Gott auch in den Zehn Geboten die Heiligkeit des Sabbats (2. Mose 20,11). Jesus bestätigt ebenfalls, dass der Sabbat um des Menschen (hebräisch: Adam) willen gemacht wurde (Markus 2,27), und nicht etwa, wie viele heute meinen, um der Juden willen.

Warum Mehrzahl?

Warum spricht der Vers nicht von Zeit und Gesetz, sondern von Zeiten und Gesetz?

Ein Eingriff in den engmaschigen Terminplan Gottes

Das kleine Horn plante nicht die Änderung einer einzigen Verabredung, die Gott mit den Menschen hat, sondern gleich die Änderung einer unaufhörlichen Serie von Einladungen! Gottes Sabbate finden 52-mal pro Jahr statt (manchmal 53-mal), also einmal pro Woche.

Gott ist seine Verabredung mit dem Menschen heilig. Deshalb lässt er die Verschiebung des Ruhetags von Samstag auf Sonntag nicht einfach so stehen. (Noch bis 1976 galt der Sonntag übrigens auch in christlichen Ländern, wo er schon jahrhundertelang als Ruhetag gefeiert wird, immer noch als erster Wochentag.)

Die Einladung bleibt bestehen

»Haltet meine Sabbate, denn sie sind ein Zeichen des ewigen Bundes zwischen mir und euch für alle Zeiten. Dadurch sollt ihr erkennen, dass ich, der HERR, euch heilige.« (2. Mose 31,13 NL)

Gott verschiebt seine Verabredung nicht, sondern bleibt verlässlich. Daher ist es auch gut, wenn wir diese Chance wahrnehmen.

Dranbleiben – allen Gegenbestrebungen zum Trotz!

»Hier ist die Geduld der Heiligen, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus!« (Offenbarung 14,12 LU)

Gotteskinder lassen sich nicht beirren. Jeden Sabbat sind sie innerlich zur Stelle, bereit den besonderen Segen zu empfangen, den Gott allen Menschen zugedacht hat.

»Danach sah ich einen anderen Engel vom Himmel herabkommen. Er war mit großer Vollmacht ausgestattet, und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet. Er rief mit mächtiger Stimme: ›Babylon ist gefallen! Die große Stadt ist gefallen! Sie ist zu einer Behausung für Dämonen geworden, zu einem Schlupfwinkel für böse Geister aller Art, zu einem Tummelplatz für alles unreine und Abscheu erregende Getier. Alle Völker haben von dem schweren Wein ihrer gierigen sexuellen Unmoral getrunken. Die Könige der Erde haben es mit ihr getrieben, und die Kaufleute der Welt sind durch ihren verschwenderischen Luxus reich geworden.‹ Dann hörte ich eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: ›Verlass die Stadt, mein Volk! Komm heraus, damit du nicht in ihre Sünden verstrickt wirst und ihre Plagen nicht dich treffen! Denn ihre Sünden türmen sich bis zum Himmel auf, und Gott wird sie dafür zur Rechenschaft ziehen.‹« (Offenbarung 18,1-5 NeÜ)

Wir werden gewarnt, uns auf menschliche Traditionen nicht einzulassen, wenn sie von Gottes Zeiten und Gesetz abweichen. Denn es bewährt sich nicht!

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