Gottes Willen erkennen – Teil 4: Wer hat mir etwas zu sagen?

Gottes Willen erkennen – Teil 4: Wer hat mir etwas zu sagen?
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Ich habe mir bei Menschen Rat geholt, weil ich vor einer schweren Entscheidung stehe. Wie soll ich nun mit ihrem Rat umgehen? Wie kann ich vermeiden, dass ich zur Marionette anderer Menschen werde? von Vernon Shafer

Im dritten Teil dieser Serie haben wir überlegt, bei wem man sich vor schwierigen Entscheidungen Rat holen kann. Doch das will mit Bedacht geschehen, wie wir gleich sehen.

Eine kleine Gruppe von engagierten Gläubigen studierte und erkannte: Lasst uns etwas tun, lasst uns die Menschen warnen. So entschlossen sie sich, von Haus zu Haus Schriften zu verteilen. Dankbar gingen sie an die Arbeit. Schon bald fanden sie Interessierte und waren von ihrem Erfolg begeistert. Doch solch ein Erfolg bleibt selten unbemerkt. Schon bald erfuhr die regionale Kirchenleitung davon und wollte wissen: »In welchem Auftrag tun Sie das?« Kommt uns das bekannt vor?

Jesus hat etwas Ähnliches erlebt: »Dann ging Jesus in den Tempel und sprach zu den Menschen. Sofort bedrängten ihn die Hohen Priester und Führer des Volkes mit der Frage: ›Wer hat dir das Recht gegeben, hier in dieser Weise aufzutreten? Wer gab dir die Vollmacht dazu?‹« (Matthäus 21,23 Hoffnung für alle)

In unserm Beispiel war es nicht der klare biblische Auftrag oder der Rat des Geistes der Weissagung, der die Kirchenleitung milde stimmte. Nein, sie ließ sich erst beruhigen, als man ihr versicherte, dass man die Genehmigung der übergeordneten Stelle eingeholt hatte.

Wenn wir Gottes Willen für die letzte Zeit verstehen wollen, ist es entscheidend, dass wir den Auftrag kennen, der uns gegeben ist.

In Teil drei dieser Artikelserie haben wir gesehen, dass Gott uns rät, demütig, lernwillig und offen für den Rat weiser und gottesfürchtiger Menschen zu sein. Gott beschreibt in seiner Liebe und seiner Sorge um unser geistliches Wachstum sehr genau die Eigenschaften der Personen, deren Rat wir einholen sollen.

»Gott gerät in Verruf und das Evangelium wird missbraucht, wenn seine Diener sich auf den Rat von Menschen verlassen, die nicht unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen. Weltliche Weisheit ist in Gottes Augen Torheit. Wer sich von ihr abhängig macht, wird garantiert irregehen.« (The Desire of Ages, 354)

Einerseits heißt es: »Wo viele Ratgeber sind, da ist Wohlergehen.« (Sprüche 11,14 Schlachter) Gleichzeitig wird davor gewarnt, sich auf Menschen zu verlassen. Ist das kein Widerspruch?

Die Balance zwischen Beratung und Freiheit

»Letzte Nacht ging folgende Ermahnung an dich: ›Berate dich mit deinen Geschwistern! Deine Pläne bedürfen der sorgfältigen Betrachtung durch andere.‹ Wir sind zwar davor gewarnt, uns von anderen Menschen abhängig zu machen und ihrer Weisheit zu vertrauen, und der Versucher will auch die Menschen vom Weg abbringen, indem sie Fleisch zu ihrem Arm machen, statt bei Jesus Kraft und Erfolg zu suchen. So kam es dann oft auch. Satan hat diese Falle aufgestellt, um Menschen zu fangen und sie für seine Sache zu gewinnen. Er will, dass sie sich auf ihre sterblichen Mitmenschen verlassen.

Wird jedoch auf diese Gefahr hingewiesen, so nutzt der Feind diese Warnung dazu, allen, die gerne ihrem eigenen Urteil folgen, einzureden, sie seien frei, zu schalten und zu walten, ohne sich mit ihren Glaubensgeschwistern zu beraten … Menschen fallen in ein Extrem, um nach empfangener Korrektur ins andere Extrem zu fallen.

