Achtung Rutschgefahr! Von Ellen White
Am 3. März 1522, zehn Monate nach seiner Gefangennahme, nahm Luther Abschied von der Wartburg und setzte seine Reise durch die dunklen Wälder in Richtung Wittenberg fort.
Er stand unter dem Bann des Reiches. Den Feinden stand es frei, ihm das Leben zu nehmen; den Freunden war es verboten, ihm zu helfen oder ihn gar zu beherbergen. Die kaiserliche Regierung ergriff, angetrieben durch den entschlossenen Eifer des Herzogs Georg von Sachsen, die strengsten Maßnahmen gegen seine Anhänger. Die Gefahren für die Sicherheit des Reformators waren so groß, dass Kurfürst Friedrich trotz der dringenden Aufforderungen nach Wittenberg zurückzukehren schriftlich die Bitte an ihn richtete, in seinem sicheren Refugium zu bleiben. Aber Luther sah, dass das Evangeliumswerk gefährdet war. Deshalb entschloss er sich ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit, in den Konflikt zurückzukehren.
Mutiger Brief an den Kurfürsten
Als er in der Stadt Borne ankam, schrieb er an den Kurfürsten und erklärte ihm, warum er die Wartburg verlassen hatte:
Ich habe Eurer Hoheit meine Ehrerbietung hinreichend erwiesen«, sagte er, »indem ich mich für ein ganzes Jahr den Blicken der Öffentlichkeit entzogen habe. Satan weiß, dass ich das nicht aus Feigheit getan habe. Ich hätte Worms betreten, auch wenn es in der Stadt so viele Teufel gegeben hätte wie Ziegel auf den Dächern. Nun ist Herzog Georg, den Eure Hoheit erwähnen, als ob Ihr mich erschrecken wolltet, viel weniger zu fürchten als ein einziger Teufel. Wenn sich das, was in Wittenberg geschieht, in Leipzig [der Residenz von Herzog Georg] ereignen würde, würde ich sofort mein Pferd besteigen und dorthin reiten, auch wenn es – Eure Hoheit werden mir den Ausdruck sicher verzeihen – neun Tage lang unzählige Georg-Herzoge vom Himmel regnen würde, und jeder neunmal so furchterregend wäre wie er! Was hat er vor, wenn er mich angreift? Glaubt er etwa, dass Christus, mein Herr, ein Strohmann ist? Möge Gott das furchtbare Gericht, das über ihm schwebt, von ihm abwenden!
Eure Hoheit sollen wissen, dass ich mich unter einem Schutz nach Wittenberg begebe, der stärker ist als der eines Kurfürsten. Ich denke nicht daran, Eure Hoheit um Hilfe zu bitten, und bin weit davon entfernt, Euren Schutz zu wünschen. Vielmehr will ich Eure Hoheit schützen. Wenn ich wüsste, dass Eure Hoheit mich verteidigen könnte oder wollte, würde ich nicht nach Wittenberg kommen. Kein weltliches Schwert kann diese Sache voranbringen; Gott muss alles tun, ohne die Hilfe oder Mitarbeit von Menschen. Wer den größten Glauben hat, hat die beste Verteidigung; aber Eure Hoheit ist, wie mir scheint, noch sehr schwach im Glauben.
Doch da Eure Hoheit zu wissen wünschen, was zu tun ist, will ich demütig antworten: Eure kurfürstliche Hoheit hat schon zu viel getan, und sollte gar nichts tun. Gott will weder, noch wird er es dulden, dass Ihr oder ich in der Sache Pläne schmieden oder durchführen. Eure Hoheit, bitte befolgt diesen Rat.
Was mich selbst betrifft, so denke Eure Hoheit an Eure Pflicht als Kurfürst und führe die Anweisungen seiner kaiserlichen Majestät in Ihren Städten und Bezirken aus, wobei Ihr niemandem, der mich ergreifen oder töten will, ein Hindernis bieten dürft; denn niemand darf sich gegen die herrschenden Mächte stellen, außer dem, der sie eingesetzt hat.
