Das Skandalbuch, Teil 7: Die Warum-Frage

Das Skandalbuch, Teil 7: Die Warum-Frage
shutterstock - ssaa66oo

Warum spielt das Skandalbuch auch nach der Jahrtausendwende noch eine Rolle? Von Ralph Larson

Während ich schreibe, liegt vor mir ein Buch: ein sehr beeindruckender Band.

Er besteht aus 597 Seiten hochwertigem Papier in einem freundlichen, zweifarbigen Umschlag mit goldenen Schriftzeichen. Für mein Exemplar habe ich eine stattliche Summe bezahlt. Anscheinend haben die Herausgeber viel investiert, um dieses Buch zu veröffentlichen. Da muss es irgendwo im Hintergrund finanzkräftige Personen geben. Ich frage mich, woher das Geld wohl gekommen ist.

Doch der Titel beschäftigt mich. Das Buch ist eine Neuauflage des Skandalbuchs Question on Doctrine, dem Thema unserer Artikelreihe. Nein, es ist keine Neubearbeitung. Es ist eine Neuauflage. Die ganze ursprüngliche Ausgabe ist darin vorhanden, lediglich ergänzt mit Kommentaren und Anmerkungen der neuen Herausgeber. Daher nennt es sich: Kommentierte Ausgabe. Die Kommentare reichen von wenigen Zeilen bis mehreren Seiten.

Warum wurde dieses Skandalbuch neu aufgelegt? Was war die Absicht der Herausgeber?

Könnte es sein, dass sie sich des enormen Schadens nicht bewusst waren, den die Gemeinde durch seine Erstauflage 1957 erlitten hat?

Nein, das ist unmöglich. Die folgenden Zeilen aus verschiedenen Seiten des Buches machen sehr deutlich, dass die Herausgeber der neuen kommentierten Ausgabe sich völlig über den enormen Schaden im Klaren waren, den die Erstauflage der Gemeinde zugefügt hat. Auf der Seite Meinungen, die sich vor dem Vorwort findet, schreiben sie:

»Das Buch Questions on Doctrine hat mehr als irgendein anderes Einzelereignis in der Adventgeschichte zu sich gegenseitig bekämpfenden Lagern in der Gemeinschaft geführt.«

Das Vorwort ergänzt: »Es ist ein Band, der seit den fünfziger Jahren mitten im Brennpunkt des adventistischen Dialogs stand und den Weg für noch andauernde theologische Spannungen bereitete.«

Die Einführung sagt uns, dass »Questions on Doctrine leicht als das umstrittenste Buch in der Adventgeschichte erkannt werden kann … Seine Veröffentlichung führte zu lange anhaltender Entfremdung und Trennung in die verschiedenen adventistischen Lager, die um es entstanden sind.«

Auf Seite 516 lesen wir: »Das Ergebnis ist, dass Questions on Doctrine von vielen Adventisten missbilligt wird und wahrscheinlich zu mehr theologischer Polarisierung in der Adventgemeinde geführt hat als irgendein anderes Dokument in ihrer mehr als 150-jährigen Geschichte.«

Und auf Seite 522: »Das Ergebnis würde in den Folgejahren in den adventistischen Reihen für eine Katastrophe sorgen. Offiziell mag die Adventgemeinde an Anerkennung als christlich-evangelikale Kirche gewonnen haben, doch dabei hat sich eine Kluft gebildet, die in den letzten fünfzig Jahren nicht wieder geheilt ist und vielleicht nie mehr heilen wird.«

Der enorme Schaden, den die Erstauflage von Questions on Doctrine der Gemeinde zugefügt hat, ist also sehr wohl den Herausgebern der Neuauflage bekannt. So stehen wir wieder vor der Warum-Frage. Was könnte die Absicht der Herausgeber dieser Neuauflage gewesen sein?