Du schwebst in Gefahr, Fehler zu begehen, wenn du weiter deine scheinbar guten Plänen verfolgst … Eine Beratung mit deinen Geschwistern wäre gut für dich, sonst entwickeln sich deine Pläne und Methoden zu schnell.« (Testimonies to Ministers, 313-314)

Wie immer sind Gottes Anweisungen herrlich ausgewogen. Einerseits warnt er uns: Werde nicht zu eigenständig; meine nicht, auf deine Geschwister verzichten zu können und selbst alle Antworten zu haben! Andererseits ermutigt er uns, uns mehr auf ihn zu stützen als auf den Arm von Menschen, und die Vernunft, die er uns gegeben hat, auch einzusetzen und weiterzubilden, sodass wir unter seiner Anleitung ein kritisches und hochempfindliches, geistliches und geheiligtes Urteilsvermögen entwickeln.

Sich nicht auf Menschen verlassen

Der HERR kennt die große Gefahr menschlicher Berater besser als wir. Er weiß, wie schnell wir uns auf sie zu verlassen, ja sie sogar für uns entscheiden zu lassen. Dabei gilt es doch zu lernen, uns von Gott Schritt für Schritt durch die Herausforderungen des Lebens führen zu lassen.

Deshalb hat uns der HERR auf diese Gefahr deutlich hingewiesen. Kindliches Vertrauen auf die Führung unseres liebevollen Meisters und völlige Abhängigkeit von ihm, das ist das zu erreichende Ziel. Darum warnt der HERR auch immer wieder davor, dass wir unser Vertrauen auf Menschen setzen. Er ermutigt uns, unsere Fähigkeit, Gottes Willen zu erkennen, einzusetzen und zu trainieren. Als Gemeinde haben wir umfangreiche Anleitung dazu erhalten.

»Verlass dich nicht auf die Meinung von Menschen, denn sie neigen zum Irrtum. Geh zum HERRN, zum Gott Israels! Er wird dir Verständnis und Wissen schenken. Stütze dich nicht auf Menschen!« (Ellen G. White 1888 Materials, 1739)

Diese Aufforderung zu übergehen, wäre gefährlich, denn: »Nur wenn die Menschen Gottes Wort studieren, seine Lehren treu ausleben und ihm bereitwillig nachfolgen, werden sie genug moralische Weisheit haben, um die geistliche Bedeutung von Jesu Worten zu erkennen. Sonst geht es ihnen wie den Jüngern, die ihn bei der Festnahme verließen.« (Ebenda, 1818)

Verantwortung übernehmen

Gott weiß alles über uns; auch dass wir sehr ungern Verantwortung bei wichtigen Entscheidungen übernehmen. Es ist ja so viel einfacher, wenn wir jemanden finden, der uns sagt, wo es langgeht.

»Bürden wir die Verantwortung für unsere Aufgabe nicht andern auf! Verlangen wir von ihnen nicht, dass sie uns sagen, was wir tun sollen! Auf den Rat von Menschen kann man sich nicht verlassen. Der HERR zeigt uns genauso gern, was zu tun ist, wie er es auch bei anderen tut. Wenn wir im Vertrauen zu ihm kommen, wird er uns seine Geheimnisse persönlich mitteilen … Wer sich entschließt, absolut nichts zu tun, was Gott missfällt, wird, wenn er ihm alles vorgelegt hat, wissen, welche Richtung er einzuschlagen hat. Er wird nicht nur Weisheit empfangen, sondern Stärke. Kraft zur Nachfolge, zum Dienst, wird ihm geschenkt, wie Jesus es versprochen hat.« (The Desire of Ages, 668)

Es besteht die Gefahr, dass wir mehr und mehr Menschen vertrauen und uns auf ihr Urteil verlassen. Unsere eigene Fähigkeit, geistlich zu unterscheiden, verkümmert – wir setzen unseren Verstand nicht mehr ein, um ein heiliges, gutes Urteil zu fällen. Wer sich auf die Meinung anderer verlässt, riskiert er von ihrem menschlichen Denken geformt zu werden, statt von Gottes Geist.

»Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.« (Apostelgeschichte 5,29) Folgen wir nämlich der Stimme der Menschen statt der Stimme Gottes, so stellen wir den Menschen an Gottes Platz und brechen das erste Gebot.

Nicht der Menschen Knecht sein

»Lass dich nicht von der Welt bekehren! Halte an deinem Glauben fest, stehe fest zu deinen Glaubensgrundsätzen – doch sei offen für neue Erkenntnis. Kein anderer Mensch kann für deinen Glauben Verantwortung übernehmen. Ehre das Kreuz Jesu und das Kreuz wird dich ehren! Jeder Mensch sei in Gott gegründet! Er lasse sich weder kaufen noch verkaufen, sondern beweise christliche Stärke! Diene keinem Menschen, weil du Angst hast, er könne für dich unangenehm werden! Wer sich auf das Gewissen eines anderen verlässt, kann kein Christ sein. Jesus starb, um Menschen aus moralischen Abhängigkeiten zu befreien, damit sie ihre gottgegebene Fähigkeit einsetzen. Kein Mensch oder Gremium darf seine Diener einschränken, solange es keine eindeutigen Beweise dafür gibt, dass dieser Mensch oder das Gremium vom Heiligen Geist getrieben ist.« (Ellen G. White 1888 Materials, 1592)

Hier zeigt uns der HERR einen weiteren Grund, warum Abhängigkeit von Menschen so gefährlich ist: Wer seine moralische Freiheit verliert, wird zum willenlosen Knecht anderer Menschen.

»Wisst ihr nicht«, sagt der Apostel Paulus, »dass, wem ihr euch zur Verfügung stellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht? Entweder Sklaven der Sünde zum Tod oder Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit? … Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gottes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit; das Ende aber ewiges Leben. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.« (Römer 6,16.22-23 Elberfelder)

Auch Jesus ließ keinen Zweifel daran: »Kein Knecht kann zwei Herren dienen; entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.« (Lukas 16,13)

Mammon bedeutet: Etwas, worauf die Welt vertraut. Ich glaube daher, dass Jesus hier nicht nur vom Materialismus spricht, sondern auch von der Abhängigkeit von anderen Menschen, wenn man ihnen wie ein willenloser Sklave dient.

Paulus führte das göttliche Prinzip weiter aus: »Denn wer als Knecht berufen ist in dem HERRN, der ist ein Freigelassener des HERRN; desgleichen, wer als Freier berufen ist, der ist ein Knecht Christi. Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte.« (1. Korinther 7,22.23)

Zur Freiheit berufen

»Alles, was wir besitzen, haben wir von Gott; es gehört ihm! Wir dürfen nicht einem Menschen zu Füßen liegen und auf seine Befehle warten; denn Gott hat uns zu freien, moralischen Werkzeugen gemacht. Er möchte, dass wir uns unsere moralische Unabhängigkeit bewahren und uns nicht an Menschen binden. Keine Macht auf dieser Erde darf unser Gewissen bestimmen. Wenn wir ›die Ohren spitzen‹, damit wir das Flüstern des Heiligen Geistes nicht überhören, dann wird er unser Denken beeinflussen. Er ist die Stimme deines Fürsprechers am himmlischen Hof …

Warum haben meine Brüder Unrecht bestätigt und genehmigt? Warum haben sie sich von Menschen beeinflussen lassen, die Gott weder fürchten noch den Menschen achten? Warum ließen sie sich in Gewissensfragen, in Rechtsprinzipien von einem anderen Kopf verleiten? Vielleicht meinen sie, das sei ein klügerer Kopf mit einem besseren Urteil, doch sie dürfen das Urteilen nicht andern überlassen. Öffne deinen Willen und dein Denken für den Heiligen Geist; denn er wird nicht auf das Denken und Gewissen eines anderen Menschen einwirken, um dich zu erreichen. Doch leider gaben jene, die in dem Ruf standen, reine Glaubensgrundsätze zu haben, allzu bereitwillig ihren eigenen Glauben für den eines anderen Menschen auf. Ihr Diener Gottes, widersteht fest jeglichem Abweichen von den richtigen Grundsätzen!« (Ellen G. White 1888 Materials, 1592-1593)

