Wie erlebte Jesus Christus Gottes Zorn und wie können wir in der kommenden Trübsalszeit in diesem Gott geborgen sein? Von Kai Mester
Atheist geworden?
Die Vorstellung eines zornigen Gottes, eines Gottes, der straft und richtet, macht vielen zu schaffen. Nicht wenige Menschen sind darüber zu Atheisten geworden. Denn sie wollen mit einem solchen Gott nichts zu tun haben. Viele von ihnen fühlen sich ohne ihn frei von unbequemen moralischen Einschränkungen, befinden sich dadurch aber auf dem besten Weg in die Gewissenlosigkeit.
Leiche im Keller?
Andere führen ein Doppelleben: Hinter ihrer frommen Fassade verbergen sie Sucht und Unmoral. Sie haben die sprichwörtliche Leiche im Keller. Aus Angst, sich ihrem Gott ganz anzuvertrauen, kämpfen sie mit ihrer eigenen Bosheit letztlich doch alleine und beißen sich an ihr die Zähne aus.
Zorniger Christ?
Wieder andere setzen alles ein für diesen grausamen Gott und identifizieren sich so total mit ihm, dass sie selbst grausam werden. Durch Anschauen werden sie verwandelt! Unter ihrem »heiligen« Zorn haben aber nicht nur sie selbst zu leiden, sondern auch ihr Partner, ihre Kinder, ihre Freunde und alle, für die sie sich verantwortlich fühlen. Für Fehlverhalten bestrafen sie sich und andere. Ja, im Extremfall muss auch ihr Feind daran glauben, wenn sie als Gottes Werkzeug seine Gerichte ausführen wollen.
Christ ohne Vater?
Von allen drei Optionen abgestoßen, haben sich viele Menschen bewusst oder unbewusst entschieden, Jesus als einzigen Gott anzubeten. Seine Sanftmut, seine Liebe und sein Pazifismus sind so attraktiv und heben sich in ihren Augen so stark von dem Gott Abrahams ab, dass sie die hebräische Bibel mit ihrer jüdischen Moral nur als messianische Vorgeschichte betrachten und dementsprechend behandeln. Damit haben sie den Gott des »Alten« Testaments im Prinzip entthront, sodass für sie jetzt nur noch der Messias auf dem Thron sitzt. In ihren Augen regiert nun seine Liebe und deckt viele Sünden zu. So lebt auch diese vierte Gruppe zumeist in Unmoral. Sie glauben, alles tun zu dürfen, was aus Liebe geschieht. Und für alles andere nehmen sie oft ganz selbstverständlich die Vergebung ihres Gottes in Anspruch.
Alle vier Gruppen mögen etwas überzeichnet dargestellt sein. Viele Menschen springen auch zwischen diesen Gruppen hin und her oder sind eine Mischform. Doch die Frage nach dem Charakter Gottes treibt sie alle um.
Ist Gott sowohl gut als auch böse?
Der Apostel Jakobus beantwortet die Frage nach Gottes Wesen in seinem Brief sehr deutlich:
»Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht auch niemand … Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel … Sprudelt auch eine Quelle aus derselben Öffnung Süßes und Bitteres hervor?« (Jakobus 1,13.17; 3,11)
Doch steht diese Aussage über einen Gott der ausschließlich gut ist nicht tatsächlich im Widerspruch zu den Aussagen einiger Propheten? Schauen wir uns ihre Aussagen an:
»Wer hat je etwas gesagt und es ist geschehen, ohne dass der HERR es befahl? Geht nicht aus dem Mund des Höchsten hervor das Böse und Gute?« (Klagelieder 3,37.38) »Geschieht auch ein Unglück [wörtl. das Böse] in der Stadt, das der HERR nicht gewirkt hat?« (Amos 3,6)
Was ist an diesem Gott so anziehend?