Eure Hoheit möge demnach die Tore offen lassen und freies Geleit gewähren, falls meine Feinde persönlich kommen oder ihre Gesandten schicken, um mich im Gebiet Eurer Hoheit zu suchen. Alles möge seinen Lauf nehmen, ohne dass Eurer Hoheit Unannehmlichkeiten oder Nachteile entstehen.
Ich schreibe dies in Eile, damit Ihr Euch durch mein Kommen nicht bedrängt fühlt. Meine Geschäfte mache ich nicht mit Herzog Georg, sondern mit einer anderen Person, die mich kennt und die ich gut kenne.
Gespräch mit den Fanatikern Stübner und Borrhaus
Nicht um gegen die Anordnungen irdischer Herrscher zu kämpfen, sondern um die Pläne zu durchkreuzen und der Macht des Fürsten der Finsternis zu widerstehen, kehrte Luther nach Wittenberg zurück. Im Namen des HERRN zog er noch einmal aus, um für die Wahrheit zu kämpfen. Mit großer Vorsicht und Demut, aber auch entschlossen und fest machte er sich an die Arbeit und behauptete, dass alle Lehren und Handlungen an Gottes Wort zu prüfen seien. »Durchs Wort«, sagte er, » ist zu widerlegen und zu vertreiben, was sich durch Gewalt Platz und Einfluss verschafft hat. Nicht Gewalt brauchen die Abergläubischen oder Ungläubigen. Wer glaubt, der komme näher, und wer nicht glaubt, bleibe in der Ferne. Kein Zwang darf ausgeübt werden. Ich habe mich für Gewissensfreiheit eingesetzt. Die Freiheit ist das eigentliche Wesen des Glaubens.«
Der Reformator hatte eigentlich keine Lust, den verblendeten Leuten zu begegnen, deren Fanatismus so großes Unheil angerichtet hatte. Er wusste, dass es sich um Männer von schnell aufbrausendem Temperament handelte, die, obwohl sie behaupteten, vom Himmel besonders erleuchtet zu sein, nicht den geringsten Widerspruch oder auch nur die freundlichste Ermahnung dulden würden. Sie maßten sich höchste Autorität an und verlangten von jedem, ihre Ansprüche unhinterfragt anzuerkennen. Zwei dieser Propheten, Markus Stübner und Martin Borrhaus, verlangten aber eine Unterredung mit Luther, die er zu gewähren bereit war. Er beschloss, die Anmaßungen dieser Hochstapler zu entlarven und, wenn möglich, Seelen zu retten, die sich von ihnen hatten täuschen lassen.
Stübner eröffnete das Gespräch, indem er darlegte, wie er die Kirche wiederherstellen und die Welt reformieren wollte. Luther hörte mit großer Geduld zu und erwiderte schließlich: »In allem, was du gesagt hast, sehe ich nichts, was von der Schrift gestützt wäre. Es ist nur ein Netz von Annahmen.« Bei diesen Worten schlug Borrhaus in heftigem Zorn mit der Faust auf den Tisch und schrie gegen Luthers Rede an, er habe damit einen Mann Gottes beleidigt.
»Paulus erklärte, dass die Zeichen eines Apostels unter den Korinthern in Zeichen und mächtigen Taten gewirkt wurden«, sagte Luther. »Wollt auch ihr euer Apostelamt durch Wunder beweisen?« »Ja«, antworteten die Propheten. »Der Gott, dem ich diene, wird eure Götter zu bändigen wissen«, erwiderte Luther. Stübner blickte nun auf den Reformator und sagte in feierlichem Ton: »Martin Luther, hör mir gut zu! Ich sage dir jetzt, was in deiner Seele vorgeht. Du fängst an zu verstehen, dass meine Lehre wahr ist.«
Luther schwieg einen Moment lang und sagte dann: »Der HERR schelte dich, Satan.«
Nun verloren die Propheten alle Selbstbeherrschung und schrien wütend: »Der Geist! der Geist!« Luther antwortete mit kühler Verachtung: »Ich schlage euren Geist auf den Mund.«
Daraufhin verdoppelte sich das Geschrei der Propheten; Borrhaus, heftiger als die anderen, stürmte und tobte, bis ihm der Schaum vor dem Mund trat. Als Ergebnis des Gesprächs verließen die falschen Propheten Wittenberg noch am selben Tag.