»Die große Sünde, die in siebenten-tags-adventistischen Kreisen Einzug gehalten hat, ist die Sünde, den Menschen zu erhöhen und ihn an die Stelle zu setzen, an der Gott stehen sollte.« (Ellen G. White 1888 Materials, 1619)

»Gott ist der Herrscher seines Volks. Er wird alle, die ihm ihr Denken öffnen, darin unterrichten, wie sie ihren Verstand benutzen können. In dem Maß, in dem sie von ihrer Fähigkeit zum Handeln Gebrauch machen, wird ihr Erfolg zunehmen. Das Erbe des HERRN setzt sich zusammen aus großen und kleinen Gefäßen, jedes hat seine spezielle Aufgabe. Das Denken eines, zweier oder dreier Menschen kann kein sicherer Wegweiser für alle sein. Lasst alle auf Gott schauen, auf ihn vertrauen und an seine Kraft glauben! Geht mit Jesus unter ein Joch, nicht mit Menschen; denn Menschen haben keine Kraft, euch vor dem Fallen zu bewahren.« (Ebenda, 1620)

Sich nicht beherrschen lassen

Wenn wir unsere Entscheidungen von anderen abhängig machen, dann laden wir sie ein, uns zu beherrschen! Das will Gott jedoch nicht. Satan liegt ständig auf der Lauer. Er wird die verführen, die gerne die Dinge in die Hand nehmen, das Leben und Gewissen anderer zu beherrschen. »Satan beherrscht sowohl das Gemüt, das sich von andern bestimmen lässt, als auch das Gemüt, das andere bestimmt.« (Mind, Character, and Personality 2, 709)

Dies ist kein neues Phänomen in der Kirche. Zu diesem Thema hat der HERR viele Ratschläge gegeben. Beachtenswert ist auch, dass diese Botschaften direkt an die Kirchenleitung gerichtet waren. Obwohl es nur eine Auswahl ist, zitiere ich hier einige längere Aussagen, weil sie aus einer so wichtigen Sammlung stammen, die leider wenig gelesen wird:

»Der HERR billigt keinerlei eigenwillige Autoritätsaneignung, noch unterstützt er ein bisschen Egoismus und Unehrlichkeit im zwischenmenschlichen Umgang. Dennoch ist dieses Verhalten bei der Verwaltung von Geschäften zu Tage getreten, die mit dem Werk zusammenhängen … Worte können nicht stark genug ausdrücken, wie verletzend der Versuch ist, zu beherrschen oder zu demontieren, was vor Jahren offenbart und in der Praxis umgesetzt wurde.

Da mir der Zustand im Büro … durch den Heiligen Geist gezeigt wurde, habe ich die Botschaft nicht verschwiegen, die Gott mir für die Männer in verantwortlicher Stellung gegeben hat. Immer wieder wurde ich bewogen, den Egoismus zu tadeln, der, wie du weißt, in vielen Zweigen des Werkes vorherrschte. Menschen, die wenig vom Wirken des Geistes Gottes an ihren Herzen verstehen, haben sich selbst maßlos erhöht und es unternommen, andere zu zwingen, ihre Bedingungen zu akzeptieren und unter ihre Weisungsbefugnis zu kommen.

Es gibt Menschen, die neben sich kein anderes Urteil dulden. Sie engen das Werk ein, indem sie die Vorschläge erfahrener Menschen übergehen, weil diese Ideen nicht in ihre Pläne passen. Gleichzeitig sind genau diese Leute nicht bereit, anderen ihr unabhängiges Urteil zuzugestehen. Pläne werden umgesetzt, die die Freiheit der Arbeiter einschränken. Durch dieses Joch werden Menschen, die frei in Gott wirken sollen, durch Restriktionen von Menschen gehemmt, die in Wirklichkeit nur ihre Mitarbeiter sind.