»Ein eifersüchtiger und rächender Gott ist der HERR; ein Rächer ist der HERR und voller Zorn; ein Rächer ist der HERR an seinen Widersachern, er verharrt im Zorn gegen seine Feinde. Der HERR ist langsam zum Zorn, aber von großer Kraft, und er lässt gewiss nicht ungestraft … Wer kann bestehen vor seinem Grimm, und wer widersteht der Glut seines Zorns? Sein Grimm ergießt sich wie ein Feuer, und Felsen werden von ihm zerrissen … Mit überströmender Kraft wird er … seine Feinde in die Finsternis jagen.« (Nahum 1,2.3.6.8)
»Ich bin der HERR, und sonst ist keiner, der ich das Licht mache und die Finsternis schaffe; der ich Frieden gebe und Unheil schaffe. Ich, der HERR, vollbringe dies alles.« (Jesaja 45,6.7) »Am guten Tag sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Auch diesen hat Gott gemacht gleichwie jenen.« (Prediger 7,14) »Kommt, wir wollen wieder umkehren zum HERRN! Er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden!« (Hosea 6,1)
Der erste Eindruck beim Lesen ist der eines Gottes, der gleichzeitig gut und böse ist und beide Wesenszüge vollkommen beherrscht. Doch beim genaueren Hinsehen wundern wir uns, dass Hosea zu dem Gott umkehren möchte, der ihn zerrissen und geschlagen hat. Der klassische Tyrann, der grausame Despot ist Gott also offenbar nicht. Kann es sein, dass diese Aussprüche nur scheinbar der Erklärung des Apostels Jakobus widersprechen?
Ein angreifender Gott?
Einige Texte könnten fast den Eindruck erwecken, als ob Gott die Menschen wie ein schnaubender Drache attackiert:
»Denn ein Feuer ist durch meinen Zorn angezündet, das wird bis in die unterste Tiefe des Totenreichs hinab brennen und das Land samt seinem Gewächs verzehren und die Grundfesten der Berge in Flammen verwandeln. Ich will Unheil über sie häufen, ich will meine Pfeile gegen sie abschießen.« (5. Mose 32,22)
»Siehe der Name des HERRN kommt von ferne! Sein Zorn brennt, mächtiger Rauch steigt auf; seine Lippen sind voll Grimm und seine Zunge wie ein verzehrendes Feuer, und sein Atem ist wie ein überschwemmender Wasserstrom, der bis an den Hals reicht … Der HERR wird seine majestätische Stimme hören lassen und seinen niederfahrenden Arm sehen lassen, mit Zornesbrausen und verzehrenden Feuerflammen.« (Jesaja 30,27.30)
Oder ein Gott auf dem Rückzug?
Mehrere Texte beleuchten Gottes Zorn von einem anderen Blickwinkel:
»So wird zu jener Zeit mein Zorn über es entbrennen, und ich werde es verlassen und mein Angesicht vor ihm verbergen, dass sie verzehrt werden.« (5. Mose 31,17) »Wie lange, o HERR, willst du dich ständig verbergen, soll dein Zorn wie Feuer brennen?« (Psalm 89,47) »Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit werde ich dich sammeln. In überwallendem Zorn habe ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich über dich erbarmen.« (Jesaja 54,7-8) »Widerliche Dinge treiben die Leute von Israel hier, damit ich mich von meinem Heiligtum entferne … So verließ die Herrlichkeit JHWHs die Stadt und stellte sich auf den Berg im Osten Jerusalems.« (Hesekiel 8,6; 11,23 NEÜ)
Kann es sein, dass die Heilige Schrift eine poetische Sprache verwendet, wenn sie Gottes Zorn beschreibt? Dass sie die subjektive Wahrnehmung des Menschen miteinbezieht, der Gott als Angreifer wahrnimmt, wenn dieser widerwillig seinen Schutz zurückziehen muss, weil der Mensch ohne ihn leben will? Heißt Gottes Zorn deshalb Zorn, weil der Mensch ihn als Zorn empfindet? Kann es sein, dass Gott deshalb langsam zum Zorn ist, weil er uns nicht loslassen möchte? Lässt er uns darum nur langsam los, weil er sich darüber im Klaren ist, dass wir meistens nicht wissen, was wir tun, wenn wir den ablehnen, der uns allein am Leben erhalten, uns Gesundheit und Freude schenken kann?