Ein Zeit lang war der Fanatismus eingedämmt; aber einige Jahre später brach er mit größerer Gewalt und schrecklicheren Folgen aus. Luther sagte über die Führer dieser Bewegung: »Für sie war die Heilige Schrift nur ein toter Buchstabe; sie fingen alle an zu schreien: ›Der Geist! der Geist!‹ Doch ich werde ganz gewiss nicht folgen, wohin ihr Geist sie führt. Möge Gott in seiner Barmherzigkeit mich vor einer Kirche bewahren, in der es nur Heilige gibt. Ich möchte in Gemeinschaft mit den Demütigen, den Schwachen, den Kranken sein, die ihre Sünden kennen und fühlen und aus tiefstem Herzen zu Gott seufzen und schreien, um Trost und Befreiung zu erlangen.«
Thomas Müntzer: Wie politische Leidenschaft zu Aufruhr und Blutvergießen führen kann
Thomas Müntzer, der aktivste dieser Fanatiker, war ein Mann mit beträchtlichen Fähigkeiten, die ihn, richtig eingesetzt, befähigt hätten, Gutes zu tun; aber er hatte das ABC des Christentums noch nicht verstanden; er kannte sein eigenes Herz nicht, und es fehlte ihm sehr an wahrer Demut. Dennoch bildete er sich ein, von Gott beauftragt zu sein, die Welt zu reformieren, und vergaß dabei, wie viele andere Enthusiasten, dass die Reform bei ihm selbst hätte beginnen müssen. Irrtümliche Schriften, die er in seiner Jugend gelesen hatte, hatten seinem Charakter und seinem Leben eine falsche Richtung gegeben. Außerdem war er ehrgeizig, was seine Stellung und seinen Einfluss betraf, und wollte niemandem unterlegen sein, nicht einmal Luther. Er beschuldigte die Reformatoren, durch ihr Festhalten an der Bibel allein, eine Art Papsttum zu errichten und Kirchen zu bilden, die nicht rein und heilig waren.
»Luther«, sagte Müntzer, »hat das Gewissen der Menschen vom päpstlichen Joch befreit. Aber er hat sie in fleischlicher Freiheit gelassen und sie nicht gelehrt, sich auf den Geist zu verlassen und direkt auf Gott zu schauen, um Licht zu bekommen.« Müntzer betrachtete sich als von Gott berufen, diesem großen Übel abzuhelfen, und war der Meinung, Geisteseingebungen seien das Mittel, mit dem dies erreicht werden sollte. Wer den Geist habe, besitze wahren Glauben, auch wenn er das geschriebene Wort nie gelesen habe. »Die Heiden und die Türken«, sagte er, »sind besser darauf vorbereitet, den Geist zu empfangen, als viele der Christen, die uns Enthusiasten nennen.«
Einreißen geht immer leichter als aufbauen. Die Räder der Reform umzulenken ist ebenfalls leichter, als den Wagen den steilen Abhang hinaufzuziehen. Es gibt immer noch Menschen, die gerade genug Wahrheit annehmen, um als Reformator durchzugehen, die aber zu eigenständig sind, um sich von denen belehren zu lassen, die Gott lehrt. Solche führen immer direkt von dem Punkt weg, zu dem Gott sein Volk bringen möchte.
Müntzer lehrte, dass alle, die den Geist empfangen wollen, das Fleisch kasteien und zerrissene Kleidung tragen müssen. Sie hätten den Körper zu vernachlässigen, ein trauriges Gesicht zu machen, alle ihre früheren Gefährten zu verlassen und sich an einsame Orte zurückzuziehen, um dort die Gunst Gottes zu erflehen. »Dann«, sagte er, »wird Gott kommen und mit uns sprechen, wie er einst mit Abraham, Isaak und Jakob sprach. Wenn er das nicht täte, hätte er unsere Aufmerksamkeit nicht verdient.« So stellte dieser verblendete Mann, wie Luzifer selbst, Gott Bedingungen und weigerte sich, seine Autorität anzuerkennen, wenn er diese Bedingungen nicht erfüllen würde.
