Vergebung, Versöhnung und Selbstverleugnung als Türöffner für den Heiligen Geist. Von Klaus Reinprecht
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Während meines Waldspaziergangs am 9. Januar dieses Jahres fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Seit Längerem dachte ich über den großen Zusammenhang zwischen Ursachen und Krankheiten nach, wie sie im folgenden Abschnitt beschrieben sind:
»Wer also unwürdig von dem Brot isst oder von dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn … Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen.« (1. Korinther 11,27.30)
Vorschnell könnte man aus dem vorherigen Textzusammenhang die Unwürdigkeit einfach nur auf das hungrige Verzehren von Brot und Wein reduzieren. Was bedeutet aber unwürdiges Teilnehmen am Abendmahl wirklich?
Der Sinn des Abendmahls ist einerseits die Erinnerung an Jesu Opfer, andererseits das vorhergehende Erforschen des eigenen Herzens. Unwürdig teilnehmen heißt: kein Anrecht darauf haben. Kein Anrecht auf Vergebung haben wir dann, wenn wir selber nicht vergeben oder Sünden nicht bereuen. Die Fußwaschung möchte uns also erinnern und ermahnen, dass Brot und Wein (also der Opfertod und die Vergebung durch Jesus) nur dann ihre Wirkung tun und ihren Sinn erfüllen, wenn wir selber mit Gott im Reinen sind, aber auch mit unserem Umfeld.
Um Vergebung bitten, wieder gut machen, versöhnen – dies ist unser Part am Abendmahl. Dann – und nur dann – gilt uns Gottes Zusicherung. Wenn wir unseren Part nicht tun, nehmen wir unwürdig am Abendmahl teil. Da uns Gott nur so vergeben kann, wie wir unseren Schuldigern vergeben, bleibt die Schuld dann an uns haften und Gottes Gabe der Vergebung, seine zugesagten Segnungen erreichen uns nicht.
Warum also sind so viele unter uns schwach und krank, oder sogar (scheinbar zu früh) gestorben? Weil Gott seine Segnungen, den Geist, die Frucht und die Gaben des Geistes, nicht in Fülle in unsere Herzen ausgießen kann.
Jesus untersagte seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt jeglichen Aktivismus. Er gab ihnen keine Konzepte, keine Struktur, ja nicht einmal die Aufgabe, eine Kirche zu gründen. Er forderte sie nur auf, solange in Jerusalem zu warten, bis sich die »Verheißung des Vaters« erfüllt (Apostelgeschichte 1,4). Tage? Monate? Jahre?
Die Zeit wurde von den Jüngern gemeinsam genutzt, um reinen Tisch zu machen, Stolz, Ehrgeiz und Selbstverwirklichung zu überwinden und sich gegenseitig zu verzeihen. Dann, als dies alles geschehen war, nach 10 Tagen, konnte der heilige Geist ausgegossen werden. Dieses Ereignis hätte wohl auch schon am zweiten Tag oder aber erst nach Jahrzehnten passieren können – abhängig von ihrer Bereitschaft. Nun aber war der Geist ausgegossen und die Gaben des Geistes in Fülle vorhanden: Tote wurden auferweckt, Kranke geheilt, böse Geister ausgetrieben. Pfingsten als Resultat der wahren Bekehrung, eines aufrichtigen gegenseitigen Schuldbekenntnisses.
Wenn wir heute die Gaben des Geistes, aber auch die Frucht des Geistes, nur sehr, sehr spärlich wahrnehmen und erleben, liegt der Grund darin, dass wir unwürdig am Abendmahl teilnehmen, also unsere Hausaufgaben nicht machen. Als Individuen, Familien, Gemeinden, Institutionen.
Auch deshalb sind so viele Kranke und Leidende unter uns, und ein großer Teil ist frühzeitig gestorben. Natürlich ist das nicht der einzige Grund für Krankheit und Leid, aber wohl ein viel wichtigerer, als wir annehmen.
Wir können noch Jahrzehnte um den Spätregen bitten – wenn wir uns für ihn nicht öffnen, wird er nicht in unsere Herzen kommen.
Wir dürfen das Bild der Pfingstversammlung durchaus als Vorbereitung für das nächste Abendmahl in uns tragen: Die Tage des Bekennens, In-Ordnung-Bringens, Um-Vergebung-Bittens und des Vergebens werden mit der Fußwaschung abgeschlossen. Dann sind wir bereit, Jesu Opfer, seine Vergebung, aber auch sein Geschenk – den heiligen Geist, seine Frucht, seine Gaben – zu erhalten.
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