»Du aber, HERR, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue.« (Psalm 86,15) »Der HERR … ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern, dass jedermann Raum zur Buße habe.« (2. Petrus 3,7-12) »Gott, unser Retter … will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.« (1. Timotheus 2,3-4)
Jesus offenbarte uns Gottes Zorn
Jesus sagt: »Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat … Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.« (Johannes 12,45; 14,9)
Gehen wir also im Leben Jesu auf die Suche nach Ereignissen, wo Gottes Zorn sich deutlich offenbarte:
Erste Tempelreinigung
Den meisten wird die erste Tempelreinigung einfallen. Erstaunlich ist, dass er dabei keinem einzigen Menschen wehtat. Er ließ die Tiere frei, er verschüttete Geld und stieß Tische um (beide können keinen Schmerz empfinden). Dann forderte er die Verkäufer auf, sie möchten ihre Sachen hinaustragen und das Haus seines Vaters nicht zu einem Kaufhaus machen (Johannes 2,14-16).
Zweite Tempelreinigung
Auch bei der zweiten Tempelreinigung warf er die Verkäufer hinaus. Auch hier stieß er (als Zimmermann) Tische um und versperrte denen den Weg, die etwas hindurchtragen wollten. Aber statt zu schreien, spricht er wieder nur. Zwar mit Vollmacht, aber seine Art dabei muss so vertrauenerweckend gewesen sein, dass Blinde und Lahme zu ihm kamen und geheilt wurden (Matthäus 21,12).
Wir können suchen, so viel wir wollen. Im Leben Jesu ist nur Sanftmut zu finden. Wer bei der Tempelreinigung subjektiv Gottes Zorn erlebte, waren jene, die ein falsches Gottesbild hatten und es mit der Panik zu tun bekamen, weil sie in ihrer Selbstsucht Gottes wahres Wesen, wie es sich uns in Jesus zeigte, nicht erkennen konnten oder wollten.
»Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet … Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse … Das wahre Licht … war in der Welt … doch die Welt erkannte ihn nicht … Ich bin als ein Licht in die Welt gekommen … Und wenn jemand meine Worte hört und nicht glaubt, so richte ich ihn nicht … Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag.« (Johannes 3,18.19; 1,10; 12,46-48)
Vielleicht finden wir Beispiele, wo Jesus »im Zorn« sein Angesicht verbarg, sich zurückzog und entfernte? Wie wäre es mit folgenden Begebenheiten:
Erster Mordkomplott
»Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten. Jesus aber zog sich von dort zurück, als er es bemerkte. Und es folgte ihm eine große Menge nach, und er heilte sie alle.« (Matthäus 12,14-15) »Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und ging zum Tempel hinaus, mitten durch sie hindurch, und entkam so.« (Johannes 8,59) Nicht, dass Jesus Angst vor ihnen gehabt hätte. Er verbarg sein Angesicht vor ihnen aus Respekt vor ihrer deutlich ausgedrückten Entscheidung, aus Respekt vor ihrem Zorn. Sieht Gottes Zorn so aus?
»Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht noch habt, damit euch die Finsternis nicht überfällt! Denn wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet! Dies redete Jesus und ging hinweg und verbarg sich vor ihnen.« (Johannes 12,35-36) In andern Worten: Man kann sich vor dem Sonnenschein auch im Haus verkriechen. Jesus kam, damit wir zum Vater zurückfinden. Doch wer nicht will, sieht plötzlich nur noch satanische, finstere Quellwolken. Die Sonne ist verschwunden. Ist das die Art, wie Gott zornig wird?
Martyrium des Johannes
»Und Herodes sandte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. Sein Haupt wurde auf einer Schüssel gebracht und dem Mädchen gegeben, und sie brachte es ihrer Mutter. Und seine Jünger kamen herbei, nahmen den Leib und begruben ihn und gingen hin und verkündeten es Jesus. Als Jesus das hörte, zog er sich von dort in einem Schiff abseits an einen einsamen Ort zurück.« (Matthäus 14,10-13) Nichts drückt die Ablehnung gegen Gott stärker aus, als wenn man seine Boten umbringt. Wieder zeigt Jesus, wie Gott darauf reagiert. Voller Respekt! Doch der Mensch empfindet die Auswirkungen als Zorn.
