Die Basua-Pygmäen: Kleine Leute, kleines Volk

Die Basua-Pygmäen: Kleine Leute, kleines Volk
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Größer als 1,40 m werden sie nicht. Ihre Heimat ist Nationalpark geworden. Jetzt leben sie in Lagern. Der adventistische Verein Leuchtturm setzt sich für sie ein. Von Gerald Anders

In dem ausgedehnten Waldgebiet Semliki im Westen Ugandas leben selten gewordene Tierarten, zum Beispiel Schimpansen. Viele Jahrhunderte lebte in dem Gebiet auch eines der ältesten Völker der Erde, die Basua, ein Volksgruppe der Batwa-Pygmäen. Dort fanden sie ihre Nahrung und, wenn es nötig war, ihre Medizin. Sie bauten sich leichte Hütten aus Zweigen und Blättern, die sie solange nutzten, bis sie weiterzogen. So lebten sie in relativer Harmonie mit sich selbst und der Umwelt.

Sie waren ein ausgesprochenes Waldvolk. Das änderte sich, als ihr Lebensraum 1993 zum Nationalpark erklärt wurde. In einem solchen Schutzgebiet sind menschliche Ansiedlungen verboten. Die Batwa mussten das Gebiet verlassen und leben seitdem in zugewiesenen Lagern. Sie sind gezwungen, eine ihnen fremde Kultur anzunehmen und tun sich verständlicherweise schwer damit.

Wegen ihrer rückläufigen Anzahl, ihres kleinen Wuchses und ihres naturnahen Lebensstils haben sie keine Stimme bei der dortigen Regierung und den benachbarten Stämmen. Bei internationalen Organisationen zählen sie zu den vom Aussterben bedrohten Völkern und gelten als Vertriebene im eigenen Land.

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Am 10. September 2015 eröffneten wir ein Hilfsprojekt für dieses kleine Volk im Gebiet um Bundibugyo. Der Kontakt war mit Hilfe der Rwenzori-Vereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten in Kasese hergestellt worden. Dessen Vorsteher Ezekiel Mutwanga sowie Moses Wakulira und William Kithula von unserer Partnerorganisation PASU waren neben anderen bei der Eröffnung des Projektes im Lager Tandi anwesend.

Moses berichtet: »Ich bin dankbar, dass es möglich war, diese unterprivilegierten Kinder Gottes zu erreichen. Die Batwa sind in der Tat von der übrigen Gesellschaft ausgeschlossen. Sie besuchen keine Gesundheitseinrichtungen und gehen nicht zum Arzt. Ihre Kinder besuchen meist keine Schule, weil sie von den Leuten gemieden werden. Erst vor kurzem haben sie begonnen, Kleider zu tragen. Sie haben jedoch noch nicht gelernt, ihre Kleider und sich selbst zu waschen. Ihre Nachbarn halten sie für unzivilisiert und primitiv und lassen sie das spüren.

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Sie leben nicht in Polygamie, wie wir gedacht hatten. Jeder Mann, der verheiratet ist, hat nur eine Frau. Eines ihrer Probleme ist jedoch, dass die Männer der benachbarten Stämme der Bakonjo und Bamba ihnen die Frauen wegnehmen. Bei ihnen gibt es die Auffassung, dass man von HIV oder Rückenschmerzen geheilt werden kann, wenn man mit einer Batwa-Frau verheiratet ist oder Sex hat. Aus diesem Grund werden viele Frauen genötigt oder vergewaltigt. Mehrere wurden bereits mit HIV infiziert. Die Batwa-Männer können im Gegenzug keine Frauen aus anderen Stämmen heiraten. Die größten von ihnen erreichen höchstens 1,40 Meter und haben damit kaum Chancen. Auf diese Weise verringert sich die Anzahl dieses Volkszweiges dramatisch. Ihr König regiert nur noch über ungefähr 200 Stammesmitglieder.

