Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Teil 2): Groẞe Vorrechte, groẞe Verantwortung

Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Teil 2): Groẞe Vorrechte, groẞe Verantwortung
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Darum prüfe dich selbst! Von Ellen White

Lesezeit: 8 Minuten

Habt ihr nie in der Schrift gelesen: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden?«, fragte Jesus. »Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt.« (Matthäus 21,42.43)

Als der Messias seine Worte entschlüsselte, erkannten die Pharisäer die Bedeutung des Gleichnisses. Seine Worte trafen sie mitten ins Herz, und sie riefen entsetzt: »Gott bewahre!« Der HERR ließ sie ihre Gefahr erkennen. Sie sahen ihren Zustand im wahren Licht. Sie erhaschten einen lebendigen, flüchtigen Blick auf ihr Handeln und dessen Folgen. Aber sie verschlossen die Augen vor dem Licht und verhärteten ihr Herz gegen die Überzeugung. Sie waren entschlossen, ihr satanisches Vorhaben auszuführen.

»Wer auf diesen Stein fällt«, fuhr der Messias fort, »der wird zerschellen; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen.« (Vers 44) Wer unbußfertig bleibt, wird verstehen, was Zorn des Lammes beutet. Die Folgen, unter denen viele Juden leiden würden, wären umso schrecklicher, wenn sie Gottes große Barmherzigkeit und Liebe so wenig würdigten. Nicht lange nach diesem Gleichnis stand Gottes Sohn im Gerichtssaal des Pilatus vor einem menschlichen Tribunal und wurde von falschen Zeugen verurteilt. Obwohl der heidnische Richter ihn für unschuldig erklärte, lieferte er ihn der grausamsten Macht aus, die sich auf Erden manifestieren kann, nämlich einem von Satan inspirierten Mob.

Welche Chancen verpasst du in deinem Leben?

»Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm?«, fragte Gott. »Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte?« (Jesaja 5,4) Als Gott Früchte zur Erntezeit erwartete, waren viele Juden darüber überrascht. Sie hielten sich für die frömmsten Menschen auf der Welt. Tatsächlich waren sie als Hüter und Wächter der Wahrheit eingesetzt und hätten die Güter des HERRN zum Segen und Nutzen der Welt einsetzen sollen. Aber sie misshandelten die zu ihnen gesandten Boten; und als Gott seinen Sohn, den Erben, schickte, brachten sie ihn ans Kreuz von Golgatha. Eines Tages werden sie sehen, wohin ihre Unbußfertigkeit geführt hat: Die unendliche Liebe wirbt dann nicht mehr um sie, sondern der Zorn des Lammes, der Macht, der sie getrotzt haben, fällt auf sie wie ein Fels und zermalmt sie schließlich zu Staub.

»Welchen Vorteil hat es dann eigentlich, Jude zu sein? Und was für einen Nutzen hat überhaupt noch die jüdische Beschneidung? Nun, Jude zu sein hat viele Vorteile, vor allem aber den, dass den Juden die Worte Gottes anvertraut wurden.« (Römer 3,1.2 NLB) Aber das, was der größte Segen hätte sein können, wurde allen zum Fluch, die untreu, undankbar und unheilig waren.

Der Weg zum Glück führt über den ultimativen Glücksbringer

Der HERR kam, um von seinen Knechten den Ertrag des Weinbergs abzuholen. Die Menschen haben ihren Besitz nicht als Eigentum erhalten, sondern nur als anvertrautes Gut. Der Anteil des HERRN gehört ihm ohne Einschränkungen. »Alle Zehnten im Lande, vom Ertrag des Landes und von den Früchten der Bäume, gehören dem HERRN und sollen dem HERRN heilig sein. Will aber jemand seinen Zehnten ablösen, der soll den fünften Teil darüber hinaus geben. Und alle Zehnten von Rindern und Schafen, alles, was unter dem Hirtenstabe hindurchgeht, jedes Zehnte davon soll heilig sein dem HERRN. Man soll nicht fragen, ob es gut oder schlecht sei, man soll’s auch nicht auswechseln. Wenn es aber jemand auswechselt, soll beides heilig sein und darf nicht abgelöst werden.« (3. Mose 27,30-33)

Die Satzungen über den Anteil des HERRN wurden oft wiederholt, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten. Sie sorgten dafür, dass Gott seine Miete bekam, die er als Anteil beanspruchte. Körperliche und geistige Kräfte sowie Geld durften für Gott eingesetzt werden. Sein Weinberg wollte gut verwaltet werden, damit er einen großen Ertrag an Zehnten und Opfergaben zurückerhalten konnte. Ein Teil war für den Unterhalt der Gottesdiener bestimmt und durfte für keinen anderen Zweck verwendet werden. Gaben und Opfer hingegen sollten die notwendigen Kosten der Gemeinde decken. Spenden wurden für die Unterstützung der Armen und Leidenden verwendet.

Die Geschichte der Kinder Israels zeigt uns die vielen Vorrechte, die sie genossen. Die reichsten Segnungen standen ihnen sogar noch bevor, wenn sie sich nur nach den Vorgaben des HERRN richteten. »So wisse nun«, erklärte Gott, »dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.« »So halte nun die Gebote des HERRN, deines Gottes, dass du in seinen Wegen wandelst und ihn fürchtest.« »Nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, noch von dir, als dass du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, dass du in allen seinen Wegen wandelst und ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, dienst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, dass du die Gebote des HERRN hältst und seine Rechte, die ich dir heute gebiete, auf dass dir’s wohlgehe?« (5. Mose 7,9; 8,6; 10,12.13)

Befreiung und weite Horizonte

Was bringt uns das Gleichnis vom Weinberg? »Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welten gemacht hat. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe.« (Hebräer 1,1-3)

Jesus hat eine Gemeinde in jedem Zeitalter. Wer Gottes Gebote hält, wird die Privilegien dieser Gemeinde genießen. Aber es gibt Menschen in der Gemeinde, die durch ihre Zugehörigkeit zu ihr nicht besser geworden sind. Sie lösen sich wieder von ihren Auftragskriterien. Erfüllen wir aber die von Gott gestellten Kriterien, wird unser Auftrag in unserer Errettung gipfeln. Wer Gottes Gebote vollkommen beherzigt, der liebt ihn ganz offensichtlich.

Nur nicht eingebildet werden!

»Ich aber hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock«, erklärt Gott, »ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock? (Jeremia 2,21) Das ist eine Lehre für uns. Paulus erklärt: »Wenn nun einige von den Zweigen ausgebrochen wurden, du aber, der du ein wilder Ölzweig bist, in den Ölbaum eingepfropft wurdest und Anteil bekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. Nun wirst du sagen: Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft werde. Ganz recht! Sie wurden ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du aber stehst fest durch den Glauben. Sei nicht überheblich, sondern fürchte dich!« (Römer 11,17-20) Diese Botschaft richtet sich an alle, die solche Vorzüge genießen wie einst das alte Israel. »Wer seine Missetat leugnet, dem wird’s nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen. Wohl dem, der die Furcht nicht verlernt! Wer aber sein Herz verhärtet, wird in Unglück fallen.« (Sprüche 28,13.14) »Darum sieh die Güte und die Strenge Gottes: die Strenge gegenüber denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber dir gegenüber, sofern du in der Güte bleibst; sonst wirst auch du abgehauen werden.« (Römer 11,22)

Aus: Review and Herald, 17. Juli 1900

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