Krönungspläne
»Da nun Jesus erkannte, dass sie kommen würden, um ihn mit Gewalt zum König zu machen, zog er sich wiederum auf den Berg zurück, er allein.« (Johannes 6,15) Eine andere Form der Ablehnung Gottes ist, wenn man sein Wesen ablehnt, aber seinen Namen für satanische Zwecke missbrauchen will. Der Gewaltmessias, den das Volk wollte, war Teil der Teufelsanbetung, in die Gottes Volk immer wieder unbewusst gefallen ist. Auch hier ist Zorn die Konsequenz: Sturm auf dem See und Angst in den Herzen der Jünger! (Vers 18.19)
Zweiter Mordkomplott
»An demselben Tag traten etliche Pharisäer hinzu und sagten zu ihm: Gehe fort und reise ab von hier; denn Herodes will dich töten! Und er sprach zu ihnen: Geht hin und sagt diesem Fuchs: Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen … Doch … es geht nicht an, dass ein Prophet außerhalb von Jerusalem umkommt. Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt sind; wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch verwüstet gelassen werden!« (Lukas 13,31-35)
»Als Jesus sich nun der Stadt näherte und sie vor sich liegen sah, weinte er über sie und sagte: ›Wenn doch auch du am heutigen Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringen würde! Nun aber ist es dir verborgen, du siehst es nicht. Es kommt für dich eine Zeit, da werden deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und dich von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich zerstören und deine Kinder, die in dir wohnen, zerschmettern und werden in der ganzen Stadt keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit, in der Gott dir begegnete, nicht erkannt hast.‹« (Lukas 19,41-44 NGÜ)
Gott leidet unter seinem eigenen Zorn
Ja, Jesus kam nur um zu segnen und zu retten. Doch wo er definitiv unerwünscht war, wo man Satans Finsternis lieber hatte als Gottes Licht und wo man ihn politisch missbrauchen wollte, da zog er sich zurück. Wenn Gott auf diese Weise zornig ist. Dann leidet er unter dem Zorn mehr als die Menschen. Die Worte für Zorn im Hebräischen heißen wörtlich »Nase« (אף af) oder stärker »zwei Nasenlöcher/Nasenflügel« (אפיים apayim). Damit wird auf das intensive Atmen hingewiesen, das emotionale Erregung kennzeichnet. Kann es sein, dass Gott nicht aus egoistischer Wut, sondern aus Trauer so außer sich ist? Dass er wie eine Mutter, die ihr Kind dem Tod preisgeben muss, weint und schluchzt?
Jesus erlebte Gottes Zorn
Erst am Ende seines Wirkens lieferte Jesus sich seinen Feinden aus, doch nicht ohne Tränen über das Schicksal derer, die trotz seiner anhaltenden Gebete für sie nicht umkehren würden. Die Ereignisse um Golgatha wurden zur größten Demonstration von Gottes liebevollem, sanftmütigen Wesen. Gleichzeitig erklären sie den Zorn Gottes wie kein anderes Ereignis in der Heilsgeschichte.
»Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde von unseren Übertretungen durchbohrt, von unseren Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden … Dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen; er ließ ihn leiden.« (Jesaja 53,4.5.10 SCHL/HBR) »Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht« (Römer 8,2), »indem Christus ein Fluch wurde um unsertwillen« (Galater 3,13).
Hier ist es ganz deutlich: Die Menschen dachten, Jesus wurde von Gott bestraft. Dabei waren es unsere Sünden, die ihn umbrachten. Gott schlug ihn nur in dem Sinne, dass er dies nicht verhinderte. Es ist vielmehr sein Wesen, Freiheit zu schenken, Jesu Leid und Tod zuzulassen, damit Satans gemeine und zerstörerische Lügen entlarvt würden. In dieser Weise äußerte sich Gottes Zorn auf Golgatha.
»Denn so sprach der HERR, der Gott Israels, zu mir: Nimm diesen Kelch voll Zornwein aus meiner Hand.« (Jeremia 25,15) Als Gott Jesus diesen Kelch reichte, sprach er: »Vater! … nimm diesen Kelch von mir! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst! (Markus 14,36) Und so trank er »von dem Glutwein Gottes, der unvermischt eingeschenkt ist in dem Kelch seines Zornes« (Offenbarung 14,10).
Gottes Zorn ist …
- das, was man spürt, wenn die Sünde uns von seinem Leben trennt.
- das, was man spürt, wenn sich alles gegen einen zu richten scheint, sogar Gott selbst.
- wenn man seine Gegenwart nicht mehr spüren kann, weil er seine schützende Hand traurig zurückgezogen hat.
- wenn die Wucht der Konsequenzen der Sünde sich wie eine Wand vor Gottes Segensstrom schieben.