Die Menschen lieben natürlich das Wunderbare und alles, was ihrem Stolz schmeichelt. Müntzers Ideen wurden von einem beträchtlichen Teil der kleinen Herde angenommen, der er vorstand. Als nächstes prangerte er jede Ordnung und Zeremonie im öffentlichen Gottesdienst an und erklärte, dass Gehorsam gegenüber Fürsten dem Versuch gleichkäme, sowohl Gott als auch Belial zu dienen. Dann marschierte er an der Spitze seines Gefolges zu einer Kapelle, die von Pilgern aus allen Himmelsrichtungen aufgesucht wurde, und zerstörte sie. Nach dieser Gewalttat war er gezwungen, die Gegend zu verlassen, und wanderte von Ort zu Ort in Deutschland und ging sogar bis in die Schweiz, wo er überall den Geist der Rebellion erregte und seinen Plan für eine allgemeine Revolution entfaltete.
Den Menschen, die bereits begannen, das Joch des Papsttums abzuschütteln, wurden nun auch die Einschränkungen der staatlichen Autorität zu viel. Müntzers revolutionäre Lehren, für die er sich auf Gott berief, verleiteten sie dazu, jede Zurückhaltung aufzugeben und ihren Vorurteilen und Leidenschaften freien Lauf zu lassen. Es folgten die schrecklichsten Szenen des Aufruhrs und der Unruhen, und die Felder in Deutschland wurden mit Blut getränkt.
Martin Luther: Stigmatisierung durch Schubladendenken
Die Qual, die Luther so lange zuvor in seiner Zelle in Erfurt erlebt hatte, bedrückten seine Seele nun doppelt so stark, als er die Auswirkungen des Fanatismus auf die Reformation sah. Die Fürsten wiederholten ständig, und viele glaubten es auch, dass Luthers Lehre die Ursache des Aufstandes gewesen sei. Obwohl dieser Vorwurf jeglicher Grundlage entbehrte, konnte dies den Reformator ja nur in große Bedrängnis bringen. Dass das Werk des Himmels auf diese Weise herabgewürdigt werden sollte, indem es mit dem niederträchtigsten Fanatismus in Verbindung gebracht wurde, schien mehr zu sein, als er ertragen konnte. Andererseits hassten Müntzer und alle Anführer der Revolte Luther, weil er sich nicht nur ihren Lehren widersetzte und ihren Anspruch auf göttliche Inspiration leugnete, sondern sie auch zu Rebellen gegen die staatliche Obrigkeit erklärt hatte. Als Vergeltung denunzierten sie ihn als niederen Heuchler. Er schien die Feindschaft der Fürsten und des Volkes auf sich gezogen zu haben.
Die Anhänger Roms frohlockten, weil sie den baldigen Untergang der Reformation erwarteten, und machten Luther sogar für die Irrtümer verantwortlich, um deren Korrektur er sich am meisten bemüht hatte. Indem die fanatische Partei fälschlicherweise behauptete, man habe ihr großes Unrecht angetan, gelang es ihr, die Sympathien großer Volksteile zu gewinnen. Wie es meist bei denen der Fall ist, die sich auf die falsche Seite schlagen, betrachtete man sie als Märtyrer. Die alles daran setzten, das Werk der Reformation zu zerstören, wurden daher bemitleidet und als Opfer von Grausamkeit und Unterdrückung gepriesen. All dies war das Werk Satans, angetrieben von demselben Geist der Rebellion, der sich zuerst im Himmel manifestiert hatte.
Satans Streben nach Vorherrschaft hatte Zwietracht unter den Engeln verursacht. Der mächtige Luzifer, »der Morgensohn«, forderte mehr Ehre und Autorität, als sie selbst der Gottessohn erhielt; und da ihm dies nicht gewährt wurde, beschloss er, sich gegen die Regierung des Himmels aufzulehnen. Er wandte sich daher an die Engelscharen, beklagte sich über Gottes Ungerechtigkeit und erklärte, dass ihm großes Unrecht widerfahren sei. Mit seinen falschen Darstellungen holte er ein Drittel aller himmlischen Engel auf seine Seite; und ihre Verblendung war so stark, dass sie sich nicht korrigieren ließen; sie hingen an Luzifer und wurden mit ihm des Himmels verwiesen.
