Prophetie und Gesundheit machen’s möglich. Von Marc Engelmann
Ich saß im Sprechzimmer meines Arztes in Deutschland. Das war meine normale Untersuchung, jedes Mal, wenn ich wieder in der Heimat bin. Als ich hereingerufen wurde, fragte er mich gleich, wie es uns in Bolivien geht und wie das Projekt vorangeht. Er fragte auch nach den Bildungsmöglichkeiten für unsere Kinder, die ja momentan durch unsere Schule super versorgt sind. Was dann aber nach der 6. Klasse kommt, da brauchen wir noch gute Ideen und Gottes Führung. Er erzählte mir von seinen Sorgen über die Zukunft Deutschlands und seinen persönlichen Grenzen in seiner Arbeit. Ich war wirklich überrascht über so viel Offenheit! Wir kennen uns nun schon etliche Jahre, aber in diese Tiefen sind wir bis jetzt nie vorgedrungen. Ich erzählte ihm dann von den Herausforderungen bei uns in Bolivien und wie wir mit Gottes Hilfe und seiner Führung immer wieder erlebt haben, wie er uns neue Türen öffnet, wo erst mal keine zu sehen waren. Er hörte sich das alles an und sagte dann zum Schluss: »Also, wissen Sie, da wird man wirklich ermutigt durch das, was Sie sagen! Aus Ihnen strahlt wirklich ein Licht aus.« Jetzt war ich noch überraschter als vorher. Aber der Höhepunkt kam dann, als er mich bat, ob ich für ihn beten könnte. Natürlich bejahte ich und fragte ihn, welche Anliegen er hätte. Als wir uns zum Abschluss die Hand reichten, merkte ich, dass ich zum richtigen Zeitpunkt hier bei ihm war. Dieser Arzt hatte etwas gebraucht, und Gott hatte gewirkt.
Gottes schützende Hand
Die Zeit im Heimaturlaub verging wie immer viel zu schnell und der Abschied fiel uns schwer, aber andererseits freuten wir uns wieder auf einen neuen Start in Übersee. Dort warteten unsere Freiwilligen und ein Berg von Arbeit, der sich in der Zwischenzeit angestaut hatte. Vor der Abfahrt im Juni hatte Wendy das Gefühl, sie müsste von ihrem Computer noch ein Backup machen. Das fiel ihr aber erst in letzter Minute ein. In der Hoffnung, dass es schnell gehen würde, startete sie das Backup. Aber dann dauerte es doch über eine Stunde. Ich saß schon auf heißen Kohlen, weil wir losfahren wollten. Immer wieder debattierten wir, ob wir das Backup abbrechen sollten oder nicht. Am Ende entschlossen wir uns für das Warten. Und das war gut so! Als wir wieder in Bolivien waren und Wendy ihren Computer wieder starten wollte, ließ sich der Computer nicht mehr hochfahren – bis heute. So war das am Ende Gott geführt, dass Wendy nicht die gesamten Daten von der Musikschule verlor.
Deutsches Missionsmaterial für Südamerika
Vor zwei Wochen hatten wir hohen Besuch hier bei uns im beschaulichen San Ramón. Nicht nur, weil der bolivianische Präsident die Stadt besuchte, sondern weil die Geschwister vom Verlagswesen in Argentinien bei uns waren. Zusätzlich waren auch die Vertriebsleiter aus dem bolivianischen Verband und der Vereinigung mit dabei. Es ging natürlich um Literatur und neue Druckprojekte. Schon seit Jahren betete ich für ein Treffen, wo alle mal an einem Tisch saßen und über Missionsmaterial in deutscher Sprache reden konnten. Nun wurde es Wirklichkeit! Ich zeigte ihnen, was wir hier schon an Büchern gedruckt hatten und von den Buchverkäufern in die Kolonien verteilten. Sie staunten darüber, dass die Gesundheitsbücher, die sie in Südamerika verkauften, bereits in deutscher Sprache in Österreich und der Schweiz vertrieben werden. Am meisten begeistert waren sie von den Bookii-Büchern mit dem elektronischen Stift, der reden kann. Momentan werden die Bookii-Bücher ins Englische und Spanische übersetzt. Am Ende einigten wir uns darauf, mit einem Gesundheitsbuch in Deutsch anzufangen, was dann hier in Südamerika für alle Länder verfügbar sein soll. Ein historischer Moment! Endlich wird es deutsches Material geben für die vielen Deutschsprachigen, die in den unterschiedlichen Ländern Südamerikas leben.