Deshalb rief auch Jesus aus: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.« (Matthäus 27,46)
Wie Hiob zeigen, dass Gott gut ist
Wenn wir oder andere Menschen in unserem Umfeld den finsteren Mächten Raum geben und Licht zurückweisen, drängt Gott seinen Schutz nicht auf. Das erleben wir dann als seinen Zorn! Nicht immer sind wir wie David selbst schuld daran. Manchmal trifft es uns wie Hiob, damit Satans Lügen entlarvt und noch mehr Menschen gerettet werden. Wie viele Menschen haben es dem Buch Hiob zu verdanken, dass Satan sie nicht auf seine Seite ziehen konnte!
Wir sind die einzige Bibel, die viele Menschen lesen. Auch unser Leben kann im Feuer des Schmelzers und der Lauge des Wäschers das wahre Wesen Gottes verherrlichen (Maleachi 3,2). Darum war der Blinde, den Jesus heilte, auch nicht deshalb blind, weil er oder seine Eltern gesündigt hatten, sondern »an ihm sollten die Werke Gottes offenbart werden« (Johannes 9,3). Wenn wir unser Kreuz tragen und Jesus auf seinem Weg nach Golgatha nachfolgen, werden wir zu neuem Leben auferstehen und durch die Feuertaufe des göttlichen Zornes gegangen sein.
Gottes Zorn am Ende der Zeit
Der ganzen Welt steht eine Zeit der Drangsal bevor, »wie es noch keine gab, seitdem es Völker gibt, bis zu dieser Zeit« (Daniel 12,1). Wie wichtig ist es daher, dass wir Gottes sanftmütiges Wesen begreifen und Gottes Zorn richtig verstehen! Die vier Winde stehen kurz davor, losgelassen zu werden (Offenbarung 15–18). Das Heer von Dämonen bereitet sich auf sein Zerstörungswerk vor. Doch die Offenbarung erklärt deutlich, dass Gottes Engel das Böse zurückhalten. Sie halten die vier Winde, bis alle, die Gott dienen, versiegelt sind an ihren Stirnen. Dann wird jeder Zweifel an Gottes Güte, Sanftmut und Selbstlosigkeit in ihrem Kopf besiegt sein und sein Geist kann in ihren Herzen uneingeschränkt regieren und in ihrem Leben Frucht bringen (Offenbarung 7). Dann wird das Feuer der Prüfung und der Angst in Jakob ihnen genauso wenig anhaben können wie den drei Männern im Feuerofen.
»Wenn Jesus das Heiligtum verlässt, bedeckt Finsternis die Erdbewohner. In jener schrecklichen Zeit müssen die Gerechten vor einem heiligen Gott ohne Fürsprecher leben. Die Bösen werden nicht länger in Schranken gehalten. Satan hat alle, die definitiv nicht umkehren wollten, unter seiner Fuchtel. Gottes Langmut ist zu Ende. Die Welt hat seine Barmherzigkeit abgelehnt, seine Liebe verschmäht und sein Gesetz mit Füßen getreten. Die Bösen haben ihre Gnadenzeit ausgereizt, ihre Chance einfach nicht wahrgenommen. Sie waren gegen Gottes Geist absolut resistent, so wird er nun schließlich zurückgezogen. Von der göttlichen Gnade ungeschützt, beschirmt Gott sie nicht länger vor Satan. Dann wird er die Erdbewohner in die eine, große, letzte Trübsal stürzen. Gottes Engel halten die heftigen Winde der menschlichen Leidenschaften nicht mehr in Schach. Alle Kriegselemente werden losgelassen. Die ganze Welt wird in ein Verderben schlittern, das schrecklicher sein wird als die Zerstörung Jerusalems.
Willst du diese Sanftmut auch?
Haben dich deine Fragen an Gottes Charakter bis jetzt noch zurückgehalten? Ist sein Zorn dir bisher ein beunruhigendes Rätsel gewesen? Es ist mein tiefer Wunsch, dass diese Bibelverse es dir leichter machen, deine Gedanken, Worte und Taten in jedem Augenblick von Gottes sanftmütigem Geist durchdringen zu lassen. Gott braucht dringend Menschen, die sein Wesen widerspiegeln und seinen Rettungsauftrag erfüllen. »Und ich hörte die Stimme des HERRN fragen: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?« (Jesaja 6,8)
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