Evangelisation in den Bergen Ruandas: Offene Herzen abseits der Hauptstraßen

Evangelisation in den Bergen Ruandas: Offene Herzen abseits der Hauptstraßen

Ein Erfahrungsbericht. Von Prince Sindikubwabo, Leiter des L’ESPERANCE-Dorfs Kigarama

Am 10. November begannen wir in Bucyeye eine Evangelisation. Dieser Ort befindet sich weit entfernt von jeder asphaltierten Straße. Um dorthin zu gelangen, muss man geländegängige Motorradtaxis benutzen. Er liegt hoch in den Bergen. Es ist deshalb verhältnismäßig kalt. Die landesüblichen tropischen Früchte und Felderzeugnisse gedeihen hier nicht. Die Menschen leben daher im Wesentlichen vom Kartoffelanbau. Im Gegensatz zum warmen Tiefland ziehen sie mehrere Kleidungsstücke übereinander, um sich warm zu halten. Die Gegend ist vernachlässigt, weil sie schwer zugänglich ist. Die Berge sind mit Regenwald und dichtem Buschwerk bewachsen. Wenn man dorthin kommt, ist alles so ganz anders, dass man kaum glauben kann, dass das ein Teil Ruandas sein soll.

Die Adventgemeinde ist kaum präsent. Es gibt nur wenige Gläubige. Die haben etwa 20 km zu Fuß zu gehen, um die nächste Gemeinde zu erreichen. Die Dominanz anderer Kirchen hat auch damit zu tun, dass sie ihre Glieder unterstützen, mit Tieren, Kleidern und anderen Hilfsgütern. Wie vor jeder Evangelisation an einem neuen Ort besuchten wir erst einmal eine Reihe von Menschen, um ihre Situation vor Ort kennen zu lernen und uns dann Gedanken machen zu können, wie wir ihnen am besten aus ihrer geistlichen Finsternis heraushelfen könnten.

Seit langer Zeit haben die wenigen Adventgläubigen die Gemeinschaft wiederholt vergeblich darum gebeten, ihnen ein Gemeindehaus zu bauen. Nun ersuchte uns die Gemeinschaftsleitung, die Evangelisation dort durchzuführen. Die Glieder hatten schon in Eigenhilfe mit dem Bau einer Kapelle begonnen. Sie sind jedoch so arm, dass einige im Krankheitsfall nicht einmal das Geld für Medikamente haben. So kamen sie über den Bau der äußeren Mauern nicht hinaus. Neben dem Kartoffelanbau halten und verkaufen die Leute des Ortes Schweine. Es hat uns beschämt, dass auch einige unserer Gemeindeglieder dieses Geschäft betreiben.

Um die Zuhörer mit dem Platz der zukünftigen Adventgemeinde bekannt zu machen, hielten wir die Verkündigung in der Nähe des angefangenen Gebäudes ab. Als wir am ersten Sabbat mit der Predigt begannen, hackte ein Mann in der Nachbarschaft Holz. Wir fragten ihn, warum er am Sabbat arbeitet. Er antwortete, dass er kein Adventist sei. Unser Laienevangelist Daniel ließ sich jedoch nicht durch das Holzhacken stören und hielt eine tiefgehende Predigt über den Sabbat. Der Mann fühlte sich davon angesprochen, legte seine Axt beiseite und hörte gespannt zu. Danach fragte er den Prediger, ob der ihn besuchen könne. Daniel besuchte ihn und seine Familie mit unserer Gebetsgruppe. So hatten wir eine intensive Bibelstunde, während der alle möglichen Fragen beantwortet wurden. Die endete in großer Freude, weil der Mann sich dazu entschied, nach Gottes Willen zu leben und sich taufen zu lassen.

Durch unsere Hausbesuche bekamen viele Katholiken Interesse, zu den Vorträgen zu kommen. Die zeigten eine sichtbare Wirkung, denn die Frauen legten ihre Halsketten ab und die Männer ließen die Tabakpfeifen verschwinden. Ein Adventist brachte seine Pfeife und zerhackte sie vor der Versammlung mit seinem Buschmesser. Ein anderer Glaubensbruder war seit langem betrübt darüber, dass seine Frau sich weigerte, mit ihm zum Gottesdienst zu gehen. All sein Bitten nutzte nichts. Sie blieb zu Hause, arbeitete im Garten, kochte, wusch die Wäsche. Sie hatte kein Interesse an der Adventgemeinde. Die Predigten wurden per Lautsprecher in die Umgebung übertragen. Nachdem die Frau sie drei Tage gehört hatte, kam sie und wollte auch getauft werden. Es war ein Tag des Glücks, als ihr Mann hörte, wie sie Gott und ihn um Vergebung bat, ein Tag wie der Beginn zu einem neuen Leben.

Anstrengend war es, täglich bergauf und bergab zu gehen, um einzuladen. Aber es lohnte sich. Die Leute waren erstaunt über das, was sie hörten. Sie sagten, dass sie noch nie eine so klare Botschaft gehört hatten. So wurden wir mit einer Ehrfurcht behandelt, als wären wir Engel vom Himmel, die ihnen die letzte Warnung verkündeten. Schon nach einer Woche hatte sich eine große Anzahl Gläubiger aus anderen Kirchen dazu entschlossen, getauft zu werden und mit ihren neuen Brüdern und Schwestern gemeinsam den Weg des Lebens zu gehen. Durch dieses Wunder Gottes wurden am Ende 89 Menschen getauft und der Gemeinde hinzugefügt.

Unsere Gemeinschaftsleitung der Siebenten-Tags-Adventisten ist verwundert darüber, wie ein so großartiges Ergebnis möglich war. Eine Evangelisation der Gemeinschaft vor einiger Zeit war ohne Frucht geblieben. Der Bezirkspastor würdigte l’ESPERANCE Kinderhilfe in Deutschland über die Maßen als Sponsor der Evangelisationen. Die Gemeinschaftsleitung in Ruanda bedankt sich für den guten Dienst, den l’ESPERANCE der Adventgemeinde leistet.

www.lesperance.de


 

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