Bin ich mir selbst ausgeliefert oder kann ich die Schubkräfte in mir für Gott und zum Segen für meinen Nächsten nutzen? Von Kai Mester
Lesezeit: 7 Minuten
Anhand von Orangensaft und Kaffee können wir uns vielleicht der Frage besser nähern. Das ist emotional und politisch etwas neutraler.
Bist du ein Orangensaft- oder ein Kaffeeliebhaber? Ein O-Saft- oder Kaffeetrinker? Heißt Liebhaber auch gleichzeitig Trinker? Was ist der Unterschied? Bist du ein O-Saftler oder ein Kaffeeaner? Was ist deine Getränke-Orientierung, was deine Getränke-Identität? Hast du darauf Einfluss oder musst du letztlich vor ihrer tiefen Verwurzelung in dir kapitulieren?
Junge Menschen begegnen heute einer größeren Bandbreite an sexuellem Verhalten. Vor allem über den Bildschirm sehen sie vermehrt sexuelle Anziehung und Interaktion zwischen Menschen gleichen Geschlechts oder auch häufigen Partnerwechsel. Ihnen wird erklärt, sie hätten eine sexuelle Orientierung und Identität, die sie herausfinden müssten und am besten dann auch ausleben sollten.
Die einen lieben den Geruch von Orangensaft mehr als den von Kaffee. Andere sind dem Geschmack von Kaffee völlig verfallen. Wohin orientierst du dich? Was ist deine Identität? Und liegt das tief in dir? Musst du es herausfinden, danach forschen und dann dein Coming-out praktizieren, selbst wenn es schwerwiegende Folgen für deine soziale Struktur und deinen zukünftigen Werdegang hat?
Was wenn du entdeckst, dass dich nicht Orangensaft oder Kaffee, sondern Milch oder gar Schnaps anziehen? Es gibt ja so viele Möglichkeiten. Vielleicht magst du auch mehrere Getränke oder tatsächlich alle?
Könnte es sein, dass die Rede von Orientierung und Identität nicht deine Befreiung bewirkt, sondern deine Versklavung? Versklavung an ein Verhalten, das Suchtpotenzial hat oder gesellschaftliche oder spirituelle Auswirkungen, die für dich noch gar nicht abzusehen sind? Vielleicht könnte dich deine Orientierung, deine Identität ja daran hindern, dein volles Potenzial zu erreichen!
Nicht alle Getränke sind moralisch neutral: Wasser ist am gesündesten, Schnaps am gefährlichsten für deinen Körper. Milch hängt in der Regel mit verschiedenen Standards in der Viehhaltung und auch Auswirkungen aufs Klima zusammen. Orangensaft ist beliebt als Zutatencocktail, hat möglicherweise lange Lieferwege. Cola ist eine Zuckerbombe, Bier eine Einstiegsdroge usw.
Woran willst du festmachen, wohin du dich orientierst und was deine Identität ist?
Auf sexuellem Bereich gibt es auch eine Riesenbandbreite. Nach wie vor sind gewisse sexuelle Verhaltensweisen durch staatliche Gesetze verboten. Es gibt Sexualpraktiken mit Verletzungsgefahr. Kann es sein, dass es auch sexuelle Gewohnheiten gibt, die zwar erlaubt, vielleicht sogar populär, aber dennoch hohen Zielen abträglich sind, Geist und Seele zersetzen, Familien zerstören?
Ist es nicht am besten, wenn man sich für seine eigene Orientierung entscheidet, nachdem man sich orientiert hat, sich schlau gemacht hat über die Vor- und Nachteile eines Getränks. Geruch und Geschmack allein eignen sich nicht unbedingt als Kriterium, erst recht nicht, wenn man sich an ein Getränk schon länger gewöhnt hat.
Getränk-orientiert oder -ausgerichtet bist du also doch am besten erst dann, wenn du eine informierte Entscheidung getroffen hast. Diese Entscheidung kann dann deine Identität mitprägen.
