Jüdische Torahliebe: Das wärmende Feuer des Bibelstudiums

Jüdische Torahliebe: Das wärmende Feuer des Bibelstudiums
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Von der Bereitschaft, für Gottes Wort die Komfortzone zu verlassen. Von Richard Elofer

Rabbi Yaakov Dovid Wilovsky, bekannt als Ridvaz (sprich: Ridwaas), hatte ein sehr interessantes Leben. Er wurde 1845 in Litauen geboren und lebte später einige Zeit in Chicago, bevor er dann nach Eretz Israel einwanderte und sein restliches Leben in Tzefat im Norden Galiläas wohnte.

Eines Tages spazierte ein Mann in eine Schul (jiddisch für Synagoge) in Tzefat und sah den Ridvaz gebeugt dasitzen und bitterlich weinen. Der Mann rannte hinüber zum Rav, um zu sehen, ob er ihm helfen könne. »Was ist los?«, fragte er besorgt. »Nichts«, antwortete der Ridvaz. »Nur ist heute die Jahrzeit (der Todestag) meines Vaters.«

Der Mann war erstaunt. Der Vater des Ridvaz musste schon vor mehr als einem halben Jahrhundert verstorben sein. Wie konnte der Rav immer noch so bittere Tränen über ein Familienmitglied weinen, das schon so lange verstorben war?

»Ich habe geweint«, erklärte der Ridvaz, »weil ich an die tiefe Liebe meines Vaters zur Torah denken musste.«

Der Ridvaz veranschaulichte diese Liebe anhand einer Begebenheit:

Als ich sechs Jahre alt war, engagierte mein Vater einen Privatlehrer, der mit mir die Torah studieren sollte. Der Unterricht lief gut, aber mein Vater war sehr arm, und nach einiger Zeit konnte er den Lehrer nicht mehr bezahlen.

»Eines Tages schickte mich der Lehrer mit einem Zettel nach Hause. Darauf stand, dass mein Vater schon zwei Monate nichts bezahlt hatte. Er stellte meinem Vater ein Ultimatum: Wenn mein Vater das Geld nicht aufbringen würde, könnte der Lehrer mir leider keinen Unterricht mehr geben. Mein Vater war bestürzt. Er hatte gerade wirklich für nichts Geld und schon gar nicht für einen Privatlehrer. Doch er konnte auch nicht den Gedanken ertragen, dass ich mit dem Lernen aufhören würde.

An jenem Abend in der Schul hörte mein Vater, wie sich ein reicher Mann mit seinem Freund unterhielt. Er sagte, er baue gerade ein neues Haus für seinen Schwiegersohn und könne einfach keine Backsteine für den Kamin finden. Das war alles, was mein Vater hören musste. Er eilte nach Hause und baute sorgsam den Kamin unseres Hauses ab – Stein für Stein. Dann lieferte er die Steine an den reichen Mann, der ihm sehr viel Geld dafür zahlte.

Beglückt begab sich mein Vater zum Lehrer und zahlte ihm die ausstehenden Monatsgehälter und schon die für die kommenden sechs Monate.

Ich erinnere mich noch gut an jenen kalten Winter«, fuhr der Ridvaz fort. »Ohne Kamin konnten wir kein Feuer machen und die ganze Familie litt erbärmlich unter der Kälte.

Doch mein Vater war fest davon überzeugt, dass er aus geschäftlicher Sicht eine gute Entscheidung getroffen hatte. Alles Leiden lohnte sich schließlich, wenn ich dadurch die Torah studieren konnte.«Aus: Shabbat Shalom Newsletter, 755, 18. November 2017, 29. Cheschwan 5778
Herausgeber: World Jewish Adventist Friendship Center

Empfohlener Link:
http://jewishadventist-org.netadventist.org/

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