Würde macht den Unterschied: Wie kann ich Gott das Fenster zum Herzen meines Nächsten öffnen?

Würde macht den Unterschied: Wie kann ich Gott das Fenster zum Herzen meines Nächsten öffnen?
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Eine Erkenntnis, die mir auf einer Reise durch Nepal kam. Von Byard Parks

Ich war in Katmandu, der Hauptstadt Nepals. Ein junger plaudernder Bursche wollte eine Geldmünze, also gab ich ihm eine. Ich ahnte nicht, dass in der engen Gasse Dutzende nur auf eine solche Gelegenheit gewartet hatten. Als sie das sahen, sprangen sie sofort auf den verletzlichen Typen, der gerade seine Großherzigkeit bekundet hatte! Auf mich! Plötzlich streckten sich zahlreiche Hände nach mir aus und große Augen starrten mich sehnsüchtig an. Als hätten Bienen Nektar gefunden.

Meine Reisegefährten, die mir mit Abstand folgten, amüsierten sich köstlich. Ich schlug in dieser altertümlichen Gasse eine schnellere Gangart ein. Doch der schwatzende Schwarm der Hoffnungsvollen ließ sich von meinem Tempo und meinen langen Beinen nicht beirren. Die Kinder betrachteten meinen Schritt als Spiel und machten begeistert mit – lachten den ganzen Weg. Das Gewirr der Dunkelhäutigen begleitete mich wohl wissend, dass ich irgendwann nicht mehr können würde. Zur Freude meiner Freunde interessierte sich kein Bettler für sie! Der ganze Bienenschwarm konzentrierte sich nur auf mich und – hatte Erfolg.

Ich hielt schließlich an und verteilte an alle Geldmünzen. Die siegreiche Bande zerstreute sich – alle, bis auf drei. Ein Junge, etwa 14, der wegen seines zu kurzen Beines humpelte; ein Mann, der versuchte, mir seine winzige metallene Maultrommel zu verkaufen, die er unaufhörlich vibrieren ließ, um mir ihre wahnsinnig nervtötenden Vorzüge zu zeigen; und eine hübsche Mutter mit ihrem neun Monate alten Baby, das sie sich vorne umgebunden hatte.

Ich fiel wieder in mein schnelles Tempo, um sie abzuschütteln – aber die drei blieben mir auf den Fersen! So ging es etwa einen Kilometer. Der Junge fragte nach einem Geldschein, der Mann machte auf seiner Maultrommel boing, boing, boing, und die Frau sagte mir auf Nepalesisch immer wieder, sie brauche Milch für ihr Baby.

Nach einem Kilometer tat sich mein großes Herz weit auf, kaufte die Maultrommel und gab dem Jungen einen nicht unerheblichen Geldschein. Doch die attraktive nepalesische Mutter mit dem helläugigen Baby wollte kein Geld von mir. Nein, sie bestand darauf, dass sie und ich zusammen in die Apotheke gingen, um Milchpulver zu kaufen. Sie führte mich das Regal entlang – und wollte das Produkt nicht selbst anfassen. Ich musste es herausnehmen, zur Kasse gehen und kaufen. Sie war glücklich und verschwand damit.

In der ungewohnten Stille ohne Maultrommel im Ohr, dachte ich über das Geschehene nach. Warum wollte die Frau kein Geld annehmen? Warum wollte sie, dass ich ihr die Kindermilch kaufte, obwohl sie mit dem angebotenen Geld mehr hätte kaufen können als nur die Milch?

Beim Nachdenken stolperte ich über ein Wort: Würde

Und damit stehen wir vor einer zentralen Eigenschaft, die Jesus im Umgang mit den Menschen bewies: Er tat alles, um ihre Würde zu wahren.

Warum sonst hielt er inne und hob das abgetrennte Ohr des Mannes auf, der gekommen war, um Jesu Verhaftung mitzuerleben?

Warum sonst lud er sich zum Essen im Haus eines verachteten Zöllners ein?

Warum sonst kleidete er den Mann, aus dem eine Legion Dämonen ausgefahren waren?

Bei Jesus stand Würde ganz oben.

Wollen wir Seelen gewinnen? Dann begegnen wir ihnen am Besten mit Achtung. Hier sind drei Tipps:

a) Würde entsteht, wenn man Menschen fragt, statt ihnen zu sagen, was sie tun sollen. Würde möchte die Entscheidungen über das eigene Leben selbst treffen. Beispiel: Jesus, der den Augapfel geschaffen hat, war so geduldig und respektvoll, dass er den Blinden fragte: »Was willst du, dass ich dir tun soll?« (Lukas 18,41) Ist das nicht offensichtlich? Hätte Jesus ihn nicht einfach heilen können? Das war Jesu Methode. Er überließ dem blinden Bettler die Kontrolle seiner eigenen Zukunft.
Schlüssel: Kann ich, statt Menschen Ziele zu setzen, auch Fragen stellen, durch die sie ihre eigenen Ziele entdecken?

b) Würde erkennt, dass eine Person nicht durch ihre momentane Situation definiert wird. Schreckliche Armut verringert nicht den Wert eines Menschen. Wir sind zum Bilde Gottes geschaffen – ein verarmter, ans Kreuz genagelter Jesus gewährt einem Verbrecher ewigen Lohn. Auch wir dürfen Umstand und Wert fein säuberlich voneinander trennen, wenn Würde gedeihen soll. Im Umgang mit den Menschen dürfen ihr Haus, ihre Kleider, ihre Gewohnheiten oder ihre alten Überzeugungen ihnen nichts von der Würde rauben, die sie in unseren Augen haben.

Schlüssel: Wie kann ich anderen helfen, die ihren eigenen Wert aufgrund ihrer Umstände nicht mehr erkennen?

c) Würde wird vor allem ohne Worte vermittelt. Wir sind Botschafter des Messias – alle, denen wir begegnen, sind Würdenträger! Setzen wir uns zu den Leuten, essen wir mit ihnen, schütteln wir ihnen die Hand, vertrauen wir ihnen und behandeln wir sie als ehrenwert! Dann werden ihre Herzen sich für die edle Berufung öffnen, die Gott für ihr Leben vorgesehen hat.

Schlüssel: Wie kann ich wortlos Selbstwert vermitteln?

Rundbrief vom 28.02.2018

Lebe dein Potenzial!
www.GoTential.org

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