Außerdem steht für uns durch den Messias eine neue Identität bereit. »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.« (2. Korinther 5,17)
Das bedeutet nicht, dass gewisse Gerüche oder Sinnesreize keine Anziehung mehr auf dich ausüben. Aber sie werden dich nicht mehr zu schädlichen, sündigen Entscheidungen führen, weil deine Identität in Christus feststeht. Unter Umständen wirst du solcher Versuchung aus dem Weg gehen; unter Umständen kannst du aber auch dieselben Sinnesreize als Sprungbrett zu guten Entscheidungen nutzen, als Werkzeug im Dienst für Gott. Denn wir dürfen »jeden Gedanken gefangen nehmen und dem Messias unterstellen« (2. Korinther 10,5).
Statt Kaffee zu trinken, kann ich zum Beispiel beim Duft von Kaffee immer an meine Arbeit in Äthiopien denken, wo Kaffee ein wichtiger Bestandteil der Kultur ist. Ich darf den Duft mit den Menschen assoziieren, denen ich dort dienen möchte. Ich kann diese Anziehung positiv umlenken und nutzen. Kaffeeduft kann für mich Gebetsanlass sein und mich in meiner Entscheidung bestärken, eben gerade keinen Kaffee zu trinken, weil ich weiß, dass Kaffee meine Stimmung, meine Entschlossenheit und meine geistliche Hingabe beeinträchtigt. Und das wiederum würde bei jenen Menschen den Segen mindern, der ich durch Gottes Gnade für sie sein könnte.
So kann auch die Entscheidung für sexuelle Reinheit im biblischen Sinne sich Sinnesreize zunutze machen, die dich vermeintlich in eine falsche sexuelle Orientierung führen. Die Wertschätzung, die du für Menschen empfindest, die dich anziehen, kann gerade dazu führen, dass du ihnen besonders viel Respekt und sogar Herzlichkeit entgegenbringst und sie in ihrer Christus-Identität bestärkst. Du wirst dabei allen bösen Schein meiden und sie ermutigen, ein heiliges Leben in enger Gottverbundenheit zu führen, fernab von sexuellen Sünden in Geist, Wort und Tat. Dies wird nur gelingen, wenn du selbst beispielhaft vorangehst: »Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien durch die Wahrheit.« (Johannes 17,19)
Um diesen Lebensstil auszuleben und vorzuleben, brauchst du keine Eigendefinition deiner Orientierung oder Identität, und schon gar kein Coming-out. Versuchung und Sünde ist ohnehin so fluide und schwer fassbar – ein richtiger Verwandlungskünstler, dem man menschlich gesehen nicht beikommen kann. Nur Jesus hat die Sünde besiegt und uns eine Orientierung und Identität gestiftet, die uns zu Überwindern macht, ohne unsere Persönlichkeit und Individualität zu vergewaltigen. Du darfst also du bleiben und gleichzeitig deinen ganzen Egoismus kontinuierlich überwinden durch die befreiende Gegenwart von Gottes Geist und Denken in deinem Herzen. Alle Impulse und Gefühle, alle Interessen und Vorlieben darfst du ordnen lassen, neu strukturieren, reinigen und heiligen lassen, sodass dein volles Potenzial erreicht werden kann – nicht nur an Leistung und Segenskraft, sondern auch an Individualität, innerer Schönheit und Anziehungskraft. Du wirst immer liebenswerter und geliebter werden, aber auch leidensfähiger und zielgerichteter.
Da bleibt kein Raum für eine sexuelle Orientierung oder Identität außerhalb von Christus. Du wirst kein O-Saftler oder Kaffeeaner sein und sicher kein Schnapstrinker. Nichts wirst du lieber trinken als Lebenswasser, und Kaffeeduft macht dich zum Missionar. Single wie Paulus, Ehemann wie Hosea oder Familienvater wie Zacharias, das sind deine Identitäten als Mann in Christus. Du muss kein Spielball deines Testosterons werden, sondern kannst dein Testosteron als Treibstoff nutzen, um Gottes Ziele mit dir zu erreichen.
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