Es gab in der Vergangenheit mehrere Appelle an den Präsidenten und die Regierung in Uganda, ihnen zu helfen. Bisher wurde jedoch fast nichts getan. Die Batwa bewahren weitgehend ihren Lebensstil. Sie dürfen zwar tagsüber in den Wald gehen, um sich etwas zu essen zu erbeuten. Doch sonst haben sie keinen andern Platz als das Lager. Wenn möglich erwerben sie ihren Unterhalt durch Betteln oder Dienste bei Bauern in der Umgebung. Bezahlt werden sie in der Regel mit Naturalien, wenn diese vorhanden sind. Nahrungsmittel sind also rar für sie.

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Die Batwa stehlen nicht. Wenn jemand von ihnen stiehlt, wird er bestraft. Sie betteln jedoch gerne. Wird ihr Wunsch abgeschlagen, akzeptieren sie das. Besonders seitdem sie in den Lagern leben, hat der Konsum von selbst hergestelltem Alkohol und Marihuana bei ihnen zugenommen. Sie bewegen sich nie in Gruppen sondern immer allein, jedoch in Sichtweite ihrer Kollegen, sodass im Notfall immer jemand eingreifen kann.

Die Batwa brauchen Rehabilitation, besonders von Drogen. Sie müssen integriert und als ebenbürtige Mitglieder der Gesellschaft geachtet werden. Wir möchten ihnen helfen, sich selbst zu ernähren. Sie wollen arbeiten, haben jedoch keine Werkzeuge und wissen wenig über Landwirtschaft, Gartenbau und zivile Ordnung. Wir möchten ein landwirtschaftliches Lernzentrum einrichten. Wenn sie Samen und Werkzeuge zur Verfügung gestellt bekommen, hilft ihnen das sicher schon. Die Batwa könnten lernen, selbständig Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln und Gemüse anzubauen. Vielleicht könnte man ihnen Bienenstöcke geben und ihnen Imkerei beibringen. Eventuell haben sie schon Kenntnisse darüber. Ihren natürlichen Lebensstil wollen wir nicht antasten. Wir brauchen einen Dialog mit ihnen. Die Batwa sollten ihre Ideen einbringen, wie man ihnen am besten helfen kann. Das zweite Treffen hat bereits im November 2015 stattgefunden. Dabei wurden die ersten Werkzeuge übergeben.

Die Batwa sind sehr friedlich. Wenn man ihnen mit Respekt begegnet, gibt es keine Probleme. Wenn man ihnen etwas mitbringt, wie wir es getan haben, sind sie sehr dankbar. Wir haben ihnen 50 kg Reis, etwas Zucker, Seife, Streichhölzer und Maismehl gebracht. Darüber haben sie sich sehr gefreut. Wenn sie sich provoziert fühlen, können sie jedoch gewalttätig werden. Sie haben Pfeile, die mit sehr giftigen Pflanzenextrakten behandelt sind und die sie im Ernstfall auch einsetzen.

In Abstimmung mit dem Leuchtturm e.V. haben wir auf Empfehlung der örtlichen Vereinigung Godson Bahemuka und Boniface Nkayalwe als Neulandarbeiter angestellt. Sie werden für die Batwa wirken und umliegende Gemeinden in der Gegend betreuen. Für die geistliche Arbeit wurden einige der Audiobibeln in der Sprache Rutooro übergeben, die wir zu dem Zweck hergestellt haben. Die Sprache wird von etwa einer Million Menschen vorwiegend in Südwest-Uganda gesprochen.

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Neben dem König haben wir den Premierminister getroffen. Er ist 30 Jahre alt, verheiratet und hat Kinder. Trotzdem geht er in die Three Angels High School in der Nähe des Lagers Tandi. Er bat uns um Hilfe für Schulgeld und Schulmaterial.«

Das Hilfsprojekt hat begonnen. Unsere beiden Freunde sind nun permanent bei den Batwa vor Ort, und wir bleiben dran, diesen von den Umständen benachteiligten Menschen zu helfen. Wenn sich ihre Lebenssituation dadurch verbessern, ist unser Einsatz nicht umsonst. Diese Arbeit ist im Sinne unserer Satzung als kleiner Verein. So engagiert sie sich diesmal auch für ein kleines Volk.

Leuchtturm Rundblick, Dezember 2015
www.Leuchtturm-Hilfe.de

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