Die Prophezeiung aus Daniel 9: Eine gute Nachricht fürs jüdische Volk

Die Prophezeiung aus Daniel 9: Eine gute Nachricht fürs jüdische Volk
Pixabay - JordanHoliday
In der ganzen letzten prophetischen Woche stärkte der Messias den Bund. Von Richard Elofer, dem Leiter des World Jewish Adventist Friendship Center

»Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun und die Schuld zu bedecken und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Vision und Prophezeiung zu versiegeln und das Allerheiligste zu salben. So sollst du denn erkennen und verstehen: Von dem Zeitpunkt des Erlasses, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zum Gesalbten, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen; Straßen und Gräben werden wieder gebaut, und zwar in bedrängter Zeit. Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte getötet werden und nichts haben; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und das Ende kommt wie eine Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen. Eine Woche lang wird er den Bund für viele stärken. In der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und auf dem Flügel werden Gräuel der Verwüstung aufgestellt, bis das beschlossene Ende über ihn ausgegossen wird.«
(Daniel 9,24-27 SCHL/ELB/KJV/NIV)

Der Kontext der Prophezeiung

Daniel war ein junger Jude aus Judäa, der nach Babylon deportiert wurde. Als Jude war er G’tt* treu und wartete auf das Ende des Exils. Er wusste, dass es nach Aussagen des Propheten Jeremia siebzig Jahre dauern sollte. Zu Beginn des achten Kapitels seines Buches sagt Daniel uns, dass er sich »im dritten Jahr der Regierung des Königs Belsazars« befand (Daniel 8,1), also ganz am Ende dieser Zeit.

Im achten Kapitel gab G’tt* Daniel eine Vision, in der er Engel miteinander reden hörte. Einer von ihnen sagte zu ihm: »Bis zu 2300 Abenden und Morgen; dann wird das Heiligtum gerechtfertigt werden.« (Daniel 8,14) Daniel verstand diese Worte nicht. Für ihn bedeutete die Rechtfertigung des Heiligtums den Wiederaufbau des Tempels und Jerusalems, also das Ende des babylonischen Exils. Doch der Engel hatte gesagt »2300 Abende und Morgen« (für Juden bedeutete das 2300 Tage).

Daniel wusste, dass nach dem göttlichen Grundsatz der symbolischen Auslegung prophetischer Zeit die Regel galt, dass ein Tag einem Jahr entspricht. Dieser Punkt bestätigte sich noch, als der Engel ihm sagte: »Was aber über das Gesicht von den Abenden und Morgen gesagt worden ist, das ist wahr; und du sollst das Gesicht verwahren, denn es bezieht sich auf fernliegende Tage!« (Daniel 8,26) 2300 Tage sind aber nur etwas mehr als sechs Jahre. Daniel verstand, dass die Worte des Engels nur Sinn machten, wenn er den Grundsatz anwendete, dass ein Tag einem ganzen Jahr entspricht. Das würde aber bedeuten, dass G’tt die Befreiung der Juden weit in die Zukunft aufgeschoben hätte. Doch das hätte der Prophezeiung Jeremias über 70 Jahre Exil widersprochen.

Kapitel acht von Daniel schließt damit, dass Daniel krank wird, weil er die Vision nicht versteht: »Aber ich, Daniel, lag mehrere Tage krank, ehe ich wieder aufstehen und die Geschäfte des Königs besorgen konnte. Ich war aber entsetzt über das Gesicht, und niemand verstand es.« (Daniel 8,27)

Die Gute Nachricht der Prophezeiung

Als das achte Kapitel endete, war Daniel nicht besonders glücklich oder entspannt. Er wartete auf das Ende des Exils, aber der Engel schien ihm zu sagen, dass Jerusalem erst nach einer langen Zeit wieder gerechtfertigt würde.

Daniel dachte: Die Sünden Israels müssen wohl so groß sein, dass G’tt die Rückkehr der Gefangenen nach Jerusalem verschoben hat. Daher bekannte Daniel die Sünden seines Volkes in einem wunderbaren Gebet für Jerusalem und sein Volk (Daniel 9,1-19).

Als Daniel für die Heilige Stadt Jerusalem betete (Daniel 9,17-18), wurde ein Engel zu ihm gesandt, der ihm helfen sollte, die Sache mit Jerusalem zu verstehen und sein Gebet zu erhören. Daniels Gebet wurde nicht nur gehört, sondern erhört. G’tt wollte ihn nicht nur in Bezug auf Jerusalem trösten. Er ließ ihn außerdem noch den Messias schauen, der seinem Volk Vergebung bringen würde.

Daniel 9 ist die wirklich gute Nachricht vom Kommen des Messias. Die Vision offenbarte das genaue Datum seiner Ankunft. »Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun und die Schuld zu bedecken und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Vision und Prophezeiung zu versiegeln und das Allerheiligste zu salben.« (Daniel 9,24)

In dem kurzen Zeitabschnitt, den siebzig Wochen würde der Allmächtige:
der Übertretung ein Ende machen
die Sünden abtun
die Schuld bedecken
ewige Gerechtigkeit einführen
Vision und Propheten versiegeln
das Allerheiligste salben
Kurzum: Er würde den Maschiach-Nagid, den Messiasprinzen, senden (Daniel 9,25), auf den man seit Adam und Eva wartete. Was für eine gute Nachricht für Israel!