Unser Fragezeichen wird noch größer, wenn wir Anzeichen dafür suchen, ob die Herausgeber der Neuauflage vielleicht wenigstens übersehen haben, wie fatal bei der Herausgabe der Erstauflage gegen jegliche Verfahrensethik verstoßen wurde.

Nein, auch dafür gibt es keine Anzeichen! An verschiedenen Stellen des Buches wird deutlich darauf hingewiesen, dass die Herausgeber von diesen Verstößen wussten. Statt einer Reihe von längeren Zitaten, greife ich nur ein paar Wörter oder Wendungen heraus und gebe die Seitenzahlen an:

Seite XV »nicht transparent«
XXX »die Fakten wurden ein wenig übertrieben«
XXX »Daten wurden so präsentiert, dass ein falscher Eindruck entstand«
XXXIV »irreführender Titel«
41 »verschleiert die Tatsache«
45 »geschichtlich falsch«
324 »nicht präzise«
516 »eine irreführende Überschrift«
517 »nicht geradeheraus«
520 »Daten wurden frisiert«
521 »hatte nicht die Wahrheit gesagt«
522 »Elemente des Betrugs durch Manipulierung von Daten und durch Unwahrheiten.«
524 »irreführende Überschrift«

Es gibt keine Zweifel: Die Herausgeber dieser Neuauflage waren sich der verfahrenstechnischen, geistig-moralischen Verstöße und der schieren Unehrlichkeit in dieser Erstauflage völlig bewusst. Wer das bezweifelt, lese die Liste oben noch einmal! Mir läuft dabei ein kalter Schauer über den Rücken. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist qualvoll: »Warum? Was geht hier vor? Womit haben wir es zu tun?«

Drei Fakten, drei ernüchternde Wirklichkeiten stehen zweifelsfrei vor uns:

  1. Die Herausgeber der neuen kommentierten Ausgabe waren sich des enormen Schadens völlig bewusst, den die Erstauflage der Gemeinde zugefügt hat.
  2. Die Herausgeber der neuen kommentierten Ausgabe waren sich der Unehrlichkeit in der Erstauflage bewusst und der Verstöße gegen die Moral.
  3. Im vollen Wissen dieser Tatsachen haben sie sich dennoch bewusst entschieden, dieses Buch unter großen Kosten neu aufzulegen.

Warum? Warum? WARUM? Was ist die Absicht dahinter? Was führen sie im Schilde?

Hätten sie die Probleme aus dem Buch beseitigt und eine Überarbeitung vorgelegt, könnten wir es in gewissem Maße verstehen, obwohl auch dies uns wenig Hoffnung auf einen Erfolg machen würde. Doch sie haben es nicht überarbeitet; sie legten es unverändert neu auf – mit allen Unwahrheiten und allen frisierten Beweisen.

Warum?

Der Herausgeber der kommentierten Ausgabe bringt seine Hoffnung zum Ausdruck, dass »ein offener Umgang mit den brisanten Fragen, die Questions on Doctrine aufgeworfen hat, und die Antworten, die diese Ausgabe anbietet, sowohl für eine breitere Leserschaft als auch für Adventisten aufschlussreich ist.« (Annotated Edition, XI)

Trotz dieser wunderbaren Hoffnung des Herausgebers, haben wir anscheinend nur zwei Möglichkeiten, die Warum-Frage zu beantworten: Entweder …

Die letzte Folge Das Skandalbuch, Teil 8: Sind wir geisteskrank? lesen Sie hier.

Über diese Links kommen Sie zu den vorigen Folgen:
Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5 und Teil 6.

Aus: Our Firm Foundation, vol. 19 no. 12, December 2004

PDF (ab Seite 12):
www.andrews.edu/library/car/cardigital/Periodicals/Our_Firm_Foundation/2004/2004_12.pdf

HTML: www.closureforjesus.com/?p=968

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Ich stimme der Speicherung und Verarbeitung meiner Daten nach EU-DSGVO zu und akzeptiere die Datenschutzbedingungen.