Wenn Gott die Worte gibt: Kriegsdienstverweigerung aus Überzeugung

Wenn Gott die Worte gibt: Kriegsdienstverweigerung aus Überzeugung
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Gottes Geist führte mich aus der Fangfrage. Von Burkhard Vogel

Lesezeit: 3 Minuten

»Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.« (Matthäus 10,19)

In unserem Land herrschte Wehrpflicht. So wurde auch ich nach der Musterung aufgefordert, zum Wehrdienst zu erscheinen. Ich aber nahm das sechste Gebot ernst, in dem es heißt: »Du sollst nicht töten«, und machte Gebrauch von der Möglichkeit, den Kriegsdienst an der Waffe zu verweigern. Die Gründe für meine Entscheidung musste ich schriftlich einreichen. Dann musste ich an einem festgesetzten Termin zu einer mündlichen Verhandlung erscheinen.

Verhör durch die Prüfungskommission

Wie ein Angeklagter stand ich vor einem Gremium von vier Männern, die anfingen, mir kritische Fragen zu stellen, um herauszufinden, welches die wahren Motive meiner Kriegsdienstverweigerung waren. Man wollte herausbekommen, ob meine religiösen Gründe nur vorgeschoben waren. Ich machte aber immer wieder klar, dass ich niemals eine Waffe in die Hand nehmen will und damit in die Lage kommen könnte, von der Waffe Gebrauch zu machen mit der Folge, einen Menschen zu töten.

Die Männer versuchten ständig, mich in die Enge zu treiben. Ich aber betete in meinem Herzen, der HERR möge mir die richtigen Worte eingeben, so dass sie erkennen können, dass ich das Gebot der Bibel sehr ernst nehme. Doch nun nahm das Gespräch eine Wendung, die für mich gefährlich zu werden schien.

Die Fangfrage

Sie konstruierten folgende fiktive Situation und fragten mich: »Stellen Sie sich vor, sie sitzen in einem Kampfjet über Ihrer Stadt, in der Ihre Familie mit Frau und Kindern leben. Sie sehen einen feindlichen Bomber, der sich Ihrer Stadt nähert und offensichtlich beabsichtigt, Bomben über der Stadt abzuwerfen. Sie aber haben die Möglichkeit, den Bomber abzuschießen, noch bevor er die Stadt erreicht. Wenn Sie das tun, töten Sie Menschen, wenn Sie es aber nicht tun, werden Sie mit schuld am Tod vieler Menschen in der Stadt einschließlich Ihrer Familie, weil Sie es nicht verhindert haben. Was machen Sie jetzt?«

Ich spürte den Druck dieser Fangfrage, und es wurde mir heiß. Sie wollten mich zu Fall bringen und mir klar machen: Egal wie ich mich entscheide, ich könne dem Töten nicht ausweichen. Doch in demselben Moment schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, den ich sofort aussprach.

Inspiration im schwierigsten Moment

Ich sagte: »Mein Gottesbild wurde durch die Bibel geprägt. Mein Bild von Gott sagt mir: Wenn Gott in seinem Wort im sechsten Gebot das Töten verbietet, kann er es nicht gleichzeitig zulassen, dass ich in eine Zwickmühle gerate, in der ich in jedem Falle töten müsste. Dann müsste ich mich also nur entscheiden, wen ich töte, nicht, ob ich töte. Dies widerspricht dem Bild, das meine Bibel von Gott zeichnet. Somit bin ich fest davon überzeugt, dass dieser Gott, an den ich glaube, mich niemals in eine derartige Lage bringen würde.«

Mir wurde sofort bewusst, dass Gottes Geist mir diese Antwort eingegeben hatte, sie also nicht von mir selber kam. Die Folge war, dass plötzlich eine große Stille im Raum eintrat und mich niemand mehr etwas fragte.

Antrag angenommen

Die Männer schickten mich nach draußen, um sich zu beraten. Nach kurzer Zeit riefen sie mich wieder herein und teilten mir mit, dass mein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung angenommen wurde.

Ich lobte Gott in meinem Herzen und dankte ihm für die Eingebung dieser Antwort, und dass ich die Erfüllung der Worte von Jesus aus dem Matthäus-Evangelium an mir selbst erleben durfte.

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