Besuch in einer neuen Kolonie
Am letzten Wochenende hatten wir uns vorgenommen, eine ganz neue Kolonie zu besuchen. Eduardo, mein Buchevangelistenleiter, hatte mich schon in der Vergangenheit auf ein Interesse in dieser Kolonie angesprochen, aber leider hatte es sich bis jetzt zeitlich nicht ergeben. Die Menschen dort leben sehr abseits im Dschungel und von uns aus braucht man ca. 2,5 Stunden Autofahrt, um teilweise über Erdstraßen dorthin zu kommen. Nach dem Mittagessen am Sabbat machten wir (Wendy, Marc und Eduardo) uns unter Gebet auf den Weg. Eduardo war schon einmal dort und so kannte er den Weg. Wir kamen gut voran und standen bald vor dem Eingangsschild: »Campo San Miguel – Kolonie Grünwald«. Ich fragte mich, was uns dort wohl erwarten würde. Wir hatten Zeit bis Sonntagnachmittag zu bleiben und so weihten wir Gott diese Zeit, damit er dort durch uns etwas Besonderes tun könnte. In der Kolonie bemerkten wir sofort, dass hier die Zeit wirklich stehen geblieben war. Hier gab es keine Traktoren. Alle Maschinen wurden mit Pferden angetrieben und das Meiste ist hier wirklich Handarbeit. Wir fuhren als Erstes zu Heinrich. Er ist der Bruder des Leiters der Kolonie und hatte in der Vergangenheit schon Interesse bekundet.
Vom persönlichen Gespräch zu öffentlichen Vorträgen
Wir wurden freundlich aufgenommen und waren schon bald tief im Gespräch über Gesundheitsfragen. Am Abend wurden wir dann eingeladen, nicht nur zum Abendessen zu bleiben, sondern auch zur Übernachtung auf ihrem Hof. Abends saßen wir noch in einer spärlich beleuchteten Stube im Schein einiger Kerosinlampen. Ich packte meine Bibel aus und gemeinsam studierten wir die Prophezeiung aus Daniel 2. Das interessierte ihn so sehr, dass er danach immer mehr auftaute und uns mit den verschiedensten Einzelfragen löcherte: Was ist das Bild des Tieres? Was denken wir über die Zahl 666? Ist die Impfung das Malzeichen des Tieres? Wie ist das mit der Hölle? Nach dem letzten Thema gingen wir dann zu Bett. Das Gästezimmer der Familie war mit einem Schrank und einem Bett sehr einfach eingerichtet und stand als kleines Häuschen in der Nähe der Tiere. Obwohl wir müde waren, kamen wir nicht zum Schlafen. Streitende Katzen, ungewöhnliche Geräusche der Tiere und eine harte Matratze hielten uns noch lange wach. Ab und zu meinte Wendy, sie würde Feuer riechen, aber es war draußen nichts zu sehen. Momentan ist bei uns Trockenzeit und etliche adventistische Institutionen wurden schon existenziell von Waldbränden bedroht. Gott sei Dank wurde kein schlimmerer Schaden angerichtet!