Seit seinem Fall hat Satan das gleiche Werk der Rebellion und der Falschheit fortgesetzt. Er arbeitet unablässig daran, den Verstand der Menschen zu täuschen und sie dazu zu bringen, Sünde Gerechtigkeit und Gerechtigkeit Sünde zu nennen. Wie erfolgreich ist sein Werk gewesen! Wie oft werden Gottes treue Diener mit Tadel und Vorwürfen überschüttet, weil sie furchtlos für die Wahrheit eintreten! Männer, die nur Agenten Satans sind, werden gelobt und geschmeichelt und sogar als Märtyrer betrachtet. Aber diejenigen, die für ihre Treue zu Gott geachtet und deshalb unterstützt werden sollten, werden geächtet und stehen unter Verdacht und Misstrauen. Der Kampf Satans endete nicht, als er aus dem Himmel verwiesen wurde; er wurde von Jahrhundert zu Jahrhundert fortgesetzt, sogar bis heute ins Jahr 1883.
Wenn eigene Gedanken für Gottes Stimme gehalten werden
Die fanatischen Lehrer ließen sich von Eindrücken leiten und nannten jeden Gedanken des Verstandes die Stimme Gottes; folglich gingen sie bis zum Äußersten. »Jesus«, sagten sie, »hat seinen Nachfolgern befohlen, wie die Kinder zu werden«; deshalb tanzten sie durch die Straßen, klatschten in die Hände und warfen sich sogar gegenseitig in den Sand. Einige verbrannten ihre Bibeln und riefen dabei aus: »Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig!« Die Geistlichen benahmen sich auf dem Pult äußerst stürmisch und ungebührlich, sprangen sogar manchmal von der Kanzel in die Versammlung. So wollten sie praktisch veranschaulichen, dass alle Formen und Ordnungen von Satan stammten und es ihre Pflicht sei, jedes Joch zu zerbrechen und ihre Gefühle auch authentisch zu zeigen.
Luther protestierte kühn gegen diese Grenzüberschreitungen und erklärte der Welt, dass die Reformation sich völlig von diesem ungeordneten Element unterscheide. Diese Missbräuche wurden ihm jedoch weiterhin von denen vorgeworfen, die sein Werk stigmatisieren wollten.
Rationalismus, Katholizismus, Fanatismus und Protestantismus im Vergleich
Furchtlos verteidigte Luther die Wahrheit gegen die Angriffe von allen Seiten. Gottes Wort erwies sich in jedem Konflikt als mächtige Waffe. Mit diesem Wort kämpfte er gegen die selbsternannte Macht des Papstes und die rationalistische Philosophie der Gelehrten, während er fest wie ein Fels gegen den Fanatismus stand, der sich die Reformation zunutze machen wollte.
Jedes dieser gegensätzlichen Elemente setzt auf seine Weise das sichere Wort der Prophezeiung außer Kraft und erhob die menschliche Weisheit zur Quelle religiöser Wahrheit und Erkenntnis: (1) Der Rationalismus vergöttert die Vernunft und macht sie zum Kriterium für die Religion. (2) Der römische Katholizismus beansprucht für seinen souveränen Pontifex eine Inspiration, die in ununterbrochener Linie von den Aposteln abstammt und durch alle Zeiten hindurch unveränderlich ist. Auf diese Weise wird jede Art von Grenzüberschreitung und Korruption mit dem heiligen Mantel des apostolischen Auftrags legitimiert. (3) Die Inspiration, die Müntzer und seine Anhänger für sich in Anspruch nehmen, entspringt keiner höheren Quelle als den Launen der Fantasie, und ihr Einfluss untergräbt jede menschliche oder göttliche Autorität. (4) Wahres Christentum stützt sich jedoch auf Gottes Wort als große Schatzkammer der inspirierten Wahrheit und als Maßstab und Prüfstein alle Eingebungen.
Aus Signs of the Times, 25. Oktober 1883
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