Von der morgendlichen Begegnung mit Gott bis zur kontinuierlichen Lebensführung im Geist: Gottes Erwählung und Gnade bindet dich ein in seinen Plan. Von Jim Hohnberger
Lesezeit: 10 Minuten
Das Hauptthema der Bibel, das Thema, um das alle Themen dieses Buches kreisen, ist der Erlösungsplan, die Verwandlung des Charakters gefallener Menschen in den Charakter des auferstandenen Retters. Geht das wirklich? Wenn ja, was ist meine Rolle in dieser Gott-Mensch-Beziehung?
Bist du kurz davor aufzugeben?
Kürzlich hielt ich ein Seminar, auf dem ich einem Mann begegnete, der mit seinem Glaubensleben ziemlich am Ende war. Seine Eltern hatten ihn christlich erzogen, er glaubte, dass die Bibel Gottes Wort ist und dass er nur in Jesus Rettung finden kann. Trotzdem schien die Verwandlung seines Charakters in den Charakter Jesu bei ihm Utopie zu sein. In fast jeder Versuchung gab er dem Fleisch nach anstatt Gottes Geist. Warum lebte er nicht das Glaubensleben, das Petrus, Jakobus und Johannes nach der Golgathaerfahrung lebten? Warum hatte Gott nicht so für ihn gewirkt, dass er ihn nicht nur von der Strafe für die Sünde sondern auch von ihrer Macht befreien konnte? Gab es etwas, was Gott gerade für ihn zu tun versäumt hatte, obwohl er es für andere wie etwa den Apostel Paulus getan hatte? Oder übersah er selbst vielleicht etwas, was er tun musste?
Vielleicht war sein Glaube kein echter Glaube, der durch die Liebe wirkt und die Seele reinigt? Konnte es sein, dass er nicht verstand, was er in dieser Gott-Mensch-Beziehung tun musste? Nach kurzem Gespräch wurde recht deutlich: Er verstand nicht, wie diese Verwandlung ganz praktisch vor sich gehen kann und dass echter Glaube immer und dauerhaft eine Liebe hervorruft, sobald der Einzelne durch Jesu Glauben das kostenlose Geschenk der Rettung angenommen hat. Die Liebesreaktion ist unser Teil bei der Gleichung dieser Rettungswissenschaft. Gott hatte diesen Mann umworben, hatte ihn zu Jesus gezogen, doch er hatte seinen Willen Gottes Willen nicht zugeneigt.
Lade dich auf mit seinem Strom!
Widerstehen wir Jesu Gnade? Wenn Gott uns früh morgens weckt und uns bittet: »Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.« (Matthäus 11,28) Erwacht dann unser Glaube als Liebesreaktion? Steht er auf zur Begegnung mit unserm Heiland? Findet er dort Stärke und Hilfe für die Aufgaben und Anfechtungen des Tages? Oder schlummert unser Glaube, schläft er im Fleisch, statt im Geist zu wachen?
Jesus fand seine Kraft durch die Begegnung mit seinem Vater ganz früh am Morgen jedes einzelnen Tages. »Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort.« (Markus 1,35) Das ist das Beispiel echten Glaubens, eines Glaubens, der weiß, dass er Kraft von außerhalb braucht, um den Tag über lebendig und bewahrt zu bleiben. So hat es uns Jesus vorgemacht. Wir erfahren, dass »er als Mensch Gottes Thron mit Flehen suchte, bis sein Menschsein mit himmlischem Strom aufgeladen war, der die Menschen mit Gott verbinden soll. Seine Erfahrung soll unsere sein.« (The Desire of Ages, 363; vgl. Das Leben Jesu, 355) Ist sie deine Erfahrung? Wenn nicht, ist es kein Wunder, dass du dich abzappelst.
