Philosophische Frage über Gottes Wesen: Hat Gott die Zeit erschaffen?

Philosophische Frage über Gottes Wesen: Hat Gott die Zeit erschaffen?
Adobe Stock - Nikki Zalewski

Wenn wir uns zu weit aus dem Fenster lehnen. Von Kai Mester

Immer wieder stößt man in christlicher Literatur auf den Gedanken, dass Gott außerhalb von Zeit und Raum steht, weil er beide erst erschaffen musste.

Doch ist dieser Gedanke biblisch? Entstammt er nicht vielmehr menschlicher Philosophie und Wissenschaft?

Mit einer Überlegung lässt sich dieser Gedanke schnell in Frage stellen. Denn der schöpferische Akt an sich definiert sich durch einen zeitlichen Aspekt. Hätte Gott die Zeit erschaffen, dann müsste es ein VORHER gegeben haben, in der die Zeit nicht existierte, und ein NACHHER, seitdem es die Zeit gibt. In diesem Fall hätte es die Zeit schon vor ihrer Erschaffung gegeben. Denn VORHER und NACHHER geht nur, wenn es die Zeit schon gegeben hat.

Auch hätte Gott vor Erschaffung der Zeit nichts denken, sagen und tun können, weil alles DENKEN, SAGEN und TUN nicht außerhalb der Zeit geschehen kann, sondern sich durch zeitliches Voranschreiten kennzeichnet. Es sind zeitliche Prozesse.

Das hebräische Denken sieht Gott immer nur als ein Wesen, das innerhalb von Raum und Zeit handelt.

Warum wollen wir über diese Grenzen hinaus spekulieren?

Manche meinen, weil Gott außerhalb der Zeit steht, ist für ihn immer JETZT, was an sich auch schon absurd ist; denn ohne Zeit gibt es auch das JETZT nicht. Gehen wir aber einmal davon aus, es wäre möglich. Dann könnte Gott mit der Sünde nie abschließen. Auch Golgatha wäre immer JETZT für ihn.

Solche Theorien rauben dem ganzen Erlösungsplan seinen Sinn. Kein Mensch würde mehr aus selbstlosen Motiven frei von Sünden bleiben wollen, um Gottes Leid zu lindern und zu seinem Glück beizutragen.

Meine Empfehlung, wenn wir über Gott reden: Bleiben wir bei dem, was er selbst über sich offenbart in seinem Wort und durch seine Schöpfung! Sonst können wir durch wissenschaftliche und philosophische Überlegungen plötzlich zu ganz neuen unbiblischen Schlüssen kommen. Das wiederum könnte unser Gottvertrauen und unsere Liebe zu ihm auf merkwürdige Weise trüben.

Trauen wir Gott zu, dass er trotz Relativitätstheorie immer in Zeit und Raum handelt, spricht, denkt, fühlt und existiert, dass die Weiten des Weltalls und die Zeitverschiebungen für ihn kein Hindernis sind und dass er vor allem uns persönlich nahe kommen will in unserem Raum und unserer Zeit.


 

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