Menschen in Amt und Würden … haben gehandelt, als könnten sie die Intelligenz und das Gewissen anderer Menschen beurteilen und diese zugunsten ihrer Ziele manipulieren. Sie hatten Gelegenheit zu zeigen, wie sehr Gottes Sache ihnen wirklich am Herzen liegt. Wenn das Werk vorangebracht werden kann durch ihre Pläne, andere zum Opfern für die Sache Gottes zu drängen, freuen sie sich über den Wohlstand. Während sie allen möglichen Nutzen für sich selbst ziehen, denken sie, sie dürften jene unterdrücken, die Gott gebraucht, um Licht zu verbreiten. Aus der Arbeit dieser Personen haben sie wenig gemacht. Aber aus der eigenen machten sie viel, obwohl diese den Stempel ungeheiligter menschlicher Werkzeuge trug. Es wäre für das Werk heute besser, wenn es nie in die Hände dieser Männer gelangt wäre. Sie haben versucht, ihre Ideen denen aufzuzwingen, die viel mehr für die Sache brannten als einige dieser ›Weisungsbefugten‹.

Wie passt der Geist der Selbsterhöhung und des Strebens nach eigenmächtiger Autorität zu dem Geist und dem Vorbild Jesu? Unser Volk, das von Religionsfreiheit spricht, hat noch Einiges darüber zu lernen, was Freiheit in Christus wirklich bedeutet. Der HERR hat die praktizierte Unterdrückung zur Kenntnis genommen. Den Männern, die auf eine Weise arbeiten, die nicht im Einklang mit biblischen Grundsätzen steht, sagt er: Die Mittel, die ihr in dieser Weise einsetzt, kann ich nicht akzeptieren.« (Ellen G. White 1888 Materials, 1357-1359)

Trocken wie die Berge von Gilboa

»Ich rufe euch erneut auf: Seid eifrig und tut Buße! Ihr habt euren Eifer gezeigt mit starken Worten und Repressalien gegen eure Geschwister. Nun flehe ich euch an: Zeigt, dass ihr wirklich bereut, bevor es für immer zu spät ist …

Ihr seid begrenzt, fehlerhaft und unheilig und meint, Gottes Kinder müssten von euch gemaßregelt werden, ihr müsstet für sie planen und sie auf Linie bringen. Die Politik, für deren Durchsetzung ihr euch in Gottes Werk so mühevoll eingesetzt habt, verletzt Gott. Er hat es nie gutgeheißen, wenn Menschen, die offensichtlich für den Heiligen Geist verschlossen sind, durch Organisation, Erziehung oder Gesetze Macht ausüben und andere mit ihrer Gleichgültigkeit gegenüber dem Wirken des Geistes anzustecken. In diese Richtung aber war alles angelegt. Ihr habt es denen schwer gemacht, die ihr nicht besonders mögt, während andere, die sich selbst dienen, bevorzugt und befördert wurden. Parteilichkeit und Heuchelei haben Gottes Geist aus vielen Herzen vertrieben und sie genauso ohne seine Gnade zurückgelassen, wie die Berge von Gilboa ohne Tau oder Regen blieben. Seht es nicht länger als euer Vorrecht an, Gottes Erbteil zu beherrschen!« (Ebenda, 1366-1367)

Die Sichtung als Lösung

Auch warnt die Schreiberin im Namen Gottes vor den Folgen, falls diese Arbeitsweise in Gottes Werk beibehalten wird, versichert uns aber, dass Gott noch nicht die Kontrolle über alles verloren hat:

»Der HERR selbst wird die Dinge wenden, umstoßen und wieder in Ordnung bringen. Er hat die Verantwortung für sein eigenes Werk und die Verwaltung seines Volkes nicht unheiligen Menschenhänden überlassen.

Es ist schwer für Menschen, ihre eigene Schwachheit, Unkenntnis und Ohnmacht einzugestehen; schwer für das ehrgeizige Herz, Gottes Vorstellungen und Pläne mit uneingeschränktem Vertrauen und Gehorsam zu akzeptieren. Manche nehmen sich besonders wichtig und sagen durch ihren sturen Kurs: Wir wollen Gottes Weg nicht, sondern unsern eigenen.