Wir dürfen alle dem Beispiel Jesu folgen und durch eine Liebesantwort unserem himmlischen Vater begegnen. Wir dürfen jeden Morgen unseres Lebens mit ihm Gemeinschaft haben und uns dort so mit der Lebens- und Kraftquelle verbinden, dass wir in den Tag hineingehen können und wollen und zwar mit dem bleibenden Vertrauen zu dem Einen, der »mächtig ist zu helfen.« (Jesaja 63,1)
Wie bleibe ich »online«?
Liebe Freunde, sobald wir uns auf den Knien durch Jesus mit Gott verbunden haben, ist es wichtig, dass wir mit ihm verbunden bleiben auch nach dem Aufstehen. Den ganzen Tag über wirbt Gottes Geist ständig um die Hingabe unserer Gedanken, Worte und Taten. Hierin gilt es, beständig zu wachen und zu beten, dass wir ihn nicht bewusst loslassen und dem Fleisch Raum geben. Hier versagen so viele Christen immer wieder. Der Apostel Paulus warnt uns in seinem Brief an die Galater: »Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr’s denn nun im Fleisch vollenden?« (Galater 3,3) In anderen Worten: Wenn Gott uns gebeten hat, unser Leben in seine Hand zu legen und wir durch den Geist eingewilligt haben in eine Liebesantwort, wird er dann nicht weiter mit seinem Geist zu uns reden, den ganzen Tag über? (Jesaja 30,21) Wird der Geist uns nicht durch unser Gewissen sagen, welche Gedanken wir bedenkenlos denken dürfen (Philipper 4,8) und welchen Gedanken es zu widerstehen gilt? (Jakobus 1,14.15) Wird der Geist des HERRN uns nicht eingeben, »schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn« zu sein? (Jakobus 1,19) Ja, Gott ist treu. Er erinnert uns, denn er sagt: »Ich bin bei euch alle Tage.« (Matthäus 28,20)
Gott hat versprochen, uns jeden Tag und jede Stunde unseres Lebens zu führen. Doch auch wir haben einen Part zu übernehmen: Wir dürfen die Bereitschaft für die Zurüstung aufbringen. Die Bereitschaft, zwischen der Stimme des Fleisches und der Stimme des Geistes zu wählen. Weil wir glauben, lieben wir und weil wir lieben, wählen wir und legen dadurch fest, wogegen wir kämpfen – gegen Gott oder das Fleisch. So war es auch beim Apostel. Als Jesus ihn um die Hingabe seines Lebens bat auf dem Weg nach Damaskus, stand er vor der Wahl, entweder zu widerstehen und die Früchte des Fleisches zu ernten oder dem Fleisch zu widerstehen und den Geist zu empfangen. Seine Reaktion kann auch unsere sein, dauerhaft für unser ganzes Leben, den ganzen Tag. Sie steht in Apostelgeschichte 9,6 (unrev. Luther): »Herr, was willst du, dass ich tun soll?« (vgl. Apg. 22,10) Ist das nicht eine schöne Reaktion, leicht verständlich und doch voller tiefgreifend verändernder Kraft? Als Paulus sich für den Geist öffnete, verwandelte dieser seinen Charakter in den Charakter Jesu. Er war nicht länger Saulus, der Mann im Fleisch, sondern Paulus, der Mann im Geist.
Das darf auch mit uns geschehen. Wenn Gott uns ruft: Gib mir dein Leben!, wenn er uns täglich bittet, Lass dein Ich sterben! (1. Korinther 15,31), dann befinden wir uns mittendrin in der Verwandlung vom Leben im Fleisch zum Leben im Geist. Denn der Geist ermutigt uns immer: »Weicht nicht vom HERRN ab, sondern dienet dem HERRN von ganzem Herzen.« (1. Samuel 12,20) Wenn wir auf diesen Gnadenruf an unsere Herzen antworten, restauriert Gott in uns sein Bild. Das ist die Bedeutung von Philipper 2,12.13: »Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.«
Keine Angst vor Gott
Gott will nicht, dass wir Angst haben, er würde sein Versprechen brechen und seine Geduld oder sein Mitleid verlieren. Fürchten wir uns lieber davor, dass wir nicht wollen, was Gott will und davor, dass wir wollen, was uns unsere ererbten und gepflegten Wesenszüge sagen. Fürchten wir uns davor, dass unser Ich sich zwischen unsere Seele und unseren Meister stellt, dass unser Eigenwille einen Strich durch die hohe Berufung macht, zu der Gott uns berufen hat. Fürchte dich davor, dich auf deine Kraft zu verlassen, davor, deine Hand aus Gottes Hand zu ziehen und zu versuchen, den Weg ohne seine bleibende Gegenwart zu gehen.