Der Messias wird getötet

Diese Prophezeiung ist kein Auftrag an Israel, sondern sagt voraus, was der Messias tun und was er durch seinen Dienst bewirken wird, wenn G’ttes Licht die Völker erreicht.

Der Maschiach-Nagid wird zur rechten Zeit kommen und:
der Übertretung ein Ende machen
die Sünden abtun
die Schuld bedecken
ewige Gerechtigkeit einführen
Vision und Propheten versiegeln
das Allerheiligste salben

Aber wie? Der Allmächtige wollte Israel erklären, dass alle Versöhnung, alle Vergebung, nur durch den Tod bewirkt werden konnte, durch den Tod des Sünders oder eines Stellvertreters. Die Geschichte der Aqedat Jitzchak (der Bindung Isaaks) steht in der Bibel als Illustration für diese Stellvertretung. Abrahams Sohn Isaak sollte sterben. Doch im letzten Moment sandte G’tt einen Widder, der an seiner Stelle starb.

Diese biblische Wahrheit zeigt uns, dass der Maschiach, der uns Gerechtigkeit und ewiges Leben geben möchte, bereit war, an unserer Stelle zu sterben.

Deshalb steht in Daniel 9,26 ausdrücklich: »Der Gesalbte wird getötet werden und nichts haben.« Er wird in der Mitte der letzten Woche getötet werden: »In der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen.« (Daniel 9,27)

Israel hatte durch die Opfer im Tempel Vergebung für seine Sünden empfangen. Diese Opfer wiesen symbolisch auf den Tod des Messias für die Sünden Israels hin (vgl. Jesaja 53). Durch seinen Tod würde der Messias nun die Sünde abtun und die Vision und die Prophezeiung versiegeln.

Das Ende der Prophezeiung

Wie schon gesagt, entsprechen in prophetischer Zeit die Anzahl der Tage ganzen Jahren. Als der Engel von siebzig »Siebenen« sprach, meinte er damit siebzig Sieben-Tage-Wochen oder 70 x 7 = 490 Tage bzw. Jahre. Dieser Zeitraum teilt sich in drei Abschnitte: 1) sieben Wochen, 2) 62 Wochen und 3) eine Woche.

Der erste Abschnitt von 7 Wochen oder 49 Jahren war die direkte Antwort auf Daniels Gebet. Sie kündigt den Wiederaufbau Jerusalems an: »Von dem Zeitpunkt des Erlasses, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen« (Daniel 9,25), bis zur Umsetzung würden 49 Jahre vergehen (457–408 v. Chr.).

Der zweite Abschnitt von 62 Wochen oder 434 Jahren weist auf die Salbung des Messias hin. »Von dem Zeitpunkt des Erlasses, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zum Gesalbten, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen.« (Daniel 9,25) Das bedeutet: 69 x 7 = 483 (408 v. Chr. – 27 n. Chr.). Genau im Jahr 27 n. Chr. wurde Jeschua in der Mikwe (dem Tauchbad) des Jordan untergetaucht.

Der letzte Abschnitt von 1 Woche oder 7 Jahren beschließt die 490 Jahre der Prophezeiung. In dieser Zeit würde der Bund gestärkt (Daniel 9,27). In der Mitte jener Woche würde der Maschiach-Nagid getötet. Und wieder erfüllte sich die Prophezeiung: Jeschua starb durch die Hände der römischen Soldaten am Vorabend des Pesachfestes im Jahre 31 n. Chr. Doch er wurde auferweckt, wie es die Prophezeiung in Jesaja 53,10 vorausgesagt hatte. In der letzten prophetischen Woche von 27 bis 34 n. Chr. stärkte er den Bund mit allen, die seine Talmidim (Jünger) wurden.

Der Platz reicht nicht, um den Zeitpunkt genau zu erklären, doch in Esra 7 wird der Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems beschrieben. Er lässt sich ins Jahr 457 v. Chr. datieren. Die Prophezeiung erstreckte sich über einen Zeitraum von 490 Jahren. Das bedeutet, dass sie im Jahr 34 n. Chr. zu Ende ging. Das Jahr 34 ist ein wichtiges Jahr in der Heilsgeschichte. In diesem Jahr tat der Pharisäer Scha’ul Teschuwa (Buße/Umkehr) und wurde ein Schaliach (Apostel). Er wurde ausgesandt, G’ttes Licht den Heiden zu bringen, also den Auftrag Israels zu erfüllen, Or la Gojim zu sein (»ein Licht für die Völker«). Das Ende der Prophezeiung bestand darin, dass der Bund auf die Völker ausgeweitet wurde. Dies geschah durch den Dienst von Rabbi Scha’ul, auch bekannt als Apostel Paulus.

Original: Richard Elofer, The Prophecy of Daniel 9, A Good News for the Jewish People

*Deutsche Juden haben die Gewohnheit, im Wort G’tt oder H’RR den Vokal nicht zu schreiben und stattdessen Adonai oder HaShem zu lesen. Dies ist für sie Ausdruck der Ehrfurcht vor G’tt.

Empfohlener Link:
https://wjafc.globalmissioncenters.org/

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