Sei auch du ein guter Hirte. Von Ellen White
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf wäre ein gutes Motte für jeden Haushalt. Der göttliche Hirte lässt 99 Schafe zurück und sucht das verirrte Schaf in der Wildnis. Dort gibt es Dickichte, Sümpfe und gefährliche Felsspalten. Der Hirte weiß: Das Schaf braucht an solchen Orten die helfende Hand eines Freundes. Hört er sein Blöken in der Ferne, nimmt er jede Schwierigkeit in Kauf, um das verlorene Schaf zu retten. Wenn er es schließlich gefunden hat, begegnet er ihm nicht mit Vorwürfen, sondern ist froh, dass er es lebendig gefunden hat. Mit sicherer und doch sanfter Hand befreit er es aus den Dornen oder aus dem Morast; vorsichtig hebt er es auf die Schultern und trägt es zurück in die Herde. Der reine, sündlose Erlöser trägt das sündige, schmutzige Schaf.
Der Sündenträger trägt das unreine Schaf; doch seine Last ist so kostbar, dass er sich freut und singt: »Ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.« (Lukas 15,6) Jeder darf sich bewusst werden, dass er selbst auf diese Weise vom Messias auf den Schultern getragen wurde. Keiner hat ein Recht auf einen herrischen, selbstgerechten, kritisierenden Geist. Kein einziges Schaf wäre jemals in die Herde gekommen, hätte der Hirte nicht mühsam nach ihm in der Wildnis gesucht. Schon ein einziges verlorenes Schaf weckte das Mitgefühl des Hirten und ließ ihn auf die Suche gehen.
Dieses Staubkorn, das sich Planet Erde nennt, war der Schauplatz an dem Gottes Sohn Mensch wurde und litt. Der Messias kam nicht in eine ungefallene Welt, sondern in diese vom Fluch gezeichnete Welt. Die Aussichten waren nicht rosig, sondern äußerst düster. Doch »Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte« (Jesaja 42,4). Stellen wir uns die große Freude des Hirten vor, wenn er das Verlorene zurückgebracht hat. Er ruft seine Nachbarn auf: »Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.« (Lukas 15,6) Der ganze Himmel stimmt in den den Freudenruf ein. Der Vater selbst bringt seine Freude über den Geretteten mit Gesang zum Ausdruck. Was für eine heilige Ekstase der Freude zeigt sich in diesem Gleichnis! An dieser Freude dürfen wir teilhaben.
Zieht ihr mit diesem Beispiel vor Augen an demselben Strang wie der, der die Verlorenen retten will? Seid ihr Mitarbeiter des Messias? Könnt ihr für ihn Leiden, Opfer und Prüfungen ertragen? Es gibt genug Möglichkeiten, den Jugendlichen und den Irrenden Gutes zu tun. Seht ihr jemanden, der sich durch seine Worte oder Einstellung als von Gott getrennt zu erkennen gibt, tadelt ihn nicht. Es ist nicht deine Aufgabe, ihn zu verurteilen, sondern ihm zur Seite zu stehen und ihm zu helfen. Denk an die Demut des Messias, an seine Sanftmut und Niedrigkeit, und wirke wie er mit einem Herzen voll geheiligter Zuneigung. »Zu derselben Zeit, spricht der HERR, will ich der Gott aller Geschlechter Israels sein, und sie sollen mein Volk sein. So spricht der HERR: Das Volk, das dem Schwert entronnen ist, hat Gnade gefunden in der Wüste; Israel zieht hin zu seiner Ruhe. Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.« (Jeremia 31,1-3)
Wir können nur so wirken wie der Messias, wenn wir selbst gekreuzigt sind: Ein schmerzhafter Tod, aber auch Leben, Leben für die Seele. »Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.« (Jesaja 57,15)
Aus: Testimonies for the Church 6, 124-125
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