Freunde, das ist eine gesunde Furcht, eine Furcht, die unsere Abhängigkeit bei Gott sieht und nicht in uns selbst. Hier werden Lieblingssünden überwunden; böse Gedanken aus dem Sinn vertrieben; böse Gewohnheiten aus dem Seelentempel hinausgefegt. Die Neigungen, die in eine falsche Richtung gehen, werden umgelenkt. Falsche Veranlagungen und Gefühle werden verändert, neue Handlungsgrundsätze werden vermittelt und eine neue Kreatur wird in unserem Herrn Jesus Christus geboren. Eine völlige Verwandlung unseres Charakters findet statt, Tag für Tag, wenn wir zu Gott Ja und zu uns selbst Nein sagen.
So einfach ist das. »Mich Gott unterwerfen bedeutet, dass ich wiederhergestellt werde.« Das ist die Rettungswissenschaft von der Macht der Sünde und ihrer Strafe. Das ist keine Werksgerechtigkeit, Freunde, es ist echter Glaube; Glaube, der durch die Liebe wirkt und die Seele reinigt. Es ist der Glaube der Märtyrer, der Glaube der Apostel und der Glaube der Reformatoren. Sie alle ließen sich von Gott voll und ganz besitzen. Es ist der Glaube, der zu jeder Zeit und an allen Orten aus vollem Herzen sagt: »Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!« (Lukas 22,42) Wenn wir uns von Gott so besitzen lassen, dass wir sogar unsere Gedanken, Worte und Taten durch Jesus filtern, bevor wir sie ausdrücken, dann sind wir wirklich verwandelt.
Wozu ist jeder erwählt?
Freunde, lasst uns unsere Berufung und Erwählung festmachen (2. Petrus 1,10). Wir sind erwählt, unsere eigene Errettung mit Furcht und Zittern zu schaffen, indem wir ständig zu Gott Ja sagen und zu uns selbst Nein. Wir sind erwählt, die Rüstung zu tragen, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. Wir sind erwählt, die Mittel einzusetzen, die Gott in unsere Reichweite gestellt hat, und gegen die unheilige Lust Krieg zu führen, während Satan das Spiel des Lebens um unsere Seelen spielt. Wir sind erwählt zu wachen und zu beten, die Schrift zu erforschen und die Versuchung zu fliehen. Wir sind erwählt, immer Glauben zu haben. Wir sind erwählt, jedes Wort, das aus Gottes Mund geht, zu befolgen, damit wir nicht nur Hörer sondern auch Täter des Wortes sind. Das ist biblische Erwählung! Das ist wahrer Glaube, der immer und überall mit Gottes Gnade zusammenwirkt. Dieses Leben absoluter Abhängigkeit, absoluten Vertrauens, absoluter Hingabe bringt völlige Verwandlung und ist heute für jeden erhältlich – in diesem Moment!
Freunde, wir haben bis jetzt ein Leben nach unserer eigenen Lust geführt. Möchtet ihr nicht heute beginnen, durch die Gnade des Himmels, ein Leben zu führen, das ganz und gar der Steuerung durch Gottes Geist ausgeliefert ist? Möchtest du nicht jetzt ein Leben wählen, in dem Jesus »alles in allem« ist? (Kolosser 3,11) Denn das meint Gott, wenn er sagt: »Lasst euch verwandeln.« (Römer 12,2 Elberfelder Fußnote)
Zuerst im Deutschen erschienen in: Unser festes Fundament, 7-1999
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