Am nächsten Morgen nach einem kurzen Frühstück begann der Sonntagsgottesdienst um 8 Uhr im örtlichen Kirchengebäude, das unter der Woche auch als Schule benutzt wurde. Der Gesang fand dort ohne jegliche Instrumente statt, die generell in der Kolonie verboten sind. Es gab zwei längere Predigten, die von der gleichen Person mit einer monotonen Stimme auf Plautdietsch vorgetragen wurden. Dabei eingeschlafen sind wir aber nicht, da Myriaden kleiner Stechfliegen ständig um uns herumflogen und verscheucht werden mussten. Nach dem Gottesdienst boten wir an, am Nachmittag etwas über Gesundheit vorzutragen. Nach einer einberufenen Besprechung einigte sich die Kolonie darauf, uns um 14 Uhr das Kirchengebäude dafür zur Verfügung zu stellen. Wir waren begeistert! So weit waren wir selten in den Kolonien gekommen, da die meisten zu viele Berührungsängste vor anderen Religionen haben. Wir wurden in ein anderes Haus zum Mittagessen eingeladen. Danach ruhte man in der Regel von 11 bis 14 Uhr.
Ich war schon recht müde und hoffte insgeheim, etwas Schlaf nachholen zu können. Aber daran war nicht zu denken. Wir wurden zum Nachbarn eingeladen, der uns weiter mit gesundheitlichen Anliegen zu seiner Familie ausfragte. Dorthin kam dann noch eine andere Familie dazu, die ihre eigenen Probleme hatte und Auskunft suchte. Wir dachten an Jesu Leben auf der Erde, wie sehr er von Menschen mit ihren Anliegen belagert wurde und kaum zur Ruhe kam. Am Ende kamen wir etwas spät in der Kirche wieder an, wo schon über 40 Leute auf uns warteten. Eduardo hielt dort einen Gesundheitsvortrag auf Spanisch, der dann von Heinrich auf Plautdietsch übersetzt wurde. Danach gab es wieder eine Menge Fragen zu unterschiedlichen Bereichen. Danach hielt ich ein Thema über Gesundheit in der Bibel und schloss mit dem Beispiel von Daniel. Die Leute wollten am Schluss gar nicht gehen und unterhielten sich noch länger mit uns draußen vor dem Gebäude.
Wendy war in der Zwischenzeit involviert mit den Frauen, die ihr ihre Fragen stellten. Sogar eine Hebamme nahm meine Frau zur Seite und fragte sie, was sie noch verbessern könnte. Zwar ist meine Frau darin überhaupt nicht ausgebildet, aber der Heilige Geist gab ihr immer wieder die richtigen Ideen und Antworten. Am Schluss machten wir ihnen ein Angebot, dass wir in zwei Wochen wieder zurückkehren konnten, um dann ein ganzes Wochenende bei ihnen zu sein. Da sie keine Telefone besitzen, ist die Kommunikation natürlich schwierig. Aber sie haben gesagt, sie wollten sich dazu melden. Mit vollem Herzen fuhren wir von dort weg wieder nach Hause. Wir wollen uns weiter von Gott führen lassen, damit Er uns zeigt, was wir beim nächsten Mal dort anbieten können. Bittet betet weiter für mehr offene Türen in den Kolonien!
Wer jemanden kennt, der in Zukunft diesen Newsletter erhalten möchte, kann mich unter marc.engelmann@adventisten.de anschreiben. Ich setze die Person dann auf die Verteilerliste.
Gebetsanliegen:
• Ein Hunger nach Gottes Wahrheit in den Mennonitenkolonien
• Das der Heilige Geist hier machtvoll durch uns wirkt
• Guter baulicher Abschluss des Gäste-und Gesundheitszentrums
• Und ganz viel Weisheit von oben für die großen und kleinen Entscheidungen
Spendenkonto Bolivienprojekt:
Freikirche der STA in BW KdöR
Stuttgarter Bank: IBAN DE79 6009 0100 0227 3910 12
Stichwort: „Spende Bolivienprojekt“
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Ein Projekt der Baden-Württembergischen Vereinigung
Aus: Newsletter Bolivienprojekt #18, September 2022
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