Die Zeit steht kurz bevor, in der Gott durch seine Vorsehung deutlich machen wird, was für Grundsätze die Menschen hegen, die mit der Leitung seines Werks betraut wurden. Falls diese Menschen sich nicht bekehren, werden sie vom Werk getrennt. Doch die Aufrufe und Warnungen hatten auf ihre Herzen keine größere Wirkung als die Botschaften Jesu auf die Pharisäer; ich bange sehr um sie und hoffe, dass sie nicht auf diesem Weg weitergehen und denselben strengen und intoleranten Geist an den Tag legen wie die Pharisäer. Ich fürchte aber, dass dieselben Gerichte über sie kommen, weil sie des HERRN Tadel zurückgewiesen haben und der Stolperstein ihrer Sünde ihnen den Blick versperrt.

Meine Brüder, im Namen des HERRN rate ich euch, sein Angesicht mit Reue und Bekennen zu suchen. Bringt eure unterlassenen und verübten Sünden schon im Voraus ins Gericht, dass neben euren Namen ›vergeben‹ geschrieben wird und ihr wert gefunden werdet, vor ihm zu stehen, wenn er erscheint.« (Ebenda, 1367-1368)

Opfer werden schnell zu Tätern

Es ist leicht ernst und zustimmend zu nicken, wenn wir diese Warnungen an die Kirchenleitung lesen. Derselbe Rat bezieht sich aber auch auf jeden von uns. Wie schnell rutscht man in dieselbe Haltung hinein und übt Macht über Gottes Kinder aus.

»Gott will nicht, dass man andere Menschen für sich denken und wollen lässt.« (Mind, Character, and Personality 2, 705)

Schlussfolgerung

Es gibt einen Unterschied zwischen sturer Hartherzigkeit und fester Entschlossenheit in meinem Bemühen, Gottes Wort zu folgen. Es gibt keine Alternative zu Gottes Führung und Kraft. Nur darauf kann ich mich verlassen.

Unsere Geschwister, die Literatur verbreiteten, haben das Richtige getan. Sie haben sich mit ihren Geschwistern in der Gemeinde beraten! Seien wir bereit, dazuzulernen, wenn Gott uns dazu bewegt, für ihn zu arbeiten. Wer kooperativ ist, um Führung betet und im Geist Jesu Pläne austauscht, fördert die Einheit, um die Jesus gebetet hat.

Doch, wenn ein Mensch zeigt, dass er nicht den Kriterien entspricht, die Gott für zuverlässige Ratgeber genannt hat, sind seine Ratschläge oder Befehle mit Vorsicht zu genießen. Besteht jemand gar darauf, dass er darüber bestimmt, wie oder wo oder gar ob Gottes Werk ausgeführt werden soll, dann hat er sich zu weit aus dem Fenster gelehnt, egal welche Position er in der Gemeinde innehat.

Solche Personen brauchen unsere ernsten Gebete, denn sie stehen in großer Gefahr, unter schwerer Versuchung und unter der Kontrolle des Seelenfeindes und wissen es nicht einmal.

Gott will uns darin ausbilden, heilige Entscheidungen zu treffen und moralisch unabhängig zu sein. Das ist ein Teil seines herrlichen Plans.

Gottes herrlicher Plan

»›Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde.‹ (1. Mose 1,27) Seine Bestimmung war, dieses Bild immer deutlicher zu offenbaren, je länger er lebte, desto mehr sollte sich die Herrlichkeit des Schöpfers in ihm widerspiegeln.« (Education, 15) Gottes Herrlichkeit ist sein Charakter (Gospel Workers, 417). »Jedem Menschen, geschaffen nach Gottes Bild, sind Fähigkeiten verliehen, die denen des Schöpfers ähneln: Individualität, die Fähigkeit zu denken und zu handeln. Die Menschen, in denen sich diese Fähigkeiten weiterentwickeln, sind die Menschen, die Verantwortung tragen, Unternehmen führen und Charaktere beeinflussen. Das Werk wahrer Erziehung ist es, diese Fähigkeiten zu fördern, die Jugend zu Denkern heranzubilden und nicht zu bloßen Wiederkäuern der Gedanken anderer Menschen.« (Education, 17)

Durch seine unzähligen, trügerischen und verwüstenden Angriffe hat Satan versucht, dieses besondere Ziel von Gottes schöpferischer Macht zunichte zu machen. Doch Gott hält die Zügel noch in der Hand. »Grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit hat den Erlösungsplan ersonnen und uns ein Leben auf Bewährung eingeräumt. Im Menschen sollte das Bild seines Schöpfers wiederhergestellt werden; er sollte wieder zur Vollkommenheit gelangen, in der er geschaffen worden war; Körper, Geist und Seele sollten gefördert werden, damit die göttliche Absicht in seiner Schöpfung Gestalt gewinne – das alles gehört zum Erlösungswerk. Das ist das Ziel der Erziehung, das großartige Lebensziel.« (Ebenda, 15-16)

»Gott möchte die Menschen gerne in direkte Beziehung zu sich bringen. In seinem ganzen Umgang mit den Menschen anerkennt er den Grundsatz der persönlichen Verantwortung. Er bemüht sich, das Bewusstsein für unsere individuelle Abhängigkeit von Gott zu stärken und unser Bedürfnis nach individueller Führung zu steigern. Er möchte den Menschen mit dem Göttlichen in Gemeinschaft bringen, damit der Mensch in Gottes Bild verwandelt werden kann. Satan arbeitet daran, dies zu vereiteln. Er bemüht sich, Abhängigkeit von Menschen zu fördern. Wenn er die Gedanken von Gott weglenken kann, gelingt es dem Versucher, sie unter seine Herrschaft zu bringen. Dann kann die er den Menschen regieren.« (Mind, Character, and Personality 2, 705)

»Mir wurde immer wieder vor Augen geführt, dass Gottes Volk in diesen letzten Tagen in Gefahr schwebt, wenn es sich auf Menschen verlässt und sie zu ihrer Stütze macht. Mit dem großen Beil der Wahrheit hat Gott sie aus dem Steinbruch geholt und in seine Werkstatt gebracht, um dort mit Axt, Hammer und Meißel ihre rauen, unförmigen Kanten zu beseitigen und sie für einen Platz in seinem Gebäude anzupassen. Durch seine Propheten werden sie behauen und vierkantig gemacht. Zurechtweisungen, Warnungen, Ermahnungen und Ratschläge, die ihnen zu Herzen gehen, werden sie nach dem Beispiel Jesu formen. Herz und Charakter werden verwandelt und bleiben auf dem Weg des HERRN.

»Ich warne jetzt vor der Gefahr. Unsere Leute müssen wissen, wenn Gefahr droht. Sie dürfen nicht im Dunkeln gelassen werden.« (Ellen G. White 1888 Materials, 923-924)

Es ist Gottes Plan, Menschen zu erziehen, die »stark im Denken und Handeln sind, Menschen, die Meister und nicht Sklaven der Umstände sind, Menschen, die einen weiten Horizont haben, klare Gedanken und deren Mut ihrer Überzeugung entspricht.« (Education, 18)

»Höher als der höchste menschliche Gedanke reichen kann, ist Gottes Ideal für seine Kinder: Gottähnlichkeit – Gottgleichheit – ist das Ziel, das erreicht werden soll.« (Ebenda)

Gottes herrlicher Plan für uns reicht weit über unsre Vorstellungskraft hinaus. Manchmal tut es vielleicht weh, wenn man durchgeschüttelt wird, in Krisensituationen kommt oder schwierige Entscheidungen treffen muss. Doch dadurch kann unser Vertrauen wachsen und unsere Bindung an Gott stark werden. Er liebt uns nämlich viel zu sehr, als dass er nicht alles einsetzen würde, uns sein Ziel unverkennbar vor Augen zu malen. Er bildet uns für die Gemeinschaft im Himmel aus, auch unser Urteilsvermögen: »Wisst ihr nicht, dass wir über Engel richten werden?« (1. Korinther 6,3)

Dies war der letzte Teil der Artikelserie.

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In Deutschen zuerst erschienen in: Unser festes Fundament, 4-1997

Aus: Our Firm Foundation